Daimler: Ein Stern geht auf
Mehr Absatz, mehr Umsatz, mehr Gewinn - der Autobauer befindet sich auf Rekordkurs. Die Jagd auf die Konkurrenten Audi und BMW ist eröffnet.
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von Florian Westermann, Euro am Sonntag
Daimler-Chef Dieter Zetsche bringt den Drehzahlmesser zum Anschlag. 2014 fuhr der Autobauer bei Absatz, Umsatz und Ergebnis Bestwerte ein. "Daimler ist im Aufbruch", sagt der Autoboss. Am Ziel ist Zetsche aber noch längst nicht: Erst müssen Audi und BMW abgehängt werden. Bei der Konkurrenz aus Ingolstadt und München dürfte sich Unbehagen breitmachen. Beide müssen mit ansehen, wie der Stern aus Stuttgart im Rückspiegel bedrohlich nahe kommt.
Zetsche befindet sich auf einem guten Weg, seinen Kontrahenten die Rücklichter zu zeigen. Mit einer runderneuerten Modellpalette vom kompakten Geländewagen bis zur Luxuslimousine der S-Klasse steigerte die Pkw-Sparte Mercedes-Benz den Absatz im vergangenen Jahr um zehn Prozent auf 1,7 Millionen Autos. Außerdem verkauften die Stuttgarter mehr Lastwagen und Transporter. Der Umsatz legte um zehn Prozent auf 130 Milliarden Euro zu, das operative Ergebnis aus dem laufenden Geschäft zog um 27 Prozent auf 10,1 Milliarden Euro an. Der Nettogewinn lag mit 7,3 Milliarden Euro zwar unter dem Vorjahreswert von 8,7 Milliarden, ein Zeichen von Schwäche ist das aber nicht. Im Vorjahr flossen Daimler über drei Milliarden Euro aus dem Verkauf der EADS-Beteiligung - heute Airbus - zu.
Bei der Dividende widerlegen die Stuttgarter das Klischee vom sparsamen Schwaben. An die Aktionäre sollen 2,45 Euro je Aktie ausgeschüttet werden, das sind 20 Cent mehr als im Vorjahr. Und es ist die höchste Gewinnbeteiligung der Unternehmensgeschichte. Sie drückt laut Finanzvorstand Bodo Uebber die Zuversicht über den weiteren Geschäftsverlauf aus.
In diesem Jahr will Zetsche noch einen Gang hochschalten und alle wichtigen Kennzahlen auf ein neues Rekordniveau hieven. Basis dafür ist das junge Modellportfolio, das weiter ausgebaut wird. Allein bis Juli führt der Konzern vier neue Fahrzeuge ohne Vorgängermodell ein. Bis 2020 sollen mindestens elf komplett neu entwickelte Modelle auf den Markt kommen.
Außerdem wird in diesem Jahr nahezu das gesamte Angebot an Geländewagen - kurz SUVs - erneuert. Damit dürften die Süddeutschen ihre ohnehin gute Stellung in den USA stärken. Die Amerikaner haben nie die Lust an Pick-ups und SUVs verloren. Der billige Sprit und die florierende US-Wirtschaft schüren die Nachfrage nach großen Fahrzeugen in Daimlers wichtigstem Absatzmarkt zusätzlich.
Auch in China gibt Zetsche ordentlich Gas. Daimler fuhr der Konkurrenz im größten Automarkt der Welt jahrelang hinterher. Der Daimler-Chef baute den Vertrieb und die lokalen Produktionskapazitäten aus und riss so das Steuer herum. Im vergangenen Jahr steigerte der Konzern seinen Absatz in dem 1,3-Milliarden-Reich um fast ein Drittel. Nach den USA ist China inzwischen der zweitwichtigste Absatzmarkt der Schwaben. Deutschland folgt auf Rang 3. In Dieter Zetsches Zukunftsplänen spielt das asiatische Land eine entscheidende Rolle. Der Daimler-Manager rechnet damit, dass insbesondere die asiatischen Märkte und hier speziell China in diesem Jahr zum Absatzwachstum beitragen werden.
Bis zum Jahr 2020 will Daimler die Konkurrenten BMW und Audi überholen und die Krone im Premiumsegment zurückerobern - bei den Verkäufen und der Profitabilität. Weltmarktführer BMW und die Volkswagen-Tochter Audi auf Platz 2 liegen mit Renditen um zehn Prozent vor den Schwaben. In der Pkw-Sparte erreicht Daimler nach einem harten Sparprogramm inzwischen eine Umsatzrendite von acht Prozent. Mittelfristig will man zu den Mitbewerbern aufschließen. In den kommenden Jahren soll Daimler bei der Ertragskraft ein "Niveau erreichen, das es in diesem Unternehmen bisher nicht gab", betont Firmenlenker Zetsche.
Offen ist, ob er am Steuer sitzt, wenn es so weit ist. Der Vertrag des 61-Jährigen läuft 2016 aus. Nach der jüngsten Aufholjagd in dem Kopf-an-Kopf-Rennen dürfte sich der Daimler-Aufsichtsrat aber nicht schwertun, Zetsches Vertrag zu verlängern.
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