United Internet-Chef: "Der Gewinn steigt, die Dividende auch"

von Klaus Schachinger, €uro am Sonntag

€uro am Sonntag: United Internet hat die Gewinnprognose für 2016 gesenkt - auch wegen Mehrkosten durch den Zuwachs an Mobilfunkkunden. Wie kam es dazu?
Ralph Dommermuth: Zu Jahresbeginn hatten wir 800 000 Neukunden als Ziel ausgegeben. Jetzt läuft das Geschäft besser als geplant und wir haben das Ziel auf 940 000 bis 960 000 erhöht, die meisten davon im Mobilfunkbereich. Weil wir den Aufwand für Neuverträge, etwa die Preise für Smartphones, sofort verbuchen, steigen die Kosten zunächst. Anfang des Jahres haben wir 850 Millionen operativen Gewinn (EBITDA) in Aussicht gestellt und diesen jetzt währungsbereinigt mit 845 bis 855 Millionen Euro konkretisiert. Das war keine große Neuigkeit.

United Internet bietet bei Handyverträgen mit Vodafone schwächere Konditionen beim Übertragungsstandard. Wann wollen Sie mit Vodafone neu verhandeln?
Es ist richtig, dass wir Verträge auf Basis des Vodafone-Netzes momentan mit 42 Megabit pro Sekunde anbieten. Das wird von den Kunden gerne akzeptiert, denn viele wissen, dass WhatsApp, Facebook und Youtube-Videos auch mit mehr Bandbreite nicht schneller werden. So benötigt die Übertragung eines Videos in Full-HD beispielsweise 6 Mbit/s. Wichtiger ist, dass diese Geschwindigkeit überall verfügbar ist. Alternativ bieten wir alle Mobilfunktarife mit LTE-Geschwindigkeit im Telefónica-Netz an.

Ärgert es Sie, dass Sie auf Ihren Anteil an der Beteiligungsfirma Rocket Internet Wertabschreibungen vornehmen müssen?
Im dritten Quartal hatten wir keine Wertberichtigung auf unsere Rocket-Aktien und ich sehe diese auch nicht im laufenden Quartal. Nach dem Debüt (IPO) bei 42 Euro ist die Aktie um etwa fünfzig Prozent gestiegen, aktuell liegt sie etwa fünfzig Prozent unter dem IPO-Preis. Aus meiner Sicht ist die Bewertung auf diesem Niveau schon alleine durch Rocket Internets hohe Barreserven sehr gut abgesichert

United Internet hält Anteile am Kabelnetzbetreiber Telecolumbus. Welchen strategischen Wert hat die Beteiligung?
Telecolumbus ist stark in der Wohnungswirtschaft präsent und hält dort Marktanteile in Höhe seiner beiden großen Konkurrenten Kabel Deutschland und Unitymedia. Dabei kommt zunehmend Glasfaser zum Einsatz, nur so lassen sich die Bandbreitenbedürfnisse in Mehrfamilienhäusern zukunftsfähig abdecken. Dieses Geschäft ähnelt unserem Geschäft mit 1&1 Versatel, wo wir Glasfaser-Direktanschlüsse für Unternehmenskunden anbieten.

Für das laufende Jahr erwarten Analysten mehr Dividende.
Ich sehe momentan nichts, was dem im Wege steht. Wir schütten zwanzig bis 40 Prozent des bereinigten Nettogewinns aus. Mit mehr Gewinn kann es also auch eine höhere Dividende geben.