Nach weltweitem IT-Ausfall

CrowdStrike-Aktie: Erholung nach Talfahrt hält nicht an - Bullen bleiben skeptisch

24.07.24 21:22 Uhr

CrowdStrike-Aktie nach Talfahrt an der NASDAQ nur kurzzeitig erholt  - bullishe Anleger bleiben vorsichtig | finanzen.net

Ein Update-Fehler der IT-Sicherheitsfirma CrowdStrike hatte vergangene Woche zu einem massiven Software-Ausfall weltweit geführt. Nach einem kräftigen Kursrutsch scheint sich die CrowdStrike-Aktie nun wieder leicht zu erholen. Doch selbst die Bullen bleiben skeptisch.

• Update-Fehler führt zu weltweiten Computer-Problemen
• CrowdStrike-Aktie bricht zweistellig ein
• Bullen bleiben zurückhaltend



Vergangene Woche kam es aufgrund eines Fehlers des Cybersecurity-Unternehmens CrowdStrike weltweit zu weitreichenden Störungen. Die Rechner vieler CrowdStrike-Kunden zeigten am Freitagmorgen nur noch die berüchtigte Fehlermeldung "Blue Screen of Death" an und fuhren nicht mehr hoch. Das Problem betraf hierzulande unter anderem auch die Flughäfen Berlin, Düsseldorf, München und Hamburg, die zeitweise zu Ferienbeginn sogar ihren Betrieb einstellen mussten. Neben dem Luftverkehr - betroffen waren auch Ryanair, United, American oder Delta - litten auch andere Bereiche wie Banken und Krankenhäuser unter der Panne, auch Allianz, Siemens, Mercedes-Benz und BMW meldeten Probleme. "Wir haben derzeit einen größeren Ausfall, der die Mitarbeiter beeinträchtigt, sich an ihren Computern anzumelden", hieß es von der Allianz. "Hierbei geht es insbesondere um Windows-Logins." Auch weltweit gab es massive Computer-Störungen.

Update-Fehler bei CrowdStrike

Auslöser dieses weltweiten Ausfalls soll Medienberichten zufolge ein Update-Fehler von CrowdStrike gewesen sein. Der Vorfall sei beunruhigend, merkte Analystin Susannah Streeter von der Investmentgesellschaft Hargreaves Lansdown an: "Eine Fehlfunktion dieses Ausmaßes ist besorgniserregend, wenn man bedenkt, wie viele Störungen sie ausgelöst hat".

Im Laufe des Tages meldete sich CrowdStrike-Chef George Kurtz auf der Online-Plattform X zu Wort. Demzufolge sei der Fehler, der in einer Aktualisierung der CrowdStrike-Software für Windows-Computer gesteckt habe, behoben worden; Kunden würden nun auf ein Download-Portal für ein neues Update verwiesen werden.

CrowdStrike-Aktie bricht ein

Die Aktie des IT-Sicherheitsunternehmen litt enorm unter dem Vorfall - so ging es am Freitag an der NASDAQ um 11,1 Prozent auf 304,96 US-Dollar nach unten. Gänzlich scheint der Schaden noch nicht verdaut zu sein, denn auch in dieser Woche hat sich die Talfahrt fortgesetzt. Während es am Montag zeitweise um über 14 Prozent nach unten ging, setzte am Dienstag eine leichte Erholung ein. Am Mittwoch geht es aber wieder um 3,31 Prozent auf 259,99 US-Dollar abwärts.

Seit Beginn des Vorfalls haben die Titel damit mehr als 20 Prozent an Wert verloren.

Kaufgelegenheit nutzen? - Bullen zeigen Skepsis

Vor diesem Hintergrund empfehlen nun einige Analysten, die Schwächephase als Kaufchance zu nutzen. Die Analysten des Finanzdienstleisters Mizuho etwa glauben nicht, dass der Vorfall dem Geschäft oder dem Ruf von CrowdStrike langfristig schaden dürfte. Analyst Gregg Moskowitz zeigte sich daher weiterhin bullish. Ähnlich optimistisch gab sich jüngst auch Analyst Jordan Klein: "Eine Situation wie diese scheint auf lange Sicht beherrschbar zu sein, und der große Ausverkauf kommt mir wie ein einmaliger Rabattverkauf vor... bei einem Ferrari-Händler". Den Analysten zufolge dürfte CrowdStrike keinen enormen finanziellen Schaden erwarten, da es wohl nicht vertraglich haftbar gemacht werden könne. Dennoch sei es durchaus denkbar, dass das Cybersecurity-Unternehmen seinen Kunden womöglich Preisnachlässe gewähren könnte.

Risiken werden nun jedoch insbesondere hinsichtlich der anstehenden Bilanzvorlage gesehen. Denn Softwarefirmen finalisierten in der Regel die meisten Deals kurz vor Quartalsende. Zudem könnten einige Kunden CrowdStrike künftig zu besseren Preisen drängen, was auch weitere künftige Bilanzen belasten dürfte. Analyst Joel Fishbein etwa von Truist Securities hat eine Berechnung aufgestellt, die MarketWatch erklärt: Sofern die Hälfte der Geschäfte in den letzten zwei Wochen eines Quartals abgeschlossen würde und 30 Prozent dieser Kunden letztendlich Preiszugeständnisse verlangten, würde sich diese Dynamik in einem Gegenwind von rund 15 Prozent für den Netto-Neuumsatz des Unternehmens im Juli-Quartal niederschlagen. Dementsprechend geht Fishbein nun nur noch von einem Netto-Neuumsatz von 191,6 Millionen US-Dollar aus nach zuvor 223,8 Millionen US-Dollar. "Wir verstehen, dass dies eine drakonische Annahme ist, da wir glauben, dass die Umstellungskosten hoch sind, und wenn überhaupt, zeigt dieser Vorfall, dass eine stärkere Diversifizierung des Sicherheits-Stacks klüger ist als die Konsolidierung des Betriebssystems und des Sicherheitsanbieters", zitiert MarketWatch den Analysten. Während er sein Kursziel für die CrowdStrike-Aktie in diesem Zuge von 400 US-Dollar auf 325 US-Dollar senkte, behielt er seine Kaufempfehlung jedoch weiterhin bei. "Langfristig erwarten wir nicht, dass dieser Vorfall die fundamentale Nachfrage nach dem Unternehmen beeinflusst, da der Ausfall auf ein fehlerhaftes Software-Update und nicht auf eine Verletzung der Cybersicherheit zurückzuführen ist. Kurzfristig durchbricht er jedoch die Aura der Unbesiegbarkeit des Unternehmens und könnte sich negativ auf die Ergebnisse auswirken", schätzt der Experte. Auch Jefferies-Analyst Joseph Gallo schätzt die Situation ähnlich ein. Ihm zufolge werde der weltweite IT-Ausfall "voraussichtlich nur begrenzte bis keine Auswirkungen auf die Fluktuation haben, wobei das Netto-Neugeschäft am stärksten gefährdet ist". Die Aktie empfiehlt er daher ebenfalls weiterhin zum Kauf.

Wie es nun tatsächlich für CrowdStrike weitergehen wird, bleibt spannend. Anleger dürften insbesondere die anstehende Zahlenvorlage, für die bislang allerdings noch kein Termin bekannt ist, mit großer Aufmerksamkeit verfolgen. Um den jüngsten Vorfall damit aber bereits vergessen zu machen, müsste die IT-Sicherheitsfirma Mizuho-Experte Klein aber einiges bieten.

Redaktion finanzen.net

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