Prof. Otte-Kolumne Max Otte

Der Schwanz wackelt mit dem Hund

05.12.11 15:29 Uhr

Der Schwanz wackelt mit dem Hund | finanzen.net

Gerade las ich einen Aufsatz der volkswirtschaftlichen Abteilung der Deutschen Bank mit dem Titel ...

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... „Die verborgene Zahlungsbilanzkrise der Eurozone“. Chefvolkswirt Thomas Mayer macht einige bemerkenswerte Aussagen.

Die Banken der Schuldnerländer können sich zinsfrei unbegrenzt Geld über die Europäische Zentralbank leihen. Das sind die so genannten Target-II-Salden, Kontokorrentkredite, deren hemmungslose Nutzung an den Parlamenten und Regierungen vorbei von Hans-Werner Sinn im Frühjahr aufgedeckt wurde. Mittlerweile hat die Bundesbank Forderungen von fast 450 Milliarden Euro an die EZB. Seit September 2010 haben die Forderungen der Bundesbank um 124 Milliarden zugenommen, ohne dass Weidemann oder Schäuble etwas dagegen tun können. Damit ist die normale Funktionsweise eines Währungsverbundes auf dem Kopf gestellt. Normalerweise bestimmt das Land mit der stärksten Währung, der Reservewährung, wo es langgeht. In der Europäischen Währungsunion bestimmt aufgrund der unbegrenzten Verschuldungsmöglichkeiten aber das Land mit der schwächsten Währung: der Schwanz wackelt mit dem Hund.

Mayer: „Güter; Dienstleistungen und Vermögenswerte werden zu subventionierten Preisen von den Gläubigerländern in die Schuldnerländer geliefert, wobei sich die Höhe der Lieferungen an den Forderungen und Verbindlichkeiten gegenüber der EZB orientiert. Dieser Transfer findet automatisch und außerhalb jeder budgetären Kontrolle statt.“

Letztlich verstecken sich hinter den Ungleichgewichten in Europa Zahlungsbilanzprobleme. Diese können langfristig – wenn der Euro erhalten bleibt – nur durch Deflation in den Schuldnerländern oder Inflation in den Gläubigerländern wie Deutschland (oder durch eine Kombination) gelöst werden. Dadurch werden die Waren der Schuldnerländer relativ attraktiver, die der Gläubigerländer weniger attraktiv, und die Ungleichgewichte können irgendwann schrumpfen. Eine Deflation, also eine reine Sparpolitik, würde aber auch dazu führen, dass die Schulden der Schuldnerländer schwerer zurückzuzahlen wären, denn sie wären dann ja mehr wert. Dieser Weg müsste also wahrscheinlich mit Schuldenerlassen und Haircuts kombiniert werden.

Für den kommenden EU-Gipfel haben Angela Merkel und Nicholas Sarkozy weit reichende Vorschläge angekündigt, die auch Änderungen der europäischen Verträge einschließen. Allerdings bleibt man dann bei dem undemokratischen Weg, bei dem die EU-Kommission, die eben nicht demokratisch gewählt und legitimiert ist, in nationale Haushalte eingreifen kann. Lassen wir uns überraschen.

Zwischenzeitlich wählt man den leichtesten Weg: das Gelddrucken durch die Notenbanken. Als am Mittwoch die Notenbanken in einer konzertierten Aktion Liquidität bereitstellten, schoss der DAX um mehr als 4 Prozent nach oben. Das zeigt, wie billig die Aktienmärkte derzeit sind.

Börse Online gab bekannt, dass mich die Leser zum dritten Mal in Folge zum Börsianer des Jahres gewählt haben. Ich danke allen, die mit abgestimmt haben, für ihr Vertrauen. Nach diesem Hattrick scheide ich aus der Konkurrenz aus. In einer anderen Hinsicht jedoch war die Abstimmung bezeichnend: während 2009 noch ca. 10.000 Stimmen abgegeben wurden, waren es aktuell nur gut 2.500. Die Stimmung der deutschen Privatanleger ist auf dem Tiefpunkt. Dann kann es ja so schlecht nicht sein, Aktien zu halten.

Sobald sich die geldpolitischen Bedingungen lockern, werden die Märkte nach oben schießen. Machen Sie sich aber keine Illusionen, dann schnell „rein“ zu kommen. So schnell können Sie gar nicht schauen, wie schnell die Märkte dann nach oben schießen. Derzeit finde ich die Lufthansa-Aktie als Beimischung interessant. Lufthansa notiert zu 60 Prozent des Buchwerts und ist sicher eine der besten Airlines der Welt. Wenn Sie zum Buchwert aufschließen würde, wären das schnelle 60 bis 70 Prozent. Aber ich bin auch nervös! Es ist keinesfalls sicher, dass die europäische Zitterpartie gut ausgeht. Für diesen Fall sollten Sie auf jeden Fall – Ihrer Anlegerpersönlichkeit angemessen – Gold und Liquidität halten.

Prof. Dr. Max Otte ist Herausgeber des PRIVATINVESTOR (www.privatinvestor.de) und Geschäftsführender Gesellschafter der IFVE Institut für Vermögensentwicklung GmbH. Ziel des Instituts ist die Aktienanalyse und die Entwicklung von Aktienstrategien für Privatanleger.Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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07.10.2024Lufthansa BuyUBS AG
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16.12.2024Lufthansa Market-PerformBernstein Research
16.12.2024Lufthansa HoldJefferies & Company Inc.
11.12.2024Lufthansa HaltenDZ BANK
11.12.2024Lufthansa Market-PerformBernstein Research
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