Siemens Energy mit kleinem operativen Gewinn - Prognose bestätigt
Siemens Energy hat im dritten Geschäftsquartal 2023/24 trotz der restrukturierungsbedingten Verluste im Geschäft mit Windkraftanlagen wie erwartet einen kleinen operativen Gewinn geschrieben.
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Die Prognose wurde bestätigt, beim Free Cashflow rechnet der Energietechnikkonzern allerdings mit deutlich mehr als bisher, wie er in München mitteilte.
Von April bis Juni erwirtschaftete Siemens einen bereinigten Gewinn von 49 Millionen Euro und übertraf damit die Markterwartung von 33 Millionen Euro leicht. Im Vorjahr hatten massive Qualitätsmängel bei Windturbinen und Probleme beim Hochlauf von Offshore-Windanlagen noch für gut 2 Milliarden Euro Verlust gesorgt. In diesem Jahr verbuchte die Tochter Siemens Gamesa im Zuge der Sanierung zwar wie angekündigt erneut Verluste, diese fielen mit 449 Millionen Euro allerdings deutlich geringer aus. Analysten hatten im Schnitt mit einem Minus von 493 Millionen Euro bei Gamesa gerechnet.
Netto stand den Aktionären ein Verlust von 144 Millionen Euro zu Buche, verglichen mit einem Fehlbetrag von knapp 3 Milliarden Euro im Jahr zuvor.
Eine Delle zeigte nach starken Auftragseingängen im Vorjahr das Neugeschäft. Es ging konzernweit um 30 Prozent auf 10,4 Milliarden zurück, wobei die Gasturbinen mit 5,3 Milliarden Euro einen neuen Rekordwert erzielten. Bei Siemens Gamesa, wo zwei Onshoreplattformen derzeit nicht verkauft werden, brach der Auftragseingang um mehr als 90 Prozent auf 665 Millionen Euro ein. Konzernweit erreichte der Auftragsbestand mit 120 Milliarden Euro einen neuen Rekordwert.
Siemens Energy profitiere derzeit vor allem mit der Netztechnik und den Gasturbinen von dem schnell wachsenden Strommarkt, sagte Vorstandschef Christian Bruch. "Wichtig ist, dass wir mit dem steigenden Auftragsbestand auch die Margenqualität verbessern konnten." Bruch sieht das Unternehmen auf gutem Weg, die Jahresprognose zu erfüllen.
Beim Free Cashflow vor Steuern rechnet das Unternehmen auf Basis der Mittelzuflüsse von 727 Millionen Euro nach neun Monaten im gesamten Jahr 2023/24 nun mit 1,0 bis 1,5 Milliarden Euro statt wie bisher mit bis zu 1,0 Milliarden Euro.
Siemens Energy rechnet bei Gamesa mit längerer Sanierungsphase
Siemens Energy kommt mit der laufenden Sanierung der Windkrafttochter nach den Worten von Vorstandschef Christian Bruch zwar planmäßig voran, insgesamt werde der Prozess aber noch längere Zeit in Anspruch nehmen. "Ich habe immer wieder gesagt, dass wir das Windgeschäft nicht über Nacht sanieren werden", sagte Bruch in einer Telefonpressekonferenz.
Siemens Gamesa hat nach neun Monaten rund 1,3 Milliarden Euro Verlust verbucht. Das liege zwar im Rahmen der Erwartungen, sei aber absolut nicht zufriedenstellend, sagte Bruch. Für das Gesamtjahr plant Finanzchefin Maria Ferraro mit einem bereinigten Verlust von "bis zu" 2 Milliarden Euro bei der Tochtergesellschaft. Nach drei recht stabilen Quartalen mit Verlusten zwischen 400 und 450 Millionen Euro sei sie optimistisch, dass Gamesa etwas besser abschneide, als mit "rund" 2 Milliarden Euro Verlust zunächst geplant, sagte sie.
Siemens Gamesa wird den bisherigen Planungen zufolge erst im übernächsten Geschäftsjahr 2026/27 ein ausgeglichenes Ergebnis liefern.
Das Unternehmen muss sich aus einer tiefen Krise herausarbeiten. Im vergangenen Jahr zeigten sich massive Qualitätsprobleme bei den Windturbinen an Land, Fixkostenverträge führten in der Inflation zu Verlusten, und der Hochlauf der Produktion von neuen Turbinen im stark wachsenden, lukrativen Offshore-Geschäft kam nicht wie geplant voran. Zum letztgenannten Thema sagte Bruch: "Wir sind noch nicht da, wo wir hinwollen, aber wir verbessern uns Schritt für Schritt."
Wegen der Qualitätsprobleme hatte Gamesa zwei Onshore-Plattformen gestoppt und den Vertrieb auf Eis gelegt. Die erste Plattform 4.X soll im September wieder angeboten werden, nachdem Teile modifiziert und verbessert wurden, wie Bruch sagte. "Die Verkaufszahlen werden anfangs klein sein", dämpfte er zu hohe Erwartungen. "Es wird einige Zeit dauern, bis wir wieder auf das alte Niveau zurückkommen." Zunächst werde man mit einer begrenzten Anzahl von Anlagen in den Vertrieb gehen. "Wir werden das in Schritten machen", sagte Bruch.
Der Vertriebsstart der zweiten gestoppten Plattform 5.X soll im Laufe des neuen Geschäftsjahres folgen, das im Oktober beginnt. Mit Blick auf die Qualitätsprobleme gab Bruch ebenfalls Entwarnung: Die Annahmen zur Entwicklung der Ausfallraten und der damit verbundenen Kosten hätten sich bei der statistischen Überprüfung im vergangenen Quartal bestätigt, sagte er.
So reagiert die Aktie
Bei den seit Oktober sehr stark gelaufenen Aktien von Siemens Energy wird der Spielraum für weiteren Kurszuwachs womöglich enger. Am Mittwoch reichten gut aufgenommene Quartalszahlen mit einem von Analysten besonders gelobten starken Mittelzufluss nur noch zu Beginn für ein kräftiges Kursplus, das einige Marktteilnehmer dann nutzten, um Gewinne einzustreichen.
Via XETRA verlor die Siemens Energy-Aktie letztlich 0,29 Prozent auf 24,39 Euro. In diesem Bereich verläuft derzeit die 50-Tage-Linie als Signalgeber für den mittelfristigen Trend, die sich als Widerstand erweist.
Der jüngst krisengeschüttelte Energietechnikkonzern befindet sich inzwischen auf einem guten Weg, das Geschäftsjahr mit schwarzen Zahlen zu beenden. Der Aktienkurs nahm allerdings vieles bereits vieles vorweg: Seit Jahresbeginn summiert sich der Kursgewinn auf 104 Prozent, damit sind Siemens Energy der mit Abstand beste Wert im deutschen Leitindex DAX.
FRANKFURT (Dow Jones / dpa-AFX)
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Bildquellen: Siemens Energy AG
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