PIMCO: Die nächste Rezession lässt noch etwas auf sich warten
Das von Anlegern so gefürchtete Rezessionsgespenst ist nach Ansicht von PIMCO in etwas weitere Ferne gerückt. Doch der zum Allianz-Konzern gehörende US-Vermögensverwalter warnt trotzdem vor einer großen Gefahr.
Werte in diesem Artikel
• Rezessionsrisiken nehmen ab
• PIMCO befürwortet lockere Geldpolitik
• Weniger Handlungsspielraum der Notenbanken
Nach einem turbulenten Jahr 2019 wagt PIMCO einen Ausblick auf das neue Jahr. Dabei zeigen sich seine Portfoliomanager, Ökonomen und Analysten optimistisch, dass die derzeitige Schwächephase des weltweiten Wirtschaftswachstums in 2020 von einer leichten Erholung abgelöst wird. Zwar müsse das weltweite BIP-Wachstum, das sich in den vergangenen zwei Jahren abgeschwächt hat, zuerst noch seine Talsohle finden, doch bei PIMCO geht man dennoch davon aus, dass bereits in diesem Jahr eine leichte zyklische Erholung einsetzen könnte. Diese optimistische Prognose stützt sich unter anderem auf die Lockerungsmaßnahmen in der Fiskal- und Geldpolitik nahezu aller bedeutender Volkswirtschaften.
Laut dem PIMCO-Ausblick dürfte die Weltwirtschaft außerdem in diesem Jahr früher ihre Talsohle erreichen und wieder anziehen als die US-Wirtschaft. Bremsend könnte sich in den Vereinigten Staaten unter anderem eine höhere politische Ungewissheit im Vorfeld der Wahlen auswirken.
Rezession verschiebt sich
Neben den geldpolitischen Lockerungen bewerten die PIMCO-Experten auch die Annäherung im chinesisch-amerikanischen Handelskonflikt sowie die besseren Aussichten für einen geordneten Brexit positiv. Aus diesem Grund denken sie, dass sich die Rezessionsrisiken, die im mittleren Jahresverlauf 2019 hoch waren, in den letzten Monaten abgeschwächt haben. Die Zeit bis zur Rezession habe sich also verlängert.
Auch für die USA hält man bei PIMCO auf Zwölf-Monats-Sicht eine Rezession inzwischen für weniger wahrscheinlich.
Weniger Spielraum der Notenbanken
Zwar befürwortet man bei PIMCO das Vorgehen der EZB, Fed und Co., Rezessions- oder Deflationsrisiken durch Lockerungsmaßnahmen möglichst schon im Keim zu ersticken. Doch warnen die Experten, dass die geldpolitische Lockerung des vergangenen Jahres auch Folgen habe.
So weisen sie darauf hin, dass infolge der letzten Zinssenkungen nun weniger geldpolitischer Spielraum verbleibt, um auf den nächsten Konjunkturabschwung oder Einbruch des Marktes für Risikoanlagen reagieren zu können. Darüber hinaus habe die geldpolitische Lockerung des vergangenen Jahres Unternehmen und Privathaushalte dazu ermutigt, sich stärker zu verschulden. Beim nächsten Abschwung könnte sie dies jedoch in Bedrängnis bringen - und ihre Gläubiger auch.
Wenn die nächste Rezession drohte, sollte in der Theorie die Fiskalpolitik einspringen können. Immerhin habe das niedrige Zinsniveau den Regierungen mehr Spielraum verschafft. Jedoch zweifelt man bei PIMCO daran, dass die Regierungen in der Praxis dazu fähig sind, Rezessionsrisiken rechtzeitig zu erkennen und gegenzusteuern. Daher werde es bei der nächsten Krise erneut den Zentralbanken zufallen, Gegenmaßnahmen einzuleiten, auch wenn sie nun stärker eingeschränkt seien.
Anlageimplikationen
Bei der Anlage bevorzugt PIMCO angesichts des derzeitigen Umfeldes US-Treasuries gegenüber weltweiten Alternativen, und zwar aufgrund ihres relativen Werts, ihres Potenzials für Kapitalgewinne sowie des Spielraums der US-Notenbank für weitere Lockerungsschritte.
Beim Währungsengagement setzt PIMCO auf Long-Positionen im Yen. Für die japanische Währung spreche eine günstige Bewertung und ihr risikoarmer Charakter.
Gegenüber Unternehmensanleihen ist der US-Vermögensverwalter insgesamt vorsichtig eingestellt und will sich besonders gründlich anschauen, welche davon ausfallgefährdet sind.
Redaktion finanzen.net
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