HeidelbergCement-Aktie im Fokus: Baustoffkonzern profitiert vom Sparkurs
Nach einem Milliardenverlust im zweiten Jahresviertel hat der neue HeidelbergCement-Chef Dominik von Achten zuletzt eine deutlich bessere Geschäftsentwicklung in Aussicht gestellt.
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Dazu beitragen soll auch das Ende Februar neu aufgesetzte Sparprogramm. Neue Ziele für das Gesamtjahr 2020 hat von Achten hingegen bislang nicht ausgegeben. Was im Unternehmen los ist, was die Aktie macht und was Experten dazu sagen.
DAS IST LOS BEI HEIDELBERGCEMENT:
Der neue HeidelbergCement-Chef von Achten hat seit seinem Amtsantritt Anfang Februar bereits einige Rückschläge erlitten. Keine zwei Wochen, nachdem er den Chefsessel von seinem Vorgänger Bernd Scheifele übernommen hatte, musste er eine überraschend schwache Umsatzentwicklung für das Jahr 2019 einräumen. Dann kam die Corona-Krise. Bereits im März strich der Manager seine Ziele für das laufende Jahr und setzte Anfang Juli den Wert der Besitztümer von HeidelbergCement herab.
Zuletzt zeigte sich von Achten zuversichtlicher. "Auch wenn die Absatzmengen in einem schwierigen Umfeld weiterhin rückläufig sind, sind wir sehr gut in das dritte Quartal gestartet", sagte er Mitte September auf dem Kapitalmarkttag. Das Ergebnis im Juli und August habe deutlich über den jeweiligen Vorjahresmonaten gelegen. Zu der besseren Geschäftsentwicklung hätten vor allem niedrigere Kosten und stabile Preise beigetragen.
Um gut durch die Corona-Krise zu kommen, hatte HeidelbergCement Ende Februar ein Sparprogramm aufgesetzt, um die Kosten um eine Milliarde Euro zu drücken. Dazu beitragen sollen etwa geringere Personalaufwendungen, freiwillige Kürzungen der Management-Gehälter, die Beschränkung von Investitionen sowie geringere Steuerzahlungen.
Das Umfeld in der Bauwirtschaft bleibe aber hochvolatil, warnte von Achten. Zudem könne es jederzeit zu einer neuen Infektionswelle mit Auswirkungen auf bereits begonnene oder angekündigte Bauprojekte in einzelnen Ländern kommen. Daher könne man die vollen Auswirkungen der Corona-Krise auf die Unternehmensergebnisse 2020 weiterhin nicht zuverlässig abschätzen. HeidelbergCement gab allerdings Ziele für die mittelfristige Entwicklung aus.
Bis 2025 will das Management die operative Marge (bereinigtes Ebitda zum Umsatz) um drei Prozentpunkte auf 22 Prozent verbessern. So plant HeidelbergCement, Prozesse und Strukturen in Vertrieb, Produktion und Verwaltung zu optimieren. Besser werden will das Unternehmen vor allem in Nordamerika, sagte der Konzernchef. Dort soll die Marge über alle Geschäftsbereiche hinweg um vier bis fünf Prozentpunkte steigen.
Auch will sich das Unternehmen, das etwa mit der Schweizer LafargeHolcim und der mexikanischen Cemex konkurriert, auf die stärksten Märkte konzentrieren - also Geschäfte verkaufen, die mittelfristig nicht die Renditeerwartungen erfüllen. HeidelbergCement plant aber auch selektive Zukäufe in bestehenden Märkten und will die Digitalisierung vorantreiben. Davon verspricht sich das Management erhebliche Effizienzgewinne und geringere Kosten in der Produktion und Verwaltung.
Sein ursprüngliches Ziel, die CO2-Emissionen auf unter 525 Kilogramm pro Tonne von zementartigem Material zu verringern, will das Unternehmen bereits bis 2025 erreichen und damit fünf Jahre früher als ursprünglich geplant. Damit werde die CO2-Emissionen im Vergleich zum Jahr 1990 um 30 Prozent reduziert, hieß es. Bis 2030 sollen die Emissionen pro Tonne von zementartigem Material auf unter 500 Kilogramm sinken.
HeidelbergCement legt an diesem Donnerstag (5. November) Zahlen für das dritte Quartal 2020 vor.
DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:
Branchenexperten rechnen für das abgelaufene Jahresviertel zwar im Schnitt mit einem Umsatzrückgang, der operative Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) dürfte hingegen dank der Kostensenkungen deutlich zulegen.
Analyst Stephan Bonhage vom Bankhaus Metzler rechnet für HeidelbergCement mit einer starken operativen Ergebnisentwicklung im dritten Quartal. Der Baustoffkonzern dürfte von stabilen Preisen, niedrigen Energiekosten und seinem Sparprogramm profitiert haben. Ephrem Ravi von der US-Bank Citigroup zeigte sich besonders optimistisch für HeidelbergCement und Titan. Die meisten europäischen Zementhersteller dürften mit ihrem operativen Ergebnis 2020 über Vorjahresniveau liegen, schätzt der Experte.
Von niedrigeren Volumina und einem leichten Ergebnisrückgang geht Analyst Thorsten Reigber von der DZ Bank im dritten Jahresviertel in Nordamerika aus. Hier könnten sich die Waldbrände in Kalifornien und die Hurrikan-Saison leicht negativ ausgewirkt haben. In den übrigen Regionen rechnet er wieder mit einem deutlich besseren Geschäft. Zudem komme HeidelbergCement bei seinem Sparprogramm COPE gut voran und profitiere von einem weiterhin günstigen Preisumfeld. Als wichtigen Treiber sieht Reigber die staatlichen Infrastrukturprogramme in den USA und Europa.
Analystin Elodie Rall von der US-Bank JPMorgan geht von einer deutlichen Erholung in West- und Südeuropa aus. Die Region dürfte sich dank einer besseren Entwicklung in Frankreich und Italien von den Tiefstständen des zweiten Quartals erholt haben. Nach Ansicht von Rall war die herausforderndste Region im dritten Quartal Asien wegen der volatilen Entwicklung in Indonesien. Dort seien die inländischen Zementmengen nach den neuesten Branchendaten im August um 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken.
Analyst Norbert Kretlow von der Commerzbank warnte zudem: Eine gute Entwicklung im dritten Quartal dürfte wohl nicht von Dauer sein. Aufgrund der Corona-Pandemie dürfte die Dynamik des Projektflusses erwartungsgemäß in Zukunft erheblich nachlassen.
DAS MACHT DIE AKTIE (Kurse Stand 3. November, 10.15 Uhr):
Ab Mitte Februar schlugen sich die Ängste um die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie im Aktienkurs des Zementherstellers nieder. Das Papier verlor binnen eines Monats mehr als die Hälfte an Wert und rutschte Mitte März auf ein Mehrjahrestief von 29 Euro, nachdem HeidelbergCement den Ausblick für das laufende Jahr wegen der Pandemie ausgesetzt hatte.
Seitdem konnte sich der Kurs ein Stück weit erholen und lag zuletzt wieder bei rund 54 Euro. Seit Jahresbeginn hat die Aktie damit rund 17 Prozent Wert eingebüßt, deutlich mehr als der Leitindex Dax. Dieser lag zuletzt rund 10 Prozent niedriger als zum Jahreswechsel.
Die HeidelbergCement-Aktie knüpfte damit an ihre schwache Entwicklung der vergangenen Jahre an. Seit dem Mehrjahreshoch von gut 96 Euro Anfang 2018 ging es bergab - das einstige Rekordhoch von 112 Euro aus den Zeiten vor der Weltfinanzkrise ist meilenweit entfernt. Mit einem Börsenwert von rund 10 Milliarden Euro zählt HeidelbergCement zu den Leichtgewichten im DAX.
/mne/stw/fba
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Bildquellen: HeidelbergCement
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