BASF-Aktie unter Druck: BASF bleibt wegen Corona vorsichtig - "Außergewöhnlich hohe Risiken"
Der weltgrößte Chemiekonzern BASF rechnet nach Rückgängen 2020 im laufenden Jahr wieder mit besseren Geschäften.
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"Für das Jahr 2021 erwarten wir, dass sich die Weltwirtschaft von dem starken Einbruch infolge der Corona-Pandemie erholen wird", sagte Unternehmenschef Martin Brudermüller am Freitag in Ludwigshafen bei der Bekanntgabe der detaillierten Zahlen des vergangenen Jahres. Allerdings blieben die Unsicherheiten über die weitere Entwicklung außergewöhnlich hoch. Die Weltwirtschaft werde Zeit brauchen, um wieder das Niveau vor der Pandemie zu erreichen.
2021 peilt das Unternehmen einen um Sondereffekte bereinigten Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) in Höhe von 4,1 bis 5 Milliarden Euro an. Analysten hatten bisher im Schnitt ein operatives Ergebnis von mehr als fünf Milliarden Euro auf dem Zettel. 2020 ging das operative Ergebnis - wie bereits bekannt - um 23 Prozent auf knapp 3,6 Milliarden Euro zurück. Der Umsatz soll 2021 auf 61 bis 64 Milliarden Euro steigen nach rund 59 Milliarden Euro im Vorjahr.
BASF habe bei den Prognosen breite Spannen angegeben, um auch das Risiko von erneuten Unterbrechungen der globalen Lieferketten sowie die damit verbundenen negativen Effekte auf die gesamte Wirtschaft zu berücksichtigen, erläuterte Brudermüller. "Wir sind aber zuversichtlich, dass wir ohne solche negativen Auswirkungen ein Ergebnis erwirtschaften können, das am oberen Rand unseres Prognoseintervalls liegt", fügte er hinzu.
Am Aktienmarkt kam der Ausblick nicht gut an. Die im DAX notierten Papiere des Chemiekonzerns verloren im frühen Handel um bis zu dreieinhalb Prozent, konnten sich aber wieder etwas erholen und gaben zuletzt knapp 2 Prozent nach. Konservative Prognosen des Chemiekonzerns seien nicht ungewöhnliches, bemerkte ein Händler. Aber die Gewinnprognose liege nun erheblich unter den Marktschätzungen. Auch Analyst Chetan Udeshi von JPMorgan glaubt, dass der Ausblick trotz des konservativen Tons einige am Markt enttäuschen dürfte. BASF sei inzwischen auch hoch bewertet.
Im laufenden Jahr dürften die Abnehmerindustrien und insbesondere die Autoindustrie zulegen, teilte BASF weiter mit. Die Weltwirtschaft werde im Vergleich zu 2020 mit voraussichtlich 4,3 Prozent erheblich wachsen. Für die globale Chemieproduktion erwartet BASF mit 4,4 Prozent ein Wachstum deutlich über dem Niveau des Vorjahres.
BASF will erst einmal keine milliardenschweren Zukäufe tätigen. Das Unternehmen werde überwiegend aus eigener Kraft wachsen, sagte Brudermüller. Das heiße aber nicht, dass BASF gar nicht mehr akquirieren werde. Es werde mittlere und kleinere Zukäufe geben. Diese könnten auch ein paar Hundert Millionen Euro schwer sein. Größere Veränderungen im Portfolio soll es aber nach dem Verkauf des Bauchemie- und Pigmentgeschäfts nicht mehr geben.
Wachstum verspricht sich Brudermüller vor allem vom neuen Verbundstandort in Südchina sowie dem Geschäft mit Batteriechemikalien für Elektroautos. "Trotz hoher Investitionen in den nächsten Jahren in diese Wachstumsaktivitäten erwarten wir, dass unser Portfolio nach dieser Transformation weniger kapitalintensiv sein wird", sagte der BASF-Chef. Im laufenden Jahr will BASF rund 3,6 Milliarden Euro investieren.
Im vergangenen Jahr fiel bei BASF wegen milliardenschwerer Abschreibungen ein auf die Aktionäre anfallender Verlust von gut einer Milliarde Euro an. 2019 hatte noch ein Gewinn nach Steuern und Minderheiten von 8,4 Milliarden Euro gestanden. Allerdings war hier ein Buchgewinn in Höhe von rund 5,7 Milliarden Euro enthalten. BASF will dennoch die Dividende stabil halten und wie im Vorjahr 3,30 Euro je Aktie zahlen. Experten hatten im Schnitt mit weniger gerechnet. Zudem soll es Boni-Zahlungen von etwa 360 Millionen Euro für die Beschäftigten geben. BASF hatte bereits Ende Januar Eckdaten für das Gesamtjahr 2020 vorgelegt.
Der Umsatz schrumpfte 2020 wie bereits bekannt leicht auf rund 59 Milliarden Euro. Vor allem die schwache Nachfrage der Auto- und Luftfahrtbranche hatte BASF in den ersten Monaten 2020 der Corona-Pandemie große Sorgen bereitet. Zuletzt liefen die Geschäfte dank einer anziehenden Nachfrage vor allem der Autobauer aber wieder besser. Umsatz und operatives Ergebnis (bereinigtes Ebit) legten im Schlussquartal 2020 im Jahresvergleich deutlich zu.
Der Konzern verschärfte wegen der Probleme noch einmal seinen Sparkurs. Bis zu 2000 Stellen weltweit will das Unternehmen in seiner erst Anfang des Jahres entstandenen Dienstleistungseinheit "Global Business Services" bis Ende 2022 abbauen. Mit den Stellenstreichungen will BASF ab dem Jahr 2023 mehr als 200 Millionen Euro jährlich einsparen. Bei der Einheit arbeiten weltweit rund 8400 Beschäftigte, davon rund 1400 in Ludwigshafen. Die Einheit kümmert sich unter anderem um Finanzen, Logistik und Personal.
Konzernchef Martin Brudermüller hatte bereits 2019 ein Sparprogramm mit der Streichung von 6000 Stellen aufgesetzt, um den Konzern profitabler zu machen. Damit will das Management den operativen Gewinn (Ebitda) ab 2021 jährlich um zwei Milliarden Euro verbessern. Der Großteil dieses Stellenabbaus ist bereits abgeschlossen. So beschäftigte der Konzern zuletzt nach Unternehmensangaben 110 000 Mitarbeiter und damit gut 7000 weniger als Ende 2019.
Derweil plant BASF weiterhin, den Öl- und Gaskonzern Wintershall Dea, an dem BASF mehr als 70 Prozent hält, an die Börse zu bringen. Allerdings hänge dies von den Marktbedingungen ab. Das IPO könne eventuell im zweiten Halbjahr und da eher ab September stattfinden, sagte Finanzchef Hans-Ulrich Engel in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Wintershall Dea ist 2019 aus der Fusion der ehemaligen BASF-Tochter Wintershall Holding GmbH und der Dea AG hervorgegangen.
Im Fokus steht die BASF-Mehrheitsbeteiligung auch wegen ihrer finanziellen Beteiligung an der vor allem von den USA stark kritisierten Ostsee-Gas-Pipeline Nord Stream 2. Über diese soll Gas direkt von Russland nach Deutschland transportiert werden. Den USA ist das ein Dorn im Auge, da sie eine zu große Abhängigkeit Europas von Russland fürchten und außerdem lieber selbst mehr eigenes Gas nach Europa verkaufen wollen. Deshalb drohen die Vereinigten Staaten mit Sanktionen gegen beteiligte Unternehmen und haben diese schon zum Teil umgesetzt. Auch in der EU und hierzulande fordern viele Politiker einen Baustopp.
LUDWIGSHAFEN / FRANKFURT (dpa-AFX)
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