Deutsche Bank spürt bei Radikalumbau mehr Gegenwind - Deutsche Bank-Aktie rutscht ins Minus
Die Deutsche Bank bekommt es bei ihrem laufenden Radikalumbau mit einem verschärften Gegenwind zu tun.
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Das im Sommer ausgegebene Ziel für die Eigenkapitalrendite sei angesichts der verschärften Niedrigzinsen in der Eurozone ehrgeiziger geworden, teilte der DAX 30-Konzern Deutsche Bank vor einer Investorenveranstaltung am Dienstag in Frankfurt mit. Bis 2022 soll die Rendite auf das materielle Eigenkapital (RoTE) aber weiterhin acht Prozent erreichen. Für die Kernbank - also ohne die konzerneigene Abwicklungseinheit - peilt Vorstandschef Christian Sewing jetzt sogar mehr als neun Prozent an.
So kommt die Bank bei ihrer Umstrukturierung nach eigenen Angaben teilweise schneller voran als geplant. "Wir liegen im Plan und in einigen Bereichen sogar über Plan", sagte Sewing. So arbeite die Abwicklungseinheit CRU bereits an Transaktionen, die eigentlich erst für 2020 geplant gewesen seien.
Unterdessen bekräftigte Sewing das Ziel, die bereinigten Kosten der Bank bis zum Jahr 2022 um 6 Milliarden auf 17 Milliarden Euro zu senken. Im laufenden Jahr sollen sie auf 21,5 Milliarden Euro zurückgehen, im kommenden Jahr auf 19,5 Milliarden Euro. Die milliardenschweren Belastungen für den Umbau und den damit verbundenen Abbau von rund 18 000 Stellen sind in den Summen nicht enthalten.
Die Belastung durch die noch niedrigeren Zinsen will der Manager weitgehend ausgleichen, indem die Bank ihr Kreditgeschäft ausweitet und Negativzinsen in bestimmten Fällen an die Kunden weitergibt. Vor allem in der Privatkunden- und der Unternehmensbank dürfte das Zinstief auf die Erträge drücken, hieß es. Steigende Erträge in der Investmentbank sollen dies teilweise ausgleichen. Im laufenden vierten Quartal lägen die Erträge besonders im Geschäft mit festverzinslichen Wertpapieren und Währungen bisher höher als im Vorjahreszeitraum.
Entlastung winkt der Deutschen Bank bei den Kapitalanforderungen. Die Europäische Zentralbank (EZB) senkt die geforderte harte Kernkapitalquote (CET1) für Deutschlands größtes Geldhaus von 11,84 auf 11,59 Prozent. "Unsere aktuelle harte Kernkapitalquote liegt komfortabel oberhalb der Anforderungen", sagte Deutsche-Bank-Finanzchef James von Moltke. Für Ende 2019 erwartet das Geldhaus eine harte Kernkapitalquote von mehr als 13 Prozent.
Deutsche-Bank-Investorentag reißt Anleger nicht vom Hocker
Die Deutsche Bank hat am Dienstag mit einer Investorenveranstaltung die Börsianer nicht hinter sich bringen können. Zwar legte der Aktienkurs im frühen Handel um bis zu 1,7 Prozent zu, anschließend drehte er jedoch im Fahrwasser europaweit fallender Börsen ins Minus. Schlussendlich ging die Aktie 0,84 Prozent im Minus bei 6,49 Euro aus dem Handel.
Analyst Kian Abouhossein von JPMorgan zweifelte in einer ersten Reaktion am Renditeziel. Er hielt vielmehr an seiner Einschätzung fest, dass die Rendite auf das materielle Eigenkapital (RoTE) im Jahr 2022 lediglich fünf Prozent betragen dürfte - und damit drei Prozentpunkte weniger, als die Deutsche Bank anvisiert.
Die Differenz beruhe vor allem auf unterschiedlichen Prognosen der Einnahmen der Bank. So rechne das Kreditinstitut mit einem Wachstum der Einnahmen der Kernbank 2018 bis 2022 von einem Prozent per Jahr. Abouhossein stellt diesem Ziel einen Rückgang um 0,4 Prozent pro Jahr entgegen - "also deutlich niedriger als die Erwartung des Unternehmens".
Anleger hatten sich in den vergangenen Monaten bedeckt gehalten: Anfang Juni und Mitte August waren die Papiere der Deutschen Bank mit jeweils rund 5,80 Euro auf historische Tiefstkurse gefallen. Eine anschließende Erholung bis auf 7,75 Euro war nur von kurzer Dauer, zuletzt pendelte sich der Kurs um die Marke von 6,50 Euro ein. Seit Jahresanfang liegen sie mit rund sieben Prozent im Minus. Schlechter entwickelten sich nur die Aktien von Wirecard und der Lufthansa.
"Die strukturellen Herausforderungen bleiben", sagte Jernej Omahen von Goldman Sachs mit Blick auf die Investorenveranstaltung. Diese fielen in drei Kategorien: Das Fehlen von Aktivitäten mit hohen Renditen, hohe Finanzierungskosten und die Unsicherheit über die Zukunft des Investment Banking. Die Umbaupläne gingen zwar die beiden letztgenannten Probleme an, änderten jedoch nichts am Fehlen profitabler Einnahmequellen.
FRANKFURT (dpa-AFX), dpa-AFX Broker - die Trader News von dpa-AFX
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