Coronavirus: So haben Aktienmärkte in der Vergangenheit auf Pandemien reagiert
Die Angst vor dem Coronavirus hält Anleger weltweit weiterhin in Atem. Mit jedem Tag steigt die Zahl der Neuinfizierten und immer mehr Länder melden erste Krankheitsfälle. Dies hat auch an den internationalen Aktienmärkten große Wellen geschlagen. Zeit, einen Blick zu wagen, wie die Finanzmärkte in der Vergangenheit auf derartige Krisen reagiert haben.
Werte in diesem Artikel
• Corona-Pandemie hält Welt in Atem
• Aktienmärkte reagieren mit Abgaben
• Pessimismus nur von kurzer Dauer?
Unter Marktteilnehmern weltweit gibt es aktuell nur ein Thema: das Coronavirus. Seitdem die Lungenerkrankung Ende 2019 in der chinesischen Stadt Wuhan erstmals ausbrach, ist die Zahl der Infizierten exponentiell gestiegen. Mittlerweile sind mehr als 6.000 Fälle registriert - und das weltweit. Auch die Zahl der Todesopfer steigt täglich und liegt aktuell bei 132 (Stand: 29. Januar 2020). Wie es seitens eines chinesischen Lungenexperten heißt, dürfte der Zenit damit noch nicht erreicht sein. Gegenüber der Deutschen Presseagentur sagte er, die Klimax des Ausbruchs in China dürfe erst in sieben bis zehn Tagen erreicht worden sein.
So reagierten die Aktienmärkte
Dementsprechend ist es nicht weiter verwunderlich, dass sich Anleger erst einmal aus risikobehafteten Assets wie Aktien zurückziehen. Der stärkste auf das Coronavirus zurückzuführende Kursrückgang wurde bislang am Montag verzeichnet: Der DAX verabschiedete sich 2,74 Prozent tiefer aus dem Handel bei 13.204,77 Punkten und fiel damit wieder deutlich von seinem erst vor kurzem erreichten Rekordhoch zurück. Auch an den US-Börsen ging es abwärts: Der Dow Jones gab letztlich 1,57 Prozent nach, der NASDAQ Composite verließ den Handel 1,89 Prozent leichter. In Asien ging es für den Nikkei 2,03 Prozent nach unten.
Die SARS-Pandemie 2002/2003
Angesichts dieser negativen Entwicklung dürfte es für viele Marktteilnehmer interessant sein zu erfahren, wie die internationalen Aktienmärkte auf vergangene pandemische Krankheitsausbrüche reagiert haben. Nicht wenige Anleger fühlen sich aufgrund des sprunghaften Anstiegs der Neuinfizierten in kürzester Zeit an den SARS-Ausbruch in den Jahren 2002/2003 erinnert. So steckten sich zum Höhepunkt der SARS-Pandemie im April 2003 insgesamt rund 8.100 Menschen mit der Krankheit an, 774 Personen verstarben, wie aus Daten der WHO hervorgeht.
Wie Marktdaten von Dow Jones offenbaren, war der negative Einfluss des SARS-Ausbruchs auf den US-Aktienmarkt jedoch nur von kurzer Dauer. So legte der S&P 500 nach April 2003 innerhalb von sechs Monaten satte 14,59 Prozent zu. Innerhalb von zwölf Monaten war es ein Kursanstieg von 20,76 Prozent. Ähnlich verhielt es sich nach dem Ausbruch der Schweinegrippe im Jahr 2009. Hier konnte der marktbreite US-Index innerhalb eines halben Jahres nach der Schweinegrippe 18,72 Prozent zulegen, innerhalb von zwölf Monaten waren es sogar 35,96 Prozent. Dies sagt natürlich noch nichts darüber aus, wie sich die Kapitalmärkte nach einer erfolgreichen Bekämpfung des Coronavirus verhalten werden, jedoch dürfte es für nervöse Anleger beruhigend sein zu wissen, dass es in der Vergangenheit nach dem Ausverkauf auch immer wieder nach oben ging.
Eine neue Welt
Dennoch ist auch zu sehen, dass die Welt heutzutage natürlich besser vernetzt ist, als noch vor zehn oder gar 17 Jahren. So argumentiert der Stratege Seema Shah von Principal Global Investors, dass insbesondere Soziale Netzwerke die Nachrichten heutzutage schneller verbreiten würden. Daneben seien auch die internationalen Lieferketten weitaus verzweigter und enger miteinander verwoben und zu guter Letzt wäre der Aktienmarkt aktuell schon sehr teuer. Alles Faktoren, die dazu beitragen würden, die Finanzmärkte anfälliger zu machen für den Einfluss unvorhersehbarer Ereignisse.
Ausbruch kommt zu schlechtem Zeitpunkt
Hinzu kommt, dass die Ausbreitung des Coronavirus noch dadurch angetrieben wird, dass in China aktuell die Feierlichkeiten des Neujahrsfestes stattfinden, zu der die Menschen traditionell die Gelegenheit nutzen, Verwandte und Freunde zu besuchen, was eine Verbreitung natürlich noch wahrscheinlicher macht.
Die Experten der Société Générale schätzten dementsprechend kürzlich, dass sich die Corona-Pandemie auf die Finanzmärkte doch stärker auswirken dürfte als es beispielsweise der SARS-Ausbruch getan hat. So argumentiert SocGen-Analyst Frank Benzimra, dass die chinesische Wirtschaft heute deutlich besser in den Welthandel integriert wäre. Sobald man die Krankheit jedoch erfolgreich in den Griff bekommen werde, sieht er in Südkorea sowie Großchina das größte Erholungspotenzial.
Ein positiver Faktor, der für eine schnellere Erholung der globalen Aktienmärkte spricht, ist die Tatsache, dass die WHO in Sachen Coronavirus sehr viel schneller informiert wurde als noch zu Zeiten der SARS-Pandemie, deren Ausmaß lange unterschätzt wurde. So konnten viel schneller die nötigen Maßnahmen ergriffen werden.
Redaktion finanzen.net
Weitere News
Bildquellen: SamaraHeisz5 / Shutterstock.com