Neues aus der Chefetage

Allianz: Wegen Pimco und Chefwechsel in Turbulenzen

aktualisiert 07.11.14 10:21 Uhr

Allianz: Wegen Pimco und Chefwechsel in Turbulenzen | finanzen.net
Designierter Allianz-Chef Oliver Bäte

Ein neuer Allianz-Chef ist im Anflug, dazu Probleme bei der US-Tochter Pimco. Der Münchner Konzern erlebt einen Umbruch.

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von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag

Es waren Tage voller Überraschungen für die Aktionäre der Allianz. Am Donnerstag wählte der Aufsichtsrat Oliver Bäte als Nachfolger von Allianz-Chef Michael Diekmann, der im Mai kommenden Jahres altersbedingt ausscheidet. Bäte ist im Vorstand derzeit für das Versicherungsgeschäft in West- und Südeuropa zuständig und war zuvor Finanzvorstand.

Die Begründung: Mit 60 Jahren habe der Konzernlenker die konzerninterne Altersgrenze für Vorstandsmitglieder erreicht. Der Wechsel kommt allerdings mitten in einer äußerst turbulenten Phase. Vorvergangenen Freitag hatte Anleihestratege Bill Gross, Chef des hauseigenen US-Vermögensverwalters Pimco, unerwartet das Handtuch geworfen. Der Pimco-Mitgründer hatte seinen Wechsel zum Konkurrenten Janus Capital bekannt gegeben. Gross, der von vielen Investoren als "König des Anleihemarkts" gilt, hatte damit den Allianz-Vorständen ein hektisches Wochenende beschert.

Denn die Aktien des größten europäischen Versicherers kamen an der Börse unter heftigen Verkaufsdruck. Das Management um Diekmann zeigte jedoch spontane Handlungsbereitschaft. Die Manager veranlassten die Anlageprofis bei Pimco zu zahlreichen Telefonaten mit Kunden, um diese an Bord zu halten. Der Grund dafür wurde am Mittwoch klar: Die Allianz-Tochter Pimco meldete für September 23,5 Milliarden Dollar Rekordabflüsse. Das meiste davon am Freitag, als Gross die Fronten wechselte. Vor September lagen die monatlichen Abflüsse jeweils unter fünf Milliarden Dollar.

Dreistellige Milliardenabflüsse
Diekmann selbst hatte mit dem Kauf von Pimco im Jahr 2000 die Allianz in die globale Top-Liga der Vermögensverwalter befördert. Ob Diekmanns Rückzug mit den Turbulenzen um die Kalifornier zusammenhängt, ist unklar. Der Aufsichtsrat traut aber offenbar auch dem Bilanzfachmann Bäte, der inzwischen auch Erfahrung im Versicherungsgeschäft hat, zu, den für die Allianz wichtigen Vermögensverwalter zurück auf Erfolgskurs zu bringen. Pimco liefert mit knapp zwei Billionen US-Dollar an Anlagegeldern bis zu 30 Prozent des Konzerngewinns.

Und auf den ersten Blick können die Folgen für die Allianz nach dem Abgang von Gross dramatisch ausfallen. Gross hat keine Klausel im Vertrag, die ihm jetzt ein Abwerben von Kunden untersagt. "Bis zu 350 Milliarden könnten Investoren bei Pimco abziehen", sagt Analyst Michael Huttner von der US-Bank JP Morgan, der als einer der besten Kenner der Materie gilt. Diese Summe sei in den Pimco-Fonds kurzfristig verfügbar. Huttner rechnet mit maximal 225 Milliarden Dollar Abfluss.

Trotz dieser gewaltigen Summen rechnet der Experte jedoch damit, dass die Auswirkungen auf den Gewinn der Vermögensverwaltung überschaubar bleiben. Sein Argument: Die Hälfte der Kosten für Pimco sind variabel und stehen in direktem Zusammenhang mit der Einnahmehöhe und dem in den Fonds verwalteten Vermögen. Die Folge: Bei starken Abflüssen sinken auch die Kosten in Form von Prämien und Gehältern erheblich. "Diese Konstruktion dämpft den Einfluss der Abflüsse auf den Gewinn deutlich", so Huttner. Für 2014 und 2015 senkte JP Morgan die Gewinnschätzungen jeweils um sechs Prozent.

Ein positives Zeichen: Das Management legte sich bei der Gewinnprognose für das laufende Jahr auf das obere Ende der bisherigen Spanne fest. Der Konzern stellt für 2014 demnach 10,5 Milliarden Euro operativen Gewinn in Aussicht.

Die Grundlage dafür dürfte die starke Sachversicherung sein. Die Schadensquote für 2014 bewegt sich auf niedrigem Niveau, und in einigen Märkten, auch in Deutschland, hat die Allianz ihr Geschäft restrukturiert. Die Sparte, die den meisten Gewinn liefert, sollte deshalb mit hoher Profitabilität glänzen.

Sorgen um die Dividende müssen sich Allianz-Aktionäre überdies nicht machen. Die Ausschüttungen für 2014 und 2015 sind durch Gewinne doppelt abgedeckt. Allerdings dürfte die von einigen Beobachtern erwartete Sonderdividende von 1,50 Euro vorerst wohl kein Thema sein.

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