VW-Aktie rast nach Winterkorn-Rücktritt an die DAX-Spitze - Mögliche Sammelklagen

Am Ende war der Druck zu groß: Der Chef des Wolfsburger Autobauers Volkswagen, Martin Winterkorn, tritt von seinem Amt zurück. Nachdem der Manager am Vortag noch um einen Vertrauensvorschuss gebeten und eine Aufgabe seines Amtes abgelehnt hatte, erklärte er am Mittwochabend: "Volkswagen braucht einen Neuanfang - auch personell". Er habe daher den Aufsichtsrat gebeten, eine Vereinbarung zur Beendigung seiner Funktion als Vorstandsvorsitzender des Volkswagen-Konzerns zu treffen.

Rücktritt kommt an der Börse gut an

Dass der 68-jährige die Konsequenzen aus dem Skandal um manipulierte Abgaswerte in den USA zieht, wird am Markt positiv bewertet. Die VW-Aktie setzt sich mit großem Abstand an die Spitze im deutschen Leitindex DAX. Der Anteilsschein hat eine turbulente Börsenwoche hinter sich: Am Montag brach das Papier um mehr als 20 Prozent ein, 16 Milliarden Euro Börsenwert wurden vernichtet. Auch am Dienstag ging die Talfahrt im gleichen Tempo weiter. Den Fall unter die 100-Euro-Marke zur Wochenmitte bewerteten viele Anlegern dann offenbar doch als übertrieben, eine leichte Erholung war die Folge, die sich am heutigen Donnerstag weiter fortsetzt.

Suche nach Nachfolger wird wohl Freitag entschieden

Wer den Volkswagen-Konzern nach dem Rücktritt von Martin Winterkorn leiten und in wessen Verantwortungsbereich damit die vollständige Aufklärung des Skandals fallen wird, will der VW-Aufsichtsrat vielleicht bereits am Freitag entscheiden. In der engen Auswahl für den Posten des best bezahlten DAX-Konzernchefs sind Insidern zufolge Porsche-Chef Matthias Müller, VW-Markenchef Herbert Diess und Audi-Chef Rupert Stadler. Müller gilt wegen seiner langjährigen Konzernerfahrung als Favorit.

Sammelklagen-Welle rollt auf VW zu

Unterdessen lassen die Hiobsbotschaften für VW weiter nicht nach. Aufgrund der Manipulationen bei Abgastests kommt auf das Unternehmen in den USA und Kanada eine Flut von Sammelklagen zu. Vor verschiedenen US-Gerichten sind Medienberichten bereits 37 Sammelklagen gegen die Wolfsburger eingereicht worden. Zahlreiche Anwaltskanzleien hätten zudem Aufrufe an VW-Käufer gestartet, sich den Klagen anzuschließen, heißt es. Das Unternehmen selbst konnte entsprechende Berichte zunächst nicht bestätigen. "Das Unternehmen hat bisher keine Kenntnis wann, wo, wie welche Klage anhängig ist", sagte der Sprecher. Priorität habe jetzt die Aufklärung des Skandals.
VW arbeitet aktuell unter Hochdruck an eine Liste der von der Abgas-Affäre betroffenen Dieselwagen. "Wir arbeiten dran, können aber noch nicht sagen, wann sie veröffentlicht wird", sagte ein VW-Sprecher der Deutschen-Presse-Agentur. Möglicherweise werde die Liste noch in dieser Woche vorliegen, erklärte der Unternehmenssprecher am Donnerstag. Erst danach kann über eine mögliche Rückrufaktion entschieden werden.

Redaktion finanzen.net