Regionalbankenkrise

Nach Übernahme durch JPMorgan: So geht es für die Anleger der First Republic Bank weiter

09.05.23 23:11 Uhr

Nach Übernahme durch JPMorgan: So geht es für die Anleger der First Republic Bank weiter | finanzen.net

Mit der First Republic Bank geht die Regionalbankenkrise in den USA in eine neue Runde. Im Bieterverfahren um die kriselnde Bank hat der US-Bankenriese JPMorgan den Zuschlag erhalten. Dennoch bleibt die Frage, wie es für die Anleger des gescheiterten Finanzinstituts nun weitergeht.

Werte in diesem Artikel

• JPMorgan übernimmt First Republic Bank
• Einlagen gesichert, Aktionäre dürften leer ausgehen
• JPMorgan gelingt Coup

Die Regionalbankenkrise in den USA hat mit der First Republic Bank erst letzte Woche ein neuestes Opfer gefordert. Nachdem der Quartalsbericht der First Republic Bank im ersten Quartal einen drastischen Rückgang der Einlagen um mehr als 100 Milliarden US-Dollar im Jahresvergleich offenbarte, brach unter Ein- und Anlegern gleichermaßen Panik aus.

Der Wert der First Republic-Aktie ist innerhalb eines Jahres um 97,6 Prozent eingebrochen. Bevor der Handel mit dem Papier Ende April gestoppt wurde, war der Anteilsschein nur noch 3,51 US-Dollar wert. Zum Vergleich: Ihr 52-Wochen-Hoch markierte die Aktie Mitte August 2022 bei 171,02 US-Dollar.

Einleger der First Republic Bank haben Glück

Wie geht es nun also für die Ein- und Anleger der First Republic Bank weiter. Für die zahlreichen Einleger der Kreditanstalt gibt es gute Nachrichten. Wie die US-Einlagensicherung FDIC verlauten ließ würde mit der Übernahme durch JPMorgan ein Kreditvolumen von circa 173 Milliarden US-Dollar von First Republic auf die Großbank übergehen. Daneben werden auch die Einlagen in Höhe von 92 Milliarden US-Dollar und 30 Milliarden US-Dollar an Wertpapieren von JPMorgan übernommen. Auf diese Weise haben Kunden weiter Zugriff auf ihre Konten. Wie die First Republic Bank auf ihrer Webseite bekannt gab, würden alle besicherten und unbesicherten Einlagen durch JPMorgan geschützt, um die Kunden sowie das US-Bankensystem zu stabilisieren. Für First Republic-Kunden würde sich im Grunde lediglich ändern, dass sie nun auch Zugriff auf das weitläufig Netz von JPMorgan hätten.

First Republic-Aktionäre nicht ganz so glücklich

Nicht ganz so rosig sieht es jedoch für Investoren der First Republic Bank aus. Denn auch wenn die US-Investmentbank zwar die Einlagen und Kredite übernommen hat, gilt dies nicht für die Unternehmensschulden oder die Vorzugsaktien der Regionalbank, was bedeutet, dass institutionelle Anleger nicht entschädigt werden. Was das ganze jedoch für Kleinanleger, also Anteilseigner der Stammaktien, bedeutet, darüber haben die FDIC sowie JPMorgan zunächst Stillschweigen gewahrt. Wie das Analysehaus Wedbush Securities jedoch in einem Berichtschreibt, der Yahoo Finance vorliegt, gehe man davon aus, dass die Anleger einen Totalverlust erleiden werden: "Wir erwarten eine Auslöschung der Stammaktionäre, nachdem FRC unter Konkursverwaltung gestellt und an JPM verkauft wurde", so David J. Chiaverini.

Mittlerweile hat die FDIC eine eigene Informationsseite für Anleger der First Republic Bank eingerichtet. Hier wird auch darüber informiert, wie entweder per E-Mail oder mithilfe des FDIC Claims-Portals Forderungen an die gescheiterte Bank gestellt werden können. Bei der Priorisierung von Forderungen nach dem US-Gesetz stehen Aktionäre jedoch an vierter und damit letzter Stelle nach Einlegern, allgemein ungesicherten Gläubigern und nachrangigen Verbindlichkeiten. Zudem werden auch all diese Forderungen erst dann beglichen, wenn die Verwaltungskosten bezahlt sind. Anleger müssen sich also zum einen auf lange Wartezeiten gefasst machen und sich zum anderen mit der Möglichkeit auseinandersetzen, dass sie ihr investiertes Geld gar nicht mehr wiedersehen.

JPMorgan profitiert

Wen die Pleite der Regionalbank allerdings sehr freuen dürfte, ist US-Bankenriese JPMorgan. Der Investmentbank ist durch die Rettungsaktion ein Coup gelungen, den die JPMorgan-Aktionäre bereits Kursaufschlägen quittierten. Denn eigentlich ist es den US-Großbanken verboten, Branchenkollegen zu übernehmen, wenn sie dadurch mehr als zehn Prozent an den Gesamteinlagen in den USA auf sich vereinen. Lediglich eine Vergrößerung dieses Anteils durch organisches Wachstum ist zulässig. Auf diese Weise soll verhindert werden, dass einzelne Banken zu groß und mächtig werden.

Die Krux: Dieses Gesetz kann umgangen werden, wenn es sich bei der Übernahme um eine Rettung handelt, was eben solche Rettungsaktionen umso attraktiver für Großbanken macht. Auf diese Weise haben sich die drei Bankenriesen JPMorgan, Bank of America und Wells Fargo mittlerweile zu den drei Größten ganz Amerikas entwickelt. Stand Ende 2022 vereint JPMorgan einen Marktanteil von 16,1 Prozent auf sich, was der Spitze entspricht. Durch die Übernahme der First Republic Bank kommen nochmal 92 Milliarden US-Dollar an Einlagen hinzu, was den Gesamtanteil nochmal um vier Prozent erhöht.

Natürlich hat JPMorgan die First Republic Bank nicht geschenkt bekommen, wenn auch zu den konkreten Übernahmebedingungen bislang nichts durchgedrungen ist, dennoch dürfte sich die Übernahme gelohnt haben.

Fed hält an straffer Geldpolitik fest

Wie es mit der Regionalbankenkrise nun weitergeht, ist ungewiss. Zwar gab sich die US-Notenbank Fed in der Zinssitzung letzte Woche weiterhin bereit, alles dafür zu tun, um die Inflation zu drücken, seit der Pleite der First Republic Bank sind jedoch zwei weitere Regionalbanken, Western Alliance sowie PacWest Bancorp in Schieflage geraten. Die Fed ist mit ihrer straffen Geldpolitik mitschuldig an der Misere der Regionalbanken. Zahlreiche Finanzhäuser haben in der Niedrigzinsphase viel Geld in Anleihen mit sehr langer Laufzeit gesteckt. Durch die höheren Zinsen verloren diese Anleihen jedoch stark an Wert, was sich wiederum auf die Bilanzen der Banken auswirkte, da die ausreichende Besicherung mit dem Kursverfall der Anleihen, die eigentlich als sichere Anlage gelten, nicht mehr gegeben war. Bei der Pleite des First Republic Bank handelt es sich um die größte Bankenpleite seit der Finanzkrise 2008.

Redaktion finanzen.net

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