GRENKE bekommt uneingeschränktes Testat für Abschluss 2020 - Aktie schließt zweistellig höher
Der wegen seiner Bilanzierung kritisierte Leasingspezialist GRENKE hat von der Prüfungsgesellschaft KPMG ein uneingeschränktes Testat für den Konzernabschluss 2020 bekommen.
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Der Prüfungsvermerk hatte sich aufgrund der eingehenden Untersuchung der Bücher weit hinausgezögert und damit sogar GRENKEs Rausschmiss aus dem Kleinwerteindex SDAX nach sich gezogen - wegen eines Regelverstoßes.
"Mit dem uneingeschränkten Testat gewinnen wir Vertrauen zurück", sagte GRENKE-Chefin Antje Leminsky. Seit der Leerverkäufer Viceroy im vergangenen September schwere Anschuldigungen rund um Bilanzen und Geschäftsgebaren der Firma erhob und damit die Aktie auf Talfahrt schickte, hat GRENKE mehrere Prüfungen seiner Geschäfte in Auftrag gegeben. Zudem musste das Unternehmen eine Sonderprüfung der Finanzaufsicht Bafin über sich ergehen lassen. Diese ist noch nicht formal abgeschlossen. Leminsky hat aber bereits angekündigt, dass die Entwürfe des Berichts nur noch zwischen der Bafin und dem beauftragten Prüfer Mazars abgestimmt werden müssten. Teilweise entlastet sah sich das Unternehmen nach einem Zwischenbericht bereits im Februar.
Die eingeleiteten Untersuchungen hatten aber auch Mängel zutage gefördert, der zuständige damalige Konzernvorstand Mark Kindermann räumte daraufhin seinen Posten. Mittlerweile hat GRENKE die Zuständigkeiten neu geordnet und mit Isabel Rösler eine eigene Risikochefin an Bord, die interne Revision liegt nun in der Hand von Leminsky selbst.
Besonders kritisiert war die Behandlung und Eigentümerstruktur von Franchiseunternehmen im Ausland worden. GRENKE hat damit begonnen, die Gesellschaften nun komplett zu übernehmen und auch in den eigenen Zahlen zu konsolidieren.
GRENKE will seinen Aktionären für 2020 eine überraschend deutlich niedrigere Dividende zahlen als zuvor. 26 Cent pro Aktie seien geplant, teilte das Unternehmen mit. Ein Jahr zuvor waren es 80 Cent. Analysten hatten diesmal im Schnitt mit 71 Cent gerechnet. Mit der Ausschüttungsquote von rund 14 Prozent des Konzerngewinns liegt GRENKE auch deutlich unter der in den vergangenen Jahren gepflegten Spanne von 25 bis 30 Prozent.
"Berücksichtigt haben wir sowohl die Sondersituation im Jahr 2020 als auch eine gesunde Kapitalbasis für unser langfristiges Wachstum", sagte Finanzchef Sebastian Hirsch. "Ich bin überzeugt, dass wir kurzfristig wieder zu unserem bisherigen Ausschüttungsniveau zurückkehren können."
Der Konzerngewinn nach Steuern für das vergangene Jahr lag den Angaben zufolge bei 88,4 Millionen Euro - 8,5 Millionen Euro mehr als in den vorläufigen Zahlen avisiert. Der Leasingdienstleister begründete dies mit einer Korrektur der Risikovorsorge im Vorjahr. Er hatte diese Möglichkeit zuvor schon angedeutet.
Derweil belasteten die Corona-Pandemie und die Kosten der Sonderprüfungen den Gewinn. GRENKE bietet vorwiegend kleinen und mittelgroßen Unternehmen die Finanzierung unter anderem der Geschäftsausstattung und die Vorfinanzierung von Forderungen an. Unter anderem der Einbruch in Gastronomie und Tourismus auch in Südeuropa belastete das Geschäft. An diesem Freitag (21. Mai) will das Unternehmen seinen Geschäftsbericht für 2020 vorlegen.
Bilanz-Testat lässt GRENKE-Aktien in die Höhe schnellen
Große Erleichterung am Aktienmarkt über ein uneingeschränktes Testat für den Jahresabschluss 2020 hat am Dienstag den Kurs von GRENKE nach oben schnellen lassen. Mit einer Rally von 20,02 Prozent im XETRA-Handel sprangen die Papiere des Finanzdienstleisters bis Handelsende auf 38,96 Euro.
"Das uneingeschränkte Testat ist positiv", erklärten die Experten der Commerzbank am Morgen in einer ersten Reaktion. Der nächste Kurstreiber könne nun eine Diversifizierung der Finanzierungsgrundlagen des Finanzdienstleisters sein.
Mitte September vergangenen Jahres hatte ein kritischer Bericht des Leerverkäufers Viceroy den Aktienkurs von GRENKE in nur drei Handelstagen um mehr als die Hälfte auf ein Sechsjahrestief einbrechen lassen. In den folgenden Monaten pendelte der Kurs auf deutlich niedrigerem Niveau um 35 Euro.
"Das Jahr 2020 war für GRENKE ein Alptraum nach der Veröffentlichung der Vorwürfe von Viceroy", merkte Tim Schuldt vom Analysehaus Pareto Securities an. Zwar hätten sich in der Folge die meisten Anschuldigungen als unbegründet erwiesen; mit Blick auf den Aspekt einer guten Unternehmensführung sei das Geschäftsmodell von GRENKE jedoch kritisch betrachtet worden.
/fba/he
BADEN-BADEN (dpa-AFX)
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