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Konzerne mit Geldproblemen: So erkennen Anleger frühzeitig wann sie ihre Aktien verkaufen sollten

29.08.19 16:23 Uhr

Konzerne mit Geldproblemen: So erkennen Anleger frühzeitig wann sie ihre Aktien verkaufen sollten | finanzen.net

Werden bei einem größeren Unternehmen plötzlich die finanziellen Mittel knapp, belastet dies nicht nur das operative Geschäft, sondern auch die Kursentwicklung der Aktie. Derartige Probleme können jedoch frühzeitig erkannt werden.

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• Finanzielle Engpässe belasten den Geschäftsverlauf
• Geldprobleme müssen vor der Rezession identifiziert werden
• Der Free-Cashflow ist die entscheidende Größe

Beim Thema Geld führen die Interessen der Chefs börsennotierter Unternehmen oft mit den Belangen der Großaktionäre zu heftigen Auseinandersetzungen. Entweder horten die Manager zu viel Cash und die Anteilseigner fordern höhere Ausschüttungen, Übernahmen oder Aktienrückkäufe oder die Konzernlenker geben zu viel Geld aus uns sorgen somit für noch größere Probleme.

Besser zu viel auf der hohen Kante wie Beiersdorf…

Für beide dieser Szenarien gibt es auch in Deutschland passende Beispiele. Während sich die Aktionäre des Hamburger Kosmetikkonzerns und Nivea-Produzenten Beiersdorf darüber echauffieren, dass der Konzern zum Jahreswechsel rund 4,4 Milliarden Euro auf der hohen Kante hatte und dennoch mit der Ausschüttung knausert, beklagen sich die Investoren der in Köln ansässigen Restaurantkette Vapiano über die zahlreichen Investitionen, die nicht mit den operativ verdienten Mitteln gestemmt werden können.

…als zu wenig wie Vapiano

Dass die Lage der Aktionäre von Beiersdorf jedoch ein Vielfaches erfreulicher ist, als die Situation der Vapiano-Investoren, wird spätestens dann klar, wenn man die Kursentwicklung der beiden Aktien betrachtet. So konnte die Beiersdorf-Aktie in den zurückliegenden sechs Monaten, trotz der sparsamen Dividendenpolitik, über 27 Prozent an Wert hinzugewinnen. Die Aktie von Vapiano hingegen kennt seit ihrem Börsengang nur eine Richtung - nach unten.

80 Prozent Kursverlust seit dem Börsengang

Die Anteilsscheine der Fast-Casual-Restaurantkette gingen im Juni 2017 mit einem Preis von 23 Euro je Aktie an die Börse und erlösten somit 184 Millionen Euro. Nun, mehr als zwei Jahre nach dem IPO, notieren die Papiere des Systemgastronomen noch bei knapp fünf Euro. Anleger, die ihr Geld seit dem ersten Handelstag in die Aktie investiert haben, sitzen somit nun auf Buchverlusten in Höhe von 80 Prozent ihres ursprünglichen Anlagebetrages.

Die finanzielle Notlage war zwar bekannt…

Investoren, die sich die vergangenen drei Jahresabschlüsse der Restaurantkette jedoch mal etwas genauer angesehen hätten, wären schon frühzeitiger auf das außerordentliche Problem des Unternehmens aufmerksam geworden. Denn aus den Konzernabschlüssen geht hervor, dass Vapiano schon seit Monaten unter einem massiven finanziellen Engpass leidet. Denn die Fast-Casual-Kette verdiente in den zurückliegenden Jahren nie genug Geld, um die eigenen Investitionsbemühungen zu bewältigen. Dementsprechend benötigte der Konzern permanent Fremdkapital. Dieses in Krisenzeiten von Investoren einzusammeln, ist jedoch alles andere als eine einfache Aufgabe und stellt das Unternehmen vor eine große Herausforderung. Der erhebliche finanzielle Engpass bewegte zuletzt auch das Management dazu, einen Käufer für das US-Geschäft zu suchen.

…wurde jedoch ignoriert

Die aktuellen Probleme von Vapiano sind an der Börse kein Einzelfall. Immer häufiger versuchen Konzerne unter dem Einsatz von reichlich Fremdkapital ihr Wachstum zu beschleunigen. Dies geht jedoch nur solange gut, bis die Investoren anstatt Umsatzsteigerungen auch reale Gewinne sehen möchten. Zu dieser Situation kommt es bekanntlich immer dann, wenn sich der Kapitalmarkt vor einer baldigen Rezession fürchtet. Während es in der Boom-Phase noch legitim ist reichlich Geld zu verbrennen, wird vor einer möglichen Konjunkturschwäche jeder Euro zweimal umgedreht.

Free-Cashflow: Die wahrscheinlich wichtigste Bilanzkennzahl

Anleger, die sich diese Tatsache zu Nutze machen möchten, sollten also schon vor dem Ausbruch eines möglichen konjunkturellen Rückgangs die Bargeldentwicklung eines Unternehmens genau in den Blick fassen. Sein Hauptaugenmerk sollte man dabei auf die Kapitalflussrechnung, auch Cashflow-Rechnung genannt, legen. Hierbei spielt vor allem der freie Kapitalfluss, also der sogenannte Free-Cashflow, eine zentrale Rolle. Er drückt aus, wie viel Kapital nach Abzug der Investitionen aus dem operativen Geschäft der Gesellschaft übrig bleibt. Dieser Free-Cashflow kann dann beispielsweise für Aktienrückkäufe, die Schuldentilgung oder eine Dividende verwendet werden. Sollte diese Kennzahl jedoch negativ ausfallen, muss der Konzern entweder eine Kapitalerhöhung durchführen oder erneut Fremdkapital aufnehmen.

Keine Gnade für Geldvernichter

Engagierte Investoren sollten somit stets darauf achten, dass ihre Unternehmen einen positiven Cashflow vorweisen können. Denn Firmen, die einen negativen Kapitalfluss aufweisen und womöglich noch Dividenden und Aktienrückkäufe mit frischem Fremdkapital finanzieren, haben an der Börse nur eine sehr begrenzte Lebensdauer. Eigenkapitalgeber, die diese Geldvernichter frühzeitig identifizieren können und im hohen Bogen aus dem Depot werfen, schützen sich somit selbst vor herben Verlusten.

Pierre Bonnet / finanzen.net

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