Nächste China-Krise?

"Ernsthaft insolvent": Chinesischer Finanzriese Zhongzhi Enterprise tief in den Schulden - Erinnerungen an Immobilienkrise

29.11.23 23:18 Uhr

"Ernsthaft insolvent": Chinesischer Finanzriese Zhongzhi Enterprise tief in den Schulden - Erinnerungen an Immobilienkrise | finanzen.net

Die chinesische Schattenbank Zhongzhi steckt tief in finanziellen Schwierigkeiten. Am Wochenende haben chinesische Finanzbehörden die Ermittlungen gegen die Vermögensverwaltersparte des Konglomerats aufgenommen. Am Markt macht sich nun die Sorge vor einer weiteren Krise breit, wie sie zuletzt bereits am chinesischen Immobilienmarkt auszumachen war.

Werte in diesem Artikel

• Zhongzhi entschuldigt sich für finanzielle Misere
• Kunden vor Totalverlust
• Proteste gegen Vermögensverwalter



Zhongzhi kann Verbindlichkeiten nicht begleichen

Um den chinesischen Finanzkonzern Zhongzhi Enterprise ist es derzeit alles andere als gut bestellt. Nachdem der zugehörige Treuhandfonds-Anbieter Zhongrong bereits im August mehrere Zahlungen für Anlageprodukte, die vermögende Kunden und Unternehmen in Auftrag gegeben hatten, nicht leisten konnte, geriet der in den 1990er-Jahren noch als Holz- und Grundstückshändler gegründete Finanzriese nun weiter ins Straucheln. Berichten der "Frankfurter Allgemeinen" (FAZ) zufolge veröffentlichte Zhongzhi in der vergangenen Woche einen Entschuldigungsbrief, in dem man auf Verbindlichkeiten in Höhe von 420 bis 460 Milliarden Yuan verwies, was 58 bis 64 Milliarden US-Dollar entspricht. Die Vermögenswerte des Unternehmens betragen laut dem Schreiben derzeit aber weniger als die Hälfe der Forderungen. Dementsprechend sei Zhongzhi "ernsthaft insolvent", wie es im Brief hieß.

Anleger gehen wohl weitgehend leer aus

Für die Kunden des Finanzhauses, bei denen es sich laut FAZ vor allem um gut betuchte Chinesen handelt, von denen viele ein höheres Alter aufweisen, dürfte die wahrscheinliche Insolvenz von Zhongzhi mit deutlichen Verlusten einhergehen. So habe das Unternehmen Anleger mit höheren Zinsen angelockt, Zahlungen dürften nun aber auch weiterhin größtenteils ausbleiben. Informationen der Nachrichtenagentur "Bloomberg" zufolge wird der Schaden für die Kunden der Investmentfirma auf 56 Milliarden US-Dollar geschätzt. Ying Yue von der Anwaltskanzlei Leaqual in Shanghai hält ein Szenario für wahrscheinlich, in dem mehr als 75 Prozent der Schadenssumme verloren gehen und nur mehr 100 Milliarden Yuan bzw. 14 Milliarden US-Dollar zurückgezahlt werden. Ähnlich wie in vergleichbaren Fällen in der Vergangenheit dürfte auch im Fall von Zhongzhi mit einem langwierigen Gerichtsverfahren zu rechnen sein, so Ying.

Ermittlungen aufgenommen

Bloomberg zufolge wurden bereits am Wochenende Ermittlungen gegen den Vermögensverwalter eingeleitet. Mehrere Verantwortliche des Zhongzhi-Konzern müssen sich nun strafrechtlichen Konsequenzen stellen, darunter auch eine Person mit dem Namen Xie. Vor zwei Jahren starb Zhongzhi-Gründer Xie Zhikun, wie die FAZ berichtete, dessen Angehörige seien aber nach wie vor im Unternehmensmanagement tätig. Nun liegt der Verdacht nahe, dass die Ermittlungen auch die Nachfahren des Firmenkonstrukts treffen könnten.

Bislang seien außerdem Bilder aufgetaucht, auf denen Kunden zu sehen sind, die mit Schildern für den Rückerhalt ihrer angelegten Mittel protestieren. "Zhongzhi, gib uns unser Geld zurück", war laut FAZ auf diesen zu lesen. Die Anleger, die auf den Vermögensverwalter vertraut haben, sind wütend. Der Tageszeitung zufolge seien einige Verwalter des in Schieflage geratenen Konzerns bereits von Kunden bedroht worden, einer der Manager habe die Schuld des Totalverlusts nicht auf sich nehmen wollen und habe sich gar das Leben genommen. Die chinesischen Behörden haben Anleger dazu aufgerufen, sich aktiv am Ermittlungsverfahren zu beteiligen und Hinweise sowie Beschwerden einzureichen.

Nach Immobilien nächste Krise?

Das Zhongzhi-Unternehmenskonstrukt gilt laut dem "Handelsblatt" als einer der Hauptakteure im Schattenbanksektor China. Die in diesem Bereich tätigen Finanzhäuser besorgen sich häufig bei Privatinvestoren Gelder und vergeben dann Kredite an Unternehmen oder investieren in verschiedene Anlageklassen wie Aktien, Anleihen, Immobilien und Rohstoffe. Vereinfacht wird diese Vorgehensweise dadurch, dass Regeln für Geschäftsbanken nicht für Schattenbanken gelten, so das Wirtschaftsblatt.

Mit dem Zusammenbruch des Zhongzhi-Imperiums steigt nun die Sorge vor einer Krise unter chinesischen Finanzunternehmen, wie der "Spiegel" berichtete. In den letzten Monaten verunsicherte bereits die Misere um den Immobilienmarkt der Volksrepublik, die durch Zahlungsausfälle von Branchengrößen wie Evergrande und Country Garden ausgelöst wurde. Dass mit Zhongzhi nun ein wichtiger Akteur des Schattenfinanzmarkts zu implodieren droht, dürfte nun auch die Finanzbranche erschüttern.

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Redaktion finanzen.net

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