Neues Listing-Modell

Aramco-Aktie: LSE will Saudi Aramco-Börsengang nach London locken

05.05.17 14:22 Uhr

Aramco-Aktie: LSE will Saudi Aramco-Börsengang nach London locken | finanzen.net

Insiderinformationen zufolge arbeitet die London Stock Exchange an einem neuen Modell der Aktienmarkt-Zulassung. Im Hinterkopf hat die LSE dabei angeblich vor allem das Mega-IPO von Saudi Aramco.

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Der Aramco-Börsengang gilt immer noch als "dicker Fisch" unter den IPOs. Auch wenn sich die Scheichs vor kurzem eingestehen mussten, dass der Unternehmenswert Aramcos tatsächlich doch um einiges niedriger ist, als zunächst proklamiert: Nicht 2 bis 2,5 Billionen US-Dollar ist der saudische Öl-Riese wert, sondern wohl "lediglich" 1,3 bis 1,5 Billionen Dollar. Trotz des erlittenen Imageschadens ist der Öl-Gigant ein attraktiver Kandidat für verschiedene Börsen rund um den Globus, die die neue Aramco-Aktie gerne listen würden. Denn die künftigen Aramco-Papiere sollen zwar zum einen an der Börse in Riad gelistet werden, aber auch an einem anderen internationalen Finanzplatz. Bislang war New York im Gespräch. Aber auch London hat nun seinen Hut in den Ring geworfen - mit Nachdruck.

LSE feilt an neuem Modell zur Aktienmarkt-Zulassung

Um Aramco nach London zu locken, arbeitet die London Stock Exchange Insidern zufolge an einem neuen Modell der Aktienmarkt-Zulassung. Dieses soll Unternehmen ein angesehenes Primär-Listing ermöglichen, sie aber gleichzeitig von einigen Regeln befreien, die damit eigentlich zwingend einhergehen. So müssen Unternehmen für ein Primär-Listing bislang etwa einen Streubesitz von mindestens 25 Prozent aufweisen, um den Aktionären genug Einfluss zu ermöglichen. Aramco will jedoch nur höchstens fünf Prozent seiner Anteile an der Börse platzieren. Nach bisherigen Regeln wäre ein Primär-Listing in London damit für den Öl-Giganten eigentlich ausgeschlossen. Eine Lockerung der Bestimmungen könnte jedoch Abhilfe schaffen. Der Verdacht, dass bei dem neuen Modell vor allem Aramco eine Rolle spielen könnte, erhärtete sich vor allem dadurch, dass LSE-Vorstandsvorsitzender Xavier Rolet und die britische Premierministerin Theresa May im letzten Monat nach Saudi Arabien reisten, um sich mit dem Staatsfonds des Königreiches zu treffen. Der saudi-arabische Staatsfonds gilt als einer der größten Entscheidungsträger beim Listungsprozess für die künftige Aramco-Aktie.

Neue Regeln bei der Aktienmarkt-Zulassung - das gab es bereits

Tatsächlich ist der Gedanke, das bestehende, restriktivere Modell der Aktienmarkt-Zulassung etwas aufzuweichen, nicht neu. Vor vier Jahren hat die UK Listing Authority (UKLA), die Teil der britischen Regulierungsbehörde FCA ist, erst neue Regeln erlassen, die Großaktionäre von unzulässiger Einflussnahme auf den Vorstand eines Unternehmens abhalten sollten. Und schon in den 2000ern strebte die LSE danach, neues Geld von Übersee-Unternehmen nach London zu locken. Dafür verzichtete die UKLA auf die üblichen Anforderungen an die Unternehmensführung im Falle von fünf Unternehmen, indem ihnen ausnahmsweise erlaubt wurde, weniger als 25 Prozent der Aktien in Streubesitz zu geben. Die Sache ging jedoch schief. Bereits 2013 wurden diese Regeln wieder verschärft, nachdem es zu Skandalen in zwei hochrangigen Emerging Markets-Unternehmen - ENRC und Bumi - gekommen war. Beide Unternehmen wurden von ausländischen Managern kontrolliert, die die Investoren letztendlich schwere Verluste erleiden ließen.
Nun lockt jedoch Aramco mit dem größten Börsengang der Geschichte, was London offenbar erneut an seinen Restriktionen beim Aktienlisting zweifeln lässt - vergangene Skandale hin oder her.

Das Bemühen der LSE könnte dennoch scheitern

Neben der Tatsache, dass das Vorgehen der LSE einige Kritiker auf den Plan locken dürfte, gibt es noch weitere Zweifel daran, dass Aramco tatsächlich geeignet ist, in die FTSE-Stock-Indizes aufgenommen zu werden. Der FTSE 100 ist der weltweit am meisten gehandelte Index für britische Firmen. Mit Saudi Aramcos riesiger Marktkapitalisierung würde das Unternehmen den Index klar dominieren, was vielen Anlegern sicherlich ein Dorn im Auge wäre.

Ein offizielles Statement der LSE steht noch aus. Aus Insiderkreisen erfuhr "Reuters" lediglich, die London Stock Exchange habe über eine "Flexibilität der Listing-Struktur" gesprochen. Die FTSE werde die Integrität der Benchmark mit aller Kraft verteidigen, hieß es jedoch ebenfalls. Ob die London Stock Exchange das neue Modell tatsächlich einführen und ob es überhaupt dazu geeignet sein wird, Aramco nach London zu locken, wird die Zukunft zeigen müssen.

Redaktion finanzen.net

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Bildquellen: FAYEZ NURELDINE/AFP/Getty Images

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