Prof. Otte-Kolumne Max Otte

Die Wachstums-Story wackelt: Netflix im Value Investing Check

19.07.18 10:29 Uhr

Die Wachstums-Story wackelt: Netflix im Value Investing Check | finanzen.net

In der vergangenen Woche war die Welt für den Streaming-Dienstleister Netflix noch rosarot. Am 12. Juli erhielt er für die Emmy Awards, den wichtigsten Fernsehpreis der Welt, mehr Nominierungen als jeder Fernsehsender - ein Novum in der Geschichte dieser Auszeichnung.

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Doch nur wenige Tage später wurde das Unternehmen auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Am vergangenen Montag, den 16. Juli, verkündete es seine Geschäftszahlen für das zweite Quartal 2018: "Wir hatten ein starkes, aber kein exzellentes Quartal." Doch schauen wir einmal mit der Value-Investor-Brille auf das Geschäft und die Zahlen...

Netflix enttäuscht mit seinen Nutzerzahlen

Die Aktie rutschte deutlich ab: -14 Prozent nachbörslich. Der Streaming-Anbieter gewann nach eigenen Angaben nur 670.000 neue Nutzer auf dem US-Markt hinzu, international 4,47 Millionen. Analysten hatten mit 1,2 Millionen Abonnenten in den USA und 4,97 Millionen weltweit gerechnet. Auch Netflix selbst hatte zuvor deutlich mehr Wachstum angekündigt. Der Nettogewinn stieg auf 384,3 Millionen US-Dollar. Der Umsatz sprang um 40 Prozent auf 3,91 Milliarden Dollar.

Langfristig ein schlechtes Investment

Gegen Netflix sprechen vor allem die hohe Verschuldung, die steigenden operativen Kosten sowie der starke Druck seitens der Mitbewerber. Der Nettoverschuldung von 4,4 Milliarden US-Dollar steht ein Operativer Cashflow von -1,6 Milliarden US-Dollar gegenüber. Und nun wurden auch noch hoch verzinste Anleihen mit Coupons von 3,6 und 5,8 Prozent emittiert. Jetzt schon vertilgen die Zinsverpflichtungen 318 Mio. US-Dollar und damit ein Drittel des Nettogewinns. Und die Kosten werden in Zukunft noch steigen…

Netflix hat sich übernommen

Mit Produktionen wie "House of Cards" und "Orange is the new black" wurde das Unternehmen weltweit bekannt. Inzwischen hat es Dutzende Serien entwickelt und fügt kontinuierlich neue hinzu. Allein im laufenden Jahr will Netflix 8 Milliarden US-Dollar in Fernsehserien und Filme investieren. Diese Ausgaben sind Gift für die Bilanz, gleichzeitig aber auch bitter nötig, um gegen die stärker werdende Konkurrenz ansatzweise bestehen zu können.

Youtube und Disney sind übermächtig

Das Netflix-Management selbst sieht Youtube, Disney und HBO als stärkste Wettbewerber auf dem Streaming-Markt. Disney, der ab 2019 u. a. seine erfolgreichen Marvel- und Star-Wars-Filmreihen in einem eigenen Streamingdienst vermarkten wird, und HBO haben starke Marken. Und Youtube hat die Google-Algorithmen, um seinen Nutzern jeden Wunsch aus der Verhaltenshistorie ablesen zu können. Auf beiden Feldern wird Netflix kaum mithalten können.

Für uns Anleger gilt also: Finger weg!

Prof. Dr. Max Otte ist Herausgeber des PRIVATINVESTOR (www.privatinvestor.de) und Gründer der IFVE Institut für Vermögensentwicklung GmbH. Das Institut analysiert nach der von ihm entwickelten Strategie der Königsanalyse © börsennotierte Unternehmen und setzt sich dafür ein, mit transparenten Informationen Privatanleger bei der Entwicklung nachhaltiger und langfristig ausgerichteter Aktienstrategien zu unterstützen. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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