Produktionsengpässe

BMW-Aktie schließt stark: BMW rechnet mit kräftigem Gewinnplus trotz Ukraine-Krieg - Bessere Aussichten für E-Autos

16.03.22 17:57 Uhr

BMW-Aktie schließt stark: BMW rechnet mit kräftigem Gewinnplus trotz Ukraine-Krieg - Bessere Aussichten für E-Autos | finanzen.net

Der Autobauer BMW rechnet mit deutlichen Belastungen durch den Krieg Russlands gegen die Ukraine.

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Wegen der Auswirkungen auf die eigene Produktion setzt sich das Management um Chef Oliver Zipse vorsichtigere Ziele für die Profitabilität und den Autoverkauf in diesem Jahr, auch wenn es dank der Übernahme des chinesischen Gemeinschaftsunternehmens beim Vorsteuerergebnis insgesamt deutlich nach oben gehen dürfte. Bei den Plänen für den Hochlauf der vollelektrischen Autoflotte in diesem Jahrzehnt wird der Vorstand zudem nun etwas mutiger.

Im laufenden Jahr geht das Management wegen des Kriegs in Osteuropa bei der wichtigen Gewinnmarge vor Zinsen und Steuern (Ebit-Marge) im Automobilgeschäft von einem Wert zwischen 7 und 9 Prozent aus. Vergangenes Jahr hatte diese Marge bei 10,3 gelegen. Ohne die Probleme durch den Konflikt hätte sich das Unternehmen nach eigenen Angaben vom Mittwoch zum Ziel gesetzt, dass zwischen 8 und 10 Prozent des Umsatzes als operativer Gewinn hängenbleiben.

BMW ist der erste der deutschen Autobauer, der explizit die Effekte auf die eigenen Zahlen beziffert. Bei zuletzt gut 95 Milliarden Euro Umsatz in der Autosparte entspricht ein Prozentpunkt weniger Marge einer Ergebnisbelastung von rund 950 Millionen Euro. Mögliche weitere langfristige Auswirkungen wie eine Ausweitung des Krieges und nochmals verschärfte Sanktionen kann aber auch BMW nach eigenen Worten derzeit nicht abschätzen.

Bei der Energieversorgung sieht Finanzchef Nicolas Peter den Konzern durch Verträge gut gegen Kostensteigerungen abgesichert. Steigende Rohstoffpreise und Währungsschwankungen dürften wie im Vorjahr etwa einen mittleren dreistelligen Millionen-Betrag an Belastung bringen. Der Start ins Jahr war in den ersten beiden Monaten laut Vertriebschef Pieter Nota gut - hier lagen die Verkäufe etwas höher als im Vorjahreszeitraum.

Aktuell plagen die Autoindustrie vorwiegend Lieferprobleme aus Osteuropa. Unter anderem produziert der Autozulieferer LEONI in der Ukraine Kabelbäume für die Verkabelung von Autos. Derzeit läuft die Produktion in den wichtigen BMW-Werken am Stammsitz in München und in Dingolfing wieder an und soll ab kommender Woche wieder normal erfolgen, nachdem die Kabelkomponenten fehlten und für einige Tage die Bänder ganz gestoppt worden waren. Auch in Regensburg und Leipzig waren Schichten weggefallen.

Die BMW-Stammaktie legte am Mittwoch via XETRA letztendlich um 4,09 Prozent auf 78,40 Euro zu. Auch der Gesamtmarkt stieg deutlich, so der deutsche Leitindex DAX und der europäische Branchenindex Stoxx Europe 600 Automobile & Parts. Die Börsen schwanken derzeit teils heftig, angesichts der Entwicklungen rund um die Ukraine. Mitte Januar war die Aktie im Zwischenhoch noch zu etwas mehr als 100 Euro gehandelt worden.

Die Zahlen zum vergangenen Geschäftsjahr und den überraschend hohen Dividendenvorschlag von 5,80 Euro je Stammaktie hat BMW bereits vergangene Woche vorgelegt. Im vierten Quartal des Vorjahres konnten die Bayern mit ihrer Rendite nicht ganz so glänzen wie der Stuttgarter Rivale Mercedes-Benz (Mercedes-Benz Group (ex Daimler)).

Die Autobauer profitieren derzeit angesichts immer wieder gestörter Produktion von der hohen Nachfrage, die die Verkaufspreise bei langen Lieferzeiten in die Höhe treibt. Finanzchef Peter sieht auch dieses Jahr bei den Preisen mehr Chancen als Risiken. Allerdings wird die Finanzsparte vor allem im zweiten Halbjahr nicht mehr ganz so stark von hohen Gebrauchtwagenpreisen für die Leasingrückläufer zehren können wie zuletzt.

BMW war im Gesamtjahr 2021 weniger stark wegen fehlender Halbleiter unter Druck gekommen als die deutsche Konkurrenz. Am Ende lieferte der Konzern sogar mehr Autos aus als im Vorjahr. Die Stammmarke BMW eroberte gar von Mercedes erstmals seit der Mitte des vergangenen Jahrzehnts den Spitzenplatz im weltweiten Verkauf von Premiumautos zurück. Die Nachfrage sei weltweit hoch, hieß es vom Konzern. Dennoch rechnet BMW wegen der Lage in Osteuropa nun nur mit Auto-Auslieferungen auf dem Niveau des Vorjahres von rund 2,5 Millionen Stück.

Chef Zipse schätzt die künftigen Marktchancen vollelektrischer Autos zunehmend besser ein. Mit ihrer ab Mitte des Jahrzehnts geplanten neuen Fahrzeuggeneration halten es die Münchner für möglich, dass der Anteil reiner Batterieautos die Hälfte des weltweiten Gesamtabsatzes schon spürbar vor dem Jahr 2030 erreicht werden könnte, wie es bisher geplant war. Da Zipse schon vor Ende des Jahrzehnts einen Gesamtverkauf von 3 Millionen Autos anpeilt, könnten die jährlichen Stückzahlen dann bei über 1,5 Millionen Batterieautos liegen. Eine Herausforderung wird daher die Beschaffung der Batteriekomponenten zu auskömmlichen Preisen.

In der neuen Modellgeneration - die BMW "Neue Klasse" nennt - werde auch erstmals ein neuer batterieelektrischer Antrieb zum Einsatz kommen, der die Kosten für den Antriebsstrang deutlich senken soll, hieß es vom Konzern. Für diesen neuen E-Antrieb entwickle BMW derzeit eine neue Generation von Batteriezellen. BMW gilt bislang nicht als offensivster Autobauer, was den Fokus auf reinelektrischen Antrieb angeht.

Der Konzern insgesamt dürfte den Vorsteuergewinn dieses Jahr deutlich steigern, prognostiziert das Management. Das bedeutet mindestens zehn Prozent mehr als die 2021 erreichten 16 Milliarden Euro. Das liegt auch an der Vollkonsolidierung des chinesischen Produktions-Joint-Ventures BMW Brilliance Automotive (BBA), an dem BMW im Februar die Mehrheit übernommen hat. Denn die Neubewertung der bisherigen Anteile an dem Gemeinschaftsunternehmen dürfte im Finanzergebnis einen positiven Bucheffekt von 7 bis 8 Milliarden Euro auslösen.

In der Kasse wird dank der Übernahme mit einem deutlichen Geldzufluss gerechnet, weswegen Vorstand und Aufsichtsrat der Hauptversammlung einen Aktienrückkauf vorschlagen. Selbst nach Abzug des Kaufpreises für die Anteile in Höhe von 3,7 Milliarden Euro landen schließlich per Saldo rund 5 Milliarden Euro zusätzlich auf den eigenen Konten der Münchner.

MÜNCHEN (dpa-AFX)

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