Nach Manager-Selbstmord

Ackermann tritt bei Zurich zurück

29.08.13 15:30 Uhr

Der frühere Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann ist nach dem mutmaßlichen Selbstmord eines Top-Managers als Verwaltungsratspräsident des Schweizer Versicherungskonzerns Zurich zurückgetreten.

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Zugleich gab er alle Funktionen als Mitglied des Gremiums ab, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Zur Begründung verwies Ackermann auf mögliche Vorwürfe gegen ihn im Zusammenhang mit dem Tod von Zurich-Finanzvorstand Pierre Wauthier. Der 53-Jährige war am Montag tot in seiner Wohnung aufgefunden worden. Die Polizei geht nach den bisherigen Untersuchungen von einem Selbstmord aus.

"Ich habe Grund zur Annahme, dass die Familie meint, ich solle meinen Teil der Verantwortung hierfür tragen, ungeachtet dessen, wie unbegründet dies objektiv betrachtet auch sein mag", erklärte der 65-jährige Spitzenmanager. "Daher sehe ich eine weitere erfolgreiche Führung des Verwaltungsrates zum Wohle der Zurich infrage gestellt. Um jegliche Rufschädigung zu Lasten von Zurich zu vermeiden, habe ich beschlossen, von allen meinen Funktionen im Verwaltungsrat mit sofortiger Wirkung zurückzutreten."

ACKERMANNS FÜHRUNGSSTIL IN DER KRITIK

Nach unbestätigten Schweizer Medienberichten unter Berufung auf das Umfeld von Ackermann soll die Witwe Wauthiers sich bei Zurich-Vorstandschef Martin Senn über Ackermanns harten Führungsstil beklagt haben. Der Konzern äußerte sich zunächst nicht dazu.

An der Züricher Börse verlor die Aktie des Versicherungskonzerns am Morgen mehr als 3 Prozent an Wert, erholte sich jedoch später leicht. Händler verwiesen zur Begründung auf Unwägbarkeiten nach dem Ackermann-Abgang.

ACKERMANN SEIT GUT EINEM JAHR CHEFKONTROLLEUR

Die Leiche des Zurich-Managers Wauthier, der seit 1996 dem Unternehmen angehörte und 2011 Finanzvorstand wurde, war am Montag entdeckt worden. Der 53-Jährige habe sich mit größter Wahrscheinlichkeit selbst getötet, erklärte die Polizei. Das ergebe sich aus den bisherigen gerichtsmedizinischen Untersuchungen. Ein Drittverschulden könne ausgeschlossen werden. Wauthier besaß einen französischen und einen britischen Pass.

Ackermann war im März 2012 zum Verwaltungsratspräsident bei der Zurich-Gruppe gewählt worden, angetreten hatte er das Amt nach seinem Ausscheiden bei der Deutschen Bank zwei Monate später. Wie bei angelsächsischen Unternehmen ist der Verwaltungsrat in der Schweiz einflussreicher als etwa ein deutscher Aufsichtsrat. Zwar lenkt der Vorstandsvorsitzende - bei Zurich Martin Senn - die täglichen Geschäfte, doch der Chef des Verwaltungsrats hat oft einen ähnlich großen Einfluss auf die Strategie.

'GROSSES BEDAUERN' BEI ZURICH ÜBER ACKERMANNS-RÜCKTRITT

Der Zurich-Verwaltungsrat erklärte, die Entscheidung Ackermanns zu respektieren. Sie sei "mit größtem Bedauern angenommen" worden. Ackermanns bisheriger Stellvertreter Tom de Swaan hat laut Mitteilung die Funktion des amtierenden Verwaltungsratspräsidenten übernommen. "Ich bin fest entschlossen, in Zusammenarbeit mit dem Verwaltungsrat und der Konzernleitung Zurich weiter auf dem Weg zum Erfolg zu führen", sagte de Swaan.

Der Zurich-Konzern ist das größte Versicherungsunternehmen der Schweiz und eines der fünf größten weltweit. Vor zwei Wochen hatte Zurich einen Gewinnrückgang infolge hoher Zahlungen für Naturkatastrophen - darunter das Hochwasser in Deutschland - sowie des anhaltenden Zinstiefs gemeldet und dabei die Erwartungen von Analysten verfehlt.

Im Juli war der Chef des Schweizer Telekommunikationsunternehmen Swisscom, der deutsche Manager Carsten Schloter, tot aufgefunden worden. Die Polizei ging ebenfalls von einem Selbstmord aus./bur/DP/enl

ZÜRICH (dpa-AFX)

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