ROUNDUP: Nestle senkt Mittelfristziele - Sparprogramm ausgeweitet

19.11.24 10:32 Uhr

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VEVEY (dpa-AFX) - Nach schwierigen Zeiten will der neue Nestle (Nestlé)-Chef Laurent Freixe das zuletzt enttäuschende Wachstum des Lebensmittelkonzerns wieder in Gang bringen. Neben höheren Investitionen in Werbung sowie einer beschleunigten Digitalisierung soll der Fokus auf milliardenschweren Kosteneinsparungen liegen. Zugleich wird das Wassergeschäft künftig als eigenständiger Bereich geführt, wie der Manager am Dienstag auf einem Kapitalmarkttag in Vevey erläuterte. Von den ambitionierteren Mittelfristzielen seines Vorgängers Mark Schneider verabschiedete sich der Vorstand.

Die Börse reagierte auf die Pläne nur kurz erfreut: Die zuletzt kräftig unter Druck geratene Aktie drehte nach anfänglichen Kursgewinnen wieder ins Minus und verlor am Vormittag gut ein Prozent. Seit dem Jahreswechsel hat das Papier rund ein Fünftel an Wert eingebüßt.

"Ich bin zuversichtlich, dass wir ein führendes, nachhaltiges und profitables Wachstum erzielen und Marktanteile gewinnen können und dabei Nestle gleichzeitig auf langfristigen Erfolg ausrichten werden", sagte Freixe laut Mitteilung. Der Konzern mit bekannten Marken wie Maggi, Starbucks-Kaffee, Babyernährung von Beba und der Tierfuttermarke Purina verfüge über ein vielfältiges und strategisch gut aufgestelltes Produktportfolio.

Das Umsatzwachstum aus eigener Kraft werde nun mittelfristig "in einem normalen Geschäftsumfeld" 4 Prozent plus betragen, teilte der Konzern weiter mit. Dabei werde die zugrunde liegende operative Ergebnismarge auf mittlere Sicht bei 17 Prozent plus erwartet. Bislang hatte das Management ein Wachstum von 4 bis 6 Prozent sowie eine Marge von 17,5 bis 18,5 Prozent für die Mittelfristperiode in Aussicht gestellt.

Um seine Ziele zu erreichen, will Nestle künftig stärker die Werbetrommel rühren. Bis Ende des kommenden Jahres sollen die Investitionen in Werbe- und Marketingaktivitäten auf bis zu 9 Prozent des Umsatzes steigen, hieß es. Diese liegen nach Unternehmensangaben aktuell noch bei rund 8 Prozent.

"Wir werden jetzt weiter in unsere Marken und Wachstumsplattformen investieren, damit sich das volle Potenzial unserer Produkte für unsere Konsumenten und Kunden entfalten kann", führte der erst seit August amtierende Freixe weiter aus.

Zudem wolle sich der Konzern noch stärker auf Innovationen fokussieren und die digitale Transformation unter anderem mit dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) beschleunigen. Im Gegenzug will der Manager "leistungsschwache Bereiche systematisch angehen". Sein Aktionsplan solle auch Arbeitsweisen verbessern, um Nestle effizienter, reaktionsfähiger und agiler zu machen, betonte der Konzernchef.

Um die höheren Ausgaben für die Vermarktung zu finanzieren, will der Konzern zugleich an anderen Stellen den Gürtel enger schnallen. Zusätzlich zu den bereits laufenden Spar-Aktivitäten sollen so bis Ende 2027 mindestens 2,5 Milliarden Schweizer Franken (2,68 Mrd Euro) zusätzlich eingespart werden. Dazu seien bereits die Arbeiten an wichtigen Projekten in den Bereichen Beschaffung, kommerzielle Investitionen und Strukturkosten aufgenommen worden.

Auf den ersten Blick ragten die zusätzlichen Milliardeneinsparungen heraus, schrieb Barclays-Analyst Warren Ackerman. Entscheidend seien für ihn nun Details zum Rhythmus der Maßnahmen sowie mehr Details zu Umsatzimpulsen und Marktanteilentwicklung.

Nestle hatte zuletzt unter einer schwachen Nachfrage gelitten, vor allem in der ersten Jahreshälfte hatten Preiserhöhungen des Konzerns Kunden von Käufen abgehalten. Mitte Oktober hatten die Schweizer ein weiteres Mal ihre Ziele für das laufende Jahr zusammengestrichen, denn die ursprünglichen Erwartungen des langjährigen Firmenlenkers Mark Schneider hatten sich als zu optimistisch erwiesen. 2024 wird jetzt mit einem organischen Wachstum von rund zwei Prozent und 17 Prozent operativer Marge gerechnet.

2025 erhofft sich Nestle, wie jetzt auf dem Kapitalmarkttag bekannt wurde, immerhin ein verbessertes organisches Umsatzwachstum. Die bereinigte operative Ergebnismarge dürfte sich im Vergleich zu 2024 aber noch moderat verschlechtern. Laut Analystin Celine Pannuti von der US-Bank JPMorgan liegt diese Prognose mit den Markterwartungen gleichauf - diese dürften sich deshalb nicht ändern.

Derweil wird Nestles Geschäft mit Wasserprodukten wie etwa San Pellegrino und Premiumgetränken zum 1. Januar 2025 zu einem eigenständigen globalen Geschäftsbereich zusammengeführt. Das soll zur Steigerung der operativen Leistung beitragen. Unter der Leitung von Muriel Lienau werde das neue Management "Strategien für diesen Geschäftsbereich evaluieren" und auch mögliche Partnerschaften ausloten, hieß es weiter./tav/niw/mis

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