Nach schwachen Bilanzen

Jim Cramer mit Warnung für FAANG-Aktien: Amazon, Netflix & Co. müssen sich an Marktgegebenheiten anpassen

09.11.22 22:38 Uhr

Jim Cramer mit Warnung für FAANG-Aktien: Amazon, Netflix & Co. müssen sich an Marktgegebenheiten anpassen | finanzen.net

Anleger der "Big Tech" zeigten sich nach der Veröffentlichung der jüngsten Quartalsergebnisse mehrheitlich enttäuscht. Jim Cramer ist zwar der Meinung, dass das noch nicht das Ende der Tech-Größen bedeutet - aber als deutliches Warnsignal zu verstehen ist.

Werte in diesem Artikel

• Schwaches Quartal für FAANG-Aktien
• Tech-Titel von Finanz-Werten abgelöst?
• Hoher Anpassungsgrad gefordert



Tech-Riesen unter Druck

Nachdem der Beginn der Corona-Pandemie die Märkte im März 2020 kurzzeitig einbrechen ließ, kam es in einigen Branchen anschließend schnell zu einer Erholung. Besonders Tech-Aktien gehörten zu den Krisengewinnern, stieg die Nachfrage nach leistungsfähiger Hard- und Software doch mit dem Trend zu Social Distancing und Homeoffice. Von starken Aktienkursen konnten auch die FAANG-Titel profitieren. Die Abkürzung steht für die Tech-Größen Facebook (Meta Platforms), Amazon, Apple, Netflix und Google (Alphabet) und wurde von TV-Moderator und Unternehmer Jim Cramer geprägt. In der aktuellen Bilanzsaison konnten die ehemals dominierenden "Big Tech"-Aktien jedoch nicht mehr punkten.

Schwaches Umfeld für Tech-Werte

Neben den Auswirkungen hoher Inflationsraten auf das Konsumverhalten der Verbraucher leidet die FAANG-Gruppe auch unter höheren Zinssätzen, die derzeit herrschen. Im Gegensatz zu Value-Titeln, deren Börsenwerte auf der derzeitigen Leistung fußen, stecken hinter den Kursen von Tech-Aktien häufig hohe Bewertungen und damit die Hoffnung auf zukünftige, attraktive Renditen. Wurden Anleger in den vorherigen beiden Jahren noch mit satten Kurssteigerungen bei Laune gehalten, ist derzeit eine generelle niedrigere Risikobereitschaft festzustellen, die auch an den Branchenriesen nicht spurlos vorüber geht.

FAANG-Aktien "zu groß geworden"

Und auch Cramer selbst warnt davor, dass die Lage für FAANG-Aktien derzeit schwierig ist. "Mehr als ein Jahrzehnt lang waren Tech-Aktien der Marktführer", so die TV-Persönlichkeit in der "CNBC"-Sendung "Mad Money". "Und wir haben uns so daran gewöhnt, dass wir vergessen haben, dass diese Gruppe oft ein Außenseiter war." Nachdem die Facebook-Mutter Meta, Amazon, Netflix und der Google-Konzern Alphabet aber mit ihren Bilanzen enttäuschten und Apple zwar einen neuen Rekordumsatz vermelden konnte, beim Wachstum im Vergleich zu vorherigen Berichtszeiträumen aber deutlich auf die Bremse trat, müssen sich Anleger eingestehen, dass der Sektor ins Straucheln geriet. "Es ist an der Zeit zu erkennen, dass die FAANG-Namen zu groß geworden sind", so Cramer.

Finanz-Aktien könnten Tech-Aktien überholen

Statt Tech-Aktien könnten nun Titel aus dem Finanzsektor den Markt anführen, wie Cramer vermutet. "Ich dachte immer, die Gruppe hätte das Potenzial, wieder führend zu werden, aber die Banken konnten es nie schaffen, weil die Fed die Zinsen so niedrig hielt, dass es für sie schwierig war, Geld zu verdienen", so der Marktkenner. "Damit ist jetzt Schluss." Im Gegensatz zu Amazon & Co. profitieren Banken nämlich von höheren Zinsen, zu denen sie überschüssige Gelder bei der Fed parken können. Auch steigen damit gleichzeitig die Zinsen für Kreditkunden der Geldinstitute, was diesen ebenfalls zugutekommt.

Kehrtwende kann noch gelingen

Ist das also der Anfang vom Ende für "Big Tech"? Nicht zwangsläufig, so Cramer weiter. "Können sie das Ruder herumreißen? Sicher, aber sie müssen wirklich ihre Arbeitsweise ändern." So lobte der Börsen-Guru etwa, dass der Streaminganbieter Netflix weiter entschieden gegen das Teilen von Accounts unter mehreren Zuschauern vorgehen wolle und nun außerdem ein werbefinanziertes Abo-Modell anbietet. Um eine Anpassung der Geschäftspraktiken kommen die Tech-Konzerne damit also nicht herum. "Vergessen Sie die Vorreiterrolle - die großen Aktien sind jetzt Mitläufer in einer Post-COVID-Ära, in der wir erfahren, dass ihre Gewinne durch die Pandemie viel stärker aufgebläht wurden als wir wussten", so das Urteil Cramers.

Redaktion finanzen.net

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