Markenwert deutlich gesunken

Volkswagen-Aktie erholt sich von Fünfjahrestief - Vorübergehend unter 90 Euro

05.10.15 17:52 Uhr

Volkswagen-Aktie erholt sich von Fünfjahrestief - Vorübergehend unter 90 Euro | finanzen.net

Der wieder etwas schwächere Euro hat die Vorzugsaktien von Volkswagen (VW) am Montag im Plus schließen lassen. Die 90-Euro-Marke war zeitweise nach unten durchbrochen worden.

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Am Vormittag ging es für die Vorzugsaktie des größten deutschen Autobauers Volkswagen bis auf 86,36 Euro nach unten, im Nachmittagshandel wurde jedoch die 90-Euro-Marke wieder überstiegen und sogar die Gewinnzone erreicht. Am Ende stand ein Plus von 1,26 Prozent auf 93,52 Euro an der Kurstafel.

VW-Marke unter Druck

Der Abgas-Skandal hat auch Auswirkungen auf den Markenwert von Volkswagen, wie aus Berechnungen der Unternehmensberatung Interbrand hervorgeht. In der am Montag veröffentlichten jährlichen Rangliste der wertvollsten Marken sank der von Interbrand ermittelte Wert für Europas größten Autobauer um neun Prozent auf gut 12,45 Milliarden Dollar (11,1 Mrd Euro). Vor Bekanntwerden der Tricks bei Diesel-Abgasen sei man noch von einem Zuwachs von zehn Prozent ausgegangen, teilte Interbrand mit. Im Ranking rutschte Volkswagen dadurch vom 31. auf den 35. Platz ab. Bei der ebenfalls betroffenen Konzernmarke Audi sehen die Experten immer noch ein Plus beim Markenwert von fünf Prozent auf 10,3 Milliarden Dollar, wodurch sie sich um einen Platz auf den 44.

Existenz des Konzerns bedroht

Der designierte VW-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch sieht den Autobauer einem Medienbericht zufolge wegen des Abgasskandals in einer äußerst prekären Lage. Pötsch habe bei einer internen Veranstaltung in Wolfsburg von einer "existenzbedrohenden Krise für den Konzern" gesprochen, berichtete die Zeitung "Welt am Sonntag" vorab. Demnach sei er aber sicher, das "kriegen wir hin", wenn alle mitzögen. Dem Bericht zufolge steht auch das geplante Investitionsbudget von mehr als 100 Milliarden Euro bis 2018 auf dem Prüfstand.

Worst-Case-Szenarien durchgespielt

Unterdessen stellt sich auch die VW-Finanzabteilung auf das Schlimmste ein und prüft offenbar Optionen für den Fall, dass der Abgasskandal dramatischere Auswirkungen auf die Unternehmenskasse hat als bislang erwartet. Wie mehrere mit den Überlegungen vertraute Personen berichteten, spielt die Finanzabteilung des Autoherstellers mehrere Worst-Case-Szenarien durch, darunter Rating-Herabstufungen und unerwartet hohe Strafzahlungen.

   Volkswagen steht angesichts des Skandals um manipulierte Abgaswerte in jedem Fall vor enormen Kosten: Zu den erwarteten Strafen dürften vor allem in den USA hohe Schadensersatzforderungen kommen. Zudem muss Volkswagen die Ausgaben für Nachbesserungen an den betroffenen bis zu 11 Millionen Fahrzeugen tragen. Dennoch rechnen die meisten Beobachter bislang nicht damit, dass dem Autokonzern die flüssigen Mittel ausgehen. Volkswagen verfügt immerhin über Bargeldreserven im Umfang von rund 21,5 Milliarden Euro, die sich durch die jüngst beschlossenen Verkäufe von Anteilen an dem Unternehmen LeasePlan und an dem japanischen Autohersteller Suzuki noch auf etwa 25 Milliarden Euro erhöhen dürften.

Konzern wiegelt ab

Dass die Konzern-Finanzexperten nach den Worten der Insider dennoch auch vergleichsweise dramatische Szenarien durchspielen, zeigt die Unsicherheit, mit der Volkswagen umgehen muss. Von einer Notsituation will Volkswagen selbst nicht sprechen: "Wir befinden uns aktuell nicht in einer Notlage", sagte ein Sprecher auf Anfrage von Dow Jones Newswires. Der Konzern bereite "mit keiner Bank" einen Notfallplan vor. Er orientiere sich vielmehr an seinem "regulären Finanzierungsplan". Ob Volkswagen interne Überlegungen für den Fall unerwartet hoher Liquiditätsabflüsse anstellt, ließ der Sprecher aber offen.

   Der Abgasskandal hat zudem Einfluss auf Volkswagens Programme zur Fremdfinanzierung: Der Konzern überarbeitet derzeit die Angebotsunterlagen für Unternehmensanleihen und ähnliche Finanzierungsmittel. Volkswagen setze die Programme zwar nicht aus, sagte ein Sprecher. Der Konzern passe aber "Teile der für diese Programme notwendigen Dokumentation" an. Dies sei ein "selbstverständlicher Prozess im Fall von geänderten Nachrichtenlagen". Volkswagen habe "keinen Grund anzunehmen, dass die Programme nach den Anpassungen nicht normal weiter genutzt werden können". "Finanzierungsschwierigkeiten ergeben sich nach unserer Einschätzung hieraus jedenfalls nicht", fügte der Sprecher hinzu.

Analyst: Gefahr einer Kapitalerhöhung

Bereits am Freitag hatte die Schweizer Bank Credit Suisse das Kursziel für die Volkswagen-Vorzüge von 169 auf 82 Euro mehr als halbiert. Die vom Finanzdienstleistungsgeschäft ausgehenden Risiken würden derzeit missachtet, schrieb Analyst Alexander Haissl. Somit sei das gesamte Abwärtsrisiko bei den Papieren des Autobauers noch nicht vollständig eingepreist. Der Experte sieht die Gefahr einer Kapitalerhöhung.

Laut Analyst Michael Raab von Kepler Research könnten auch Verkäufe von Vermögensbeständen unter bestimmten Szenarien mittelfristig zu einer Option werden, um die Nettoliquidität von Volkswagen auf dem angepeilten Niveau zu halten.

Analyst Max Warburton von Bernstein Research betonte, er brauche nun vor allem Klarheit darüber, ob Volkswagen nicht nur in den USA, sondern auch in Europa bei Abgastests betrogen habe. Davon hingen die Konsequenzen für den Autobauer und seinem Aktienkurs ab.



Redaktion finanzen.net mit Material von Dow Jones Newswires, dpa-AFX und Reuters

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