Wall Street-Analysten skeptisch: Umbaupläne der Deutschen Bank "radikal" und "herausfordernd"
Nachdem die Deutsche Bank am Wochenende mit der Veröffentlichung ihrer Pläne zum Radikalumbau des größten Kreditinstituts Deutschlands geschockt hatte, zeigen sich auch Analysten an der Wall Street zunehmend überrascht über die Tiefe der Einschnitte.
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Die Deutsche Bank wurde durch die Finanzkrise 2007 in Mitleidenschaft gezogen und konnte sich bis heute nicht vollständig erholen. Im vergangenen Jahr konnte das Finanzhaus erstmals seit 2014 wieder einen Jahresgewinn ausweisen, doch die Lage ist weiterhin angespannt. Daher kündigte die Bank vergangenen Sonntag nun eine umfassende Restrukturierungsoffensive an. Im Zuge dieses Radikalumbaus sollen die weltweiten Aktienvertriebs- und -handelstätigkeiten geschlossen und das Investment Banking deutlich zurückgefahren werden. Die Kosten für die Sanierung sollen sich auf etwa 7,4 Milliarden Euro belaufen - der Deutschen Bank drohen daher erneut tiefrote Zahlen.
Bis Ende 2022 sollen außerdem rund 18.000 Vollzeitstellen entfallen. In London, New York und an einigen Standorten in Asien hat der Jobabbau zum Wochenstart bereits begonnen. Daneben wurden weitere Personal-Änderungen angekündigt, auch auf Vorstandsebene.
Man wolle "eine neue Epoche" einleiten und die Bank "wieder voll und ganz auf ihre Kunden ausrichten", erklärte Vorstandschef Christian Sewing, um auf diese Weise wieder profitabel zu werden. "Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass wir die Deutsche Bank neu erfinden", so der Bankchef. "Wir haben versucht, überall gleichzeitig mitzumischen, und das hat uns überfordert", zitiert ihn ZEIT ONLINE.
Wall Street-Analysten lassen Vorsicht walten
Die Analysten an der Wall Street zeigen sich nach der Ankündigung des Radikalumbaus zwiegespalten. Einige loben die Bank wegen ihres Mutes zum umfassenden Umbau, während andere sich Sorgen machen und zur Vorsicht raten. Die Offensive sei "sehr tiefgehend", "radikal" und "herausfordernd", berichtet CNBC.
Die Ratingagentur Moody’s merkte außerdem an, der Umbau sei ein "positiver Schritt in Richtung eines ausbalancierteren und nachhaltigeren Geschäftsmodells". Den negativen Ausblick behielt sie jedoch aufgrund "signifikanter Herausforderungen" bei der Umsetzung der Pläne vorerst bei.
Die Wall Street-Analysten zeigten sich auch besorgt bezüglich möglicher Auswirkungen auf den Bankensektor. "Wir würden jeden Kursanstieg zum Verkauf der Aktie nutzen, weil es bei der Strategie erhebliche Umsetzungsrisiken gibt und beim Kapital wenig Spielraum für Fehler", kommentierte beispielsweise Eoin Mullany von der Berenberg Bank. Zwar zeigte sich Bankchef Sewing wenig beeindruckt von der Aktienkursentwicklung am Montag: "Ich bewerte den Erfolg unserer neuen Strategie nicht anhand der Reaktion der Börse", doch überwiegt bei vielen Analysten letztendlich die Skepsis.
Goldman Sachs: "Ehrgeizige" Ziele der Bank
Jernej Omahen, Analyst der US-Investmentbank Goldman Sachs, überrascht die Tiefe der Sanierung. "Eine sehr tiefgreifende Umstrukturierung, egal welcher Art. Die Medienberichterstattung vor der Vorstandssitzung am Sonntag war intensiv, doch die Ankündigungen überraschten immer noch in Bezug auf den Umfang", zitiert CNBC Omahen. Er hatte erwartet, dass sich die Deutsche Bank nur in einzelnen Regionen wie den USA und Asien aus dem Aktienhandel verabschiedet. Dass dies nun aber auch im Heimatmarkt Deutschland der Fall ist, sei unerwartet. Die US-Bank hält die Ziele des deutschen Bankhauses für "ehrgeizig".
JPMorgan: Pläne sind endlich mal nicht nur "halbgar"
JPMorgan sprach von einer "mutigen Restrukturierung" und sagte, dass vor allem "die Ausführung im Vordergrund steht", wie CNBC berichtet. Die US-amerikanische Bank lobte, dass die Pläne dieses Mal nicht "halbgar" seien, sondern eine "echte strategische Wende" darstellten. "Wir glauben, dass weitere Fragen beantwortet werden müssen, wie: i) Glaubwürdigkeit bei der Umsetzung, ii) Details zum Umsatzwachstum und wo die DB in der Vergangenheit enttäuscht hat, iii) Motivation der Mitarbeiter […]." Es gebe einige Auf- aber auch Abwärtsrisiken, wie beispielsweise eine sich verlangsamende Weltwirtschaft sowie damit einhergehende schwächere Einnahmen. Die Ausführung der Umbaupläne könnte daneben sowohl ein Auf- als auch ein Abwärtsrisiko bedeuten.
Morgan Stanley: "Aufschwung der Aktie" möglich
Morgan Stanley zufolge seien die Ausführungsdetails "[…] der Schlüssel zu einer möglichen Neubewertung", heißt es in einer Notiz. Die Pläne der Deutschen Bank seien "zuerst einmal ehrgeizig". "Insgesamt gehen wir davon aus, dass die strategische Ankündigung zu einem kurzfristigen Aufschwung der Aktie ohne Verwässerung führen könnte, aber eine mögliche Neubewertung wird von Details der Ausführung abhängen".
UBS beeindruckt von "Bereitschaft und Entschlossenheit" der Bank
Der Plan der Deutschen Bank zeige "Bereitschaft und Entschlossenheit", das Profil der Bank zu ändern, merkte die Schweizer Bank UBS an. Sollte die Umsetzung wie geplant gelingen, könnte das Ergebnis je Aktie im Jahr 2022 bei 2 Euro liegen, glaubt UBS-Analyst Daniele Brupbacher. "Fortschritte in den kommenden Quartalen könnten dann das Vertrauen der Märkte in den Plan weiter stärken. Die allgemeinen Marktbedingungen und Restrukturierungsunsicherheiten könnten sich jedoch erheblich auf den Umsatz auswirken. Es bleiben einige Schlüsselfragen offen: Was ist mit Reibungen und (negativen) Nebenwirkungen? Ausführungsunsicherheiten?", gibt CNBC die Einschätzung der Schweizer Bank wider.
Citi: Die Restrukturierungsaufwendungen sind "höher als erwartet"
Auch die Citigroup schreibt in einer Forschungsnotiz von "optimistischen Zielen". "Die Restrukturierungsaufwendungen von 7,4 Mrd. € sind höher als erwartet, verteilen sich aber auf vier Jahre. Das Management beabsichtigt, dies aus den vorhandenen Mitteln zu finanzieren, so dass es keine Kapitalerhöhung gibt. Das könnte sich noch als optimistisch erweisen", zitiert CNBC den Finanzdienstleister. Citi hat für das deutsche Bankhaus ein Kursziel von 6 Euro festgelegt und bewertet es als "hohes Risiko".
Bank of America besorgt bezüglich des Kapitals
"Das ist sicher ein ehrgeiziger Plan, mit größeren Kostensenkungen und einem höheren anvisierten RoTE [Return on Tangible Equity] als erwartet. Kapitalbestandteile wurden weitgehend vom Markt erwartet, aber aus unserer Sicht legt die Bank die Strategie in die Hände der Aufsichtsbehörden", erläuterten die Bank of America Merrill Lynch-Analysten Andrew Stimpson und Alastair Ryan in einer Forschungsnotiz. Ohne die Reduzierung der Eigenkapitalanforderungen oder die Zustimmung der EZB zu einem schnelleren Abbau der risikogewichteten Vermögenswerte im operativen Geschäft könnte es der Bank an Kapital mangeln, gibt CNBC die Befürchtungen der Bank of America Merrill Lynch wider.
Barclays warnt vor möglicher Volatilität
Barclays zufolge könnte die Deutsche Bank-Aktie während des Umbaus sehr volatil sein. "Es wird auch wichtig sein zu sehen, wie das Management die Kostenreduzierung angesichts ihres Umfangs umsetzen wird und ob dies ohne Folgen für den Umsatz erfolgen kann. Darüber hinaus wird es auch interessant sein zu erfahren, wie alle geplanten Investitionen in IT und Controlling bezahlt werden", kommentierte die drittgrößte Bank Großbritanniens.
RBC Capital Markets: Umbau "radikaler als gedacht"
RBC Capital Markets zufolge ist der Umbau "radikaler als gedacht", wie CNBC schreibt. Die globale Investmentbank erhöhte ihr Kursziel für die Deutsche Bank von 7,50 auf 8 Euro, behielt das Rating "Underperformance" allerdings bei und sprach von einem "spekulativen Risiko". Die Pläne dürften die Aktien zwar kurzfristig stützen, da aber die erhoffte Steigerung der Profitabilität nun noch länger auf sich warten lassen dürfte, sollten sich Anleger besser in anderen Sektoren umsehen, welche mehr Potenzial böten. Sollte die Deutsche Bank ihre Ziele erreichen, könnte es aber durchaus zu einem deutlichen Aufwärtstrend kommen, zeigt sich RBC Capital Markets zuversichtlich.
Gewinne der Deutsche Bank-Aktie fallen schnell ab
Für die Aktie bedeutete die Ankündigung des radikalen Umbaus am Montag letztendlich nichts Gutes. Nachdem die Titel am Montagmorgen zunächst noch um mehr als 4 Prozent hatten zulegen können, drehten sie im Verlauf und verloren bis Handelsende 5,39 Prozent auf 6,79 Euro. Sie waren somit der mit Abstand schwächste Wert im Leitindex DAX. Und auch im Dienstagshandel verbuchten die Papiere in einem insgesamt schwächeren Umfeld Abschläge.
Redaktion finanzen.net
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