Projekt auf Eis gelegt

Kein TV von Apple: Darum ist Apples Rückzug eine weise Entscheidung

21.05.15 14:01 Uhr

Kein TV von Apple: Darum ist Apples Rückzug eine weise Entscheidung | finanzen.net

Jahrelang hielten sich hartnäckig die Gerüchte, dass Apple ein TV-Gerät auf den Markt bringen will. Nun hat man diese Pläne offenbar aufgegeben - aus gutem Grund.

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Zum Wochenstart hatte der streitbare Investor Carl Icahn dem Chef des IT-Riesen Apple, Tim Cook, einen offenen Brief geschrieben. Einmal mehr stellte der Apple-Aktionär die These auf, dass die Aktie des iKonzerns massiv unterbewertet ist. Zur Begründung führte er unter anderem an, dass Apple bereits im kommenden Jahr zum dominanten Player im TV-Markt aufsteigen könnte.
Fast zeitgleich berichtete das "Wall Street Journal", dass das Unternehmen aus Cupertino seine Pläne für ein TV-Gerät nach fast einem Jahrzehnt Entwicklung auf Eis gelegt hat.

Icahn vs. Apple - Die Argumente

Für Carl Icahn ist klar: Solange Menschen rund ein Viertel ihrer Freizeit dazu verwenden fernzusehen, ist der TV-Markt hochprofitabel. Ein Techriese wie Apple hat daher seiner Ansicht nach alle Chancen, von dem 575 Milliarden Dollar-Markt zu profitieren und ganz oben mitzuspielen. Schließlich rede man hier über ein Geschäftsfeld, das noch wertvoller sei, als das mit Smartphones, in dem Apple bereits überaus erfolgreich ist.
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Die Argumente der Gegenseite lassen Icahns Aussagen aber als unrealistisch erscheinen. Schließlich steht und fällt die Qualität und der Erfolg eines TV-Gerätes mit dessen Hauptkomponente: Dem Display. Angaben der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge mache die Produktion des Displays rund 80 Prozent der Gesamtkosten eines TVs aus. Displays in Smartphones seien dagegen nur für rund 20 Prozent der Produktionskosten verantwortlich, so das Marktforschungsunternehmen IHS.
Smartphone-Nutzer entscheiden sich demnach aufgrund verschiedener Faktoren für ein neues Gerät: Software, Speicher, Geschwindigkeit - vor allem technische Spezifikationen werden beim Neukauf genau unter die Lupe genommen. Käufer eines Fernsehers dagegen entscheiden sich aufgrund der Bildqualität und des Preises für oder gegen ein Gerät.

Apple stellt keine Displays her

Da Apple selbst keine Displays produziert und auf Zulieferer aus dem asiatischen Markt angewiesen ist, würde der Preis, den Apple für ein TV-Gerät verlangen könnte, zu 80 Prozent von Komponenten bestimmt, auf die die US-Amerikaner keinen Einfluss haben. Laut "Wall Street Journal" dürfte dies einer der Hauptgründe sein, wieso Apple das Projekt ad acta gelegt hat.

Apple nicht innovativ genug?

Von informierten Personen aus dem Umfeld von Apple war hingegen noch ein anderer Grund zu hören, der Apple bewogen hat, kein TV-Gerät auf den Markt zu bringen. Apple habe am Ende entschieden, dass man nicht genug innovative Funktionen bieten könne, um sich in den scharf umkämpften Markt zu begeben. Die Konkurrenz ist groß und Apples Spezialität, innovative Features, die Nutzer bislang kaum vermisst aber schon bald unverzichtbar finden, in seinen Produkten zu verbauen, käme in TV-Geräten kaum zu Tragen.

Dem sonst so innovativen iKonzern ist es also nicht gelungen, ein Produkt zu entwickeln, das sich so deutlich von den möglichen Marktrivalen unterscheidet, um Käufern einen erheblichen Mehrwehrt zu bieten und der Konkurrenz den Rang abzulaufen.

Entscheidung gegen einen iTV könnte offenbar klug sein

Dass TV-Konsumenten zukünftig weiterhin keinen angebissenen Apfel auf ihren Geräten sehen, hatte also nicht ausschließlich wirtschaftliche Gründe. Apple hat sich zehn Jahre Zeit gelassen, den Markt genau zu analysieren und einen Einstieg des Unternehmens mit Kosten und Nutzen abzuwägen. Dass man sich nun gegen das Projekt entschieden hat, dürfte aber auch aus Reputationsgründen positiv zu bewerten sein: Denn Apple hat einen Ruf zu verlieren. Wenn es ein für Innovationen international bekannter Konzern nicht schafft, die Konkurrenz mit dem eigenen Produkt hinter sich zu lassen oder ernsthaft in Bedrängnis zu bringen, dann ist ein Rückzug möglicherweise eine kluge Entscheidung.

Redaktion finanzen.net

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Bildquellen: Brendan Howard / Shutterstock.com, turtix / Shutterstock.com

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