Preiswerte Industriewerte?

Nach DAX-Quartalsberichten: Wie steht es aktuell um Industrieaktien wie Siemens, BASF und Co.?

06.11.19 20:28 Uhr

Nach DAX-Quartalsberichten: Wie steht es aktuell um Industrieaktien wie Siemens, BASF und Co.? | finanzen.net

Der deutsche Leitindex konnte sich in den zurückliegenden drei Monaten, trotz einiger politischer und konjunktureller Risiken, sehr erfreulich entwickeln. Die positiven Impulse gingen dabei verstärkt von einzelnen Industrieunternehmen aus.

• Industriewerte zurück in der Spur
• Autobauer überraschen im dritten Quartal
• DAX vor massiver Widerstandszone

Zwischen dem ersten Handelstag im August und dem letzten Handelstag im Oktober 2019 kletterte der deutsche Leitindex DAX rund 710 Punkte beziehungsweise 5,85 Prozent. Für diese Entwicklung sorgten vor allem die positiven Geschäftsberichte der Industriewerte. Möglicherweise ist die Lage der deutschen Vorzeige-Branche gegenwärtig nicht ganz so prekär, wie viele Experten glauben.

Siemens treibt Konzernumbau voran

Während General Electric mit stagnierenden Umsätzen und Milliardenverlusten zu kämpfen hat, schreitet beim deutschen Rivalen Siemens nicht nur der Konzernumbau voran, sondern auch der Aktienkurs. So konnten die Papiere des deutschen Vorzeige-Industriekonzerns seit dem Tief im August mehr als 20 Prozent zulegen.

Siemens-Aktie: Die Analysten raten mehrheitlich zum Kauf

Nach dem erfolgreichen IPO von Siemens Healthineers im März 2018 möchte der Konzern nun ein weiteres Tochterunternehmen an die Börse bringen. Viele Aktionäre hoffen jetzt scheinbar schon darauf, dass der Börsengang von Siemens Energy im kommenden Jahr ein weiterer Erfolg wird. Dementsprechend empfehlen auch die Analysten die Siemens-Anteilsscheine aktuell mehrheitlich zum Kauf. Die Experten der Bank of America sehen den fairen Wert der Aktie mit 133 Euro sogar mehr als 25 Prozent über dem aktuellen Kurs. Mit Kurszielen in Höhe von 120 Euro sehen auch die Analysten der UBS und HSBC weiteres Potenzial für die Aktie des Industriegiganten.

30-Prozent-Rally trotz Abgasproblematik

Neben den Papieren von Siemens befinden sich auch die Anteilsscheine von Daimler seit August im Rallymodus. Während die Aktien des Stuttgarter Autobauers am 26. August noch bei 40,32 Euro je Stück notierten, pendeln sie nun auf einem Niveau von über 52 Euro. Folglich genierten die Papiere innerhalb von rund neun Wochen eine Performance von fast 30 Prozent.

Daimler-Aktie: Morgan Stanley sieht fairen Wert bei 62 Euro

Obwohl einige Marktexperten nur noch von Abgasproblemen und einer um sich greifenden Autokrise in Deutschland sprechen, haben sich die Daimler-Aktien in den vergangenen Wochen eindrucksvoll zurückgemeldet. Dessen ungeachtet sehen die Experten von Morgan Stanley und RBC Capital Markets weitere Luft nach oben für die Aktie. Während der Analyst von RBC den fairen Wert der Papiere auf 61 Euro schätzt, glaubt Harald Hendrikse, der Kapitalmarktexperte der US-Investmentbank Morgan Stanley, sogar an einen Kursanstieg auf bis zu 62 Euro.

BASF-Aktie ist zurück in der Spur

Vergleicht man nun die Entwicklung der Daimler-Aktie mit der Performance der BASF-Papiere, zeigt sich ein sehr ähnliches Bild. Auch die Ludwigshafener mussten in Zuge der Branchenkrise einen erheblichen Kursrücksetzer hinnehmen. Seit Mitte August ist die Chemie-Aktie jedoch wieder voll im Trend. Denn von ihrem Jahrestief bei 55,68 Euro, welches am 15. August erreicht wurde, konnte sich die Aktie schon wieder grandios erholen. Mit einem aktuellen Preis von rund 71 Euro stehen die BASF-Aktien deutlich über ihrem Jahrestief vom August. Und sofern Tim Jones recht behalten sollte, dürfte die Aktie auch noch weiter steigen. Denn der Deutsche Bank-Analyst sieht den fairen Wert des Papiers bei 74 Euro.

Das dritte Quartal sorgte für Erleichterung in der Branche

Die Erholung im deutschen Industrie- bzw. Automobilsektor ab August 2019 lässt sich ebenfalls am Chart der Volkswagen-Aktie verdeutlichen. Die Papiere der Wolfsburger pendelten Mitte August noch bei unter 145 Euro und notieren nun wieder bei rund 177 Euro je Aktie. Volkswagen ist es gelungen - wie auch Daimler - mit den Ergebnissen zum dritten Quartal 2019 für neue Lichtblicke unter den Aktionären zu sorgen.

Experten sehen Chancen bei Volkswagen

Mit Kurszielen in Höhe von 202, 205 und 210 Euro sehen die Analysten von Kepler Cheuvreux, Credit Suisse und der Deutschen Bank sogar ein weiteres Kurspotenzial von bis zu 18 Prozent für die Vorzugsaktien der Volkswagen AG.

Kommt die Euphorie zu früh?

Die imposante Erholungsrally einiger deutscher Industriewerte half nicht nur dem DAX, die wichtige Marke von 13.000 Punkten zurückzuerobern, sondern streute auch neue Zuversicht unter den Investoren. Ob es dem DAX nun gelingt, den vorherrschenden Aufwärtstrend beizubehalten und die massive Widerstandslinie im Bereich von 13.500 Punkten nachhaltig zu durchbrechen, darf dennoch bezweifelt werden.

"Derzeit schien sich Hoffnung breit zu machen, dass der Abschwung in der Industrie bereits seinen Boden erreicht hat, weswegen die Industrie-Aktien wieder steigen. Diese Hoffnung ist aus unserer Sicht verfrüht. Ein Einstieg in Industrieaktien scheint uns eher zu Beginn von 2020 angebracht", so Cyrus de la Rubia, der Chefvolkswirt der Hamburger Commercial Bank, der Anleger nun vor überschwänglicher Euphorie warnt.

Pierre Bonnet / finanzen.net

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