Nach Ergebnisrückgang

QIAGEN-Aktie verliert: Nach Nachfrageflaute traut sich QIAGEN wieder moderates Wachstum zu

07.02.24 15:58 Uhr

QIAGEN-Aktie verliert: Nach Nachfrageflaute traut sich QIAGEN wieder moderates Wachstum zu | finanzen.net

QIAGEN lässt die Coronadelle langsam hinter sich.

Nach erstem Aufwind im Schlussquartal 2023 rechnet der Diagnostikspezialist und Laborzulieferer für dieses Jahr zumindest mit leichtem Umsatzwachstum und einer Verbesserung der Profitabilität. Das erste Halbjahr bleibe zwar noch vom weiter schwierigen makroökonomischen und branchenspezifischen Umfeld überschattet, die generellen Perspektiven seien aber gut, sagte Finanzchef Roland Sackers am Mittwoch vor Journalisten. Der Vorstand kündigte Investitionen von über 100 Millionen Euro in die Infrastruktur und Produktion am operativen Hauptsitz im nordrhein-westfälischen Hilden an. Zudem will QIAGEN längerfristig sein lukratives Bioinformatik-Geschäft verstärken.

Das Management peilt für das laufende Jahr währungsbereinigt einen kleinen Umsatzanstieg auf mindestens 2 Milliarden Dollar an, wie der DAX-Konzern bereits am Vorabend mitgeteilt hatte. Dabei sei ein "solides Umsatzwachstum" im Nicht-Covid-Portfolio im mittleren einstelligen Prozentbereich im zweiten Halbjahr zu erwarten. Covid-Umsätze spielen inzwischen kaum noch eine Rolle.

Der um Währungs- und Sondereffekte bereinigte Gewinn je Aktie (bereinigtes EPS) soll 2024 bei mindestens 2,10 Dollar herauskommen. Die bereinigte operative Marge dürfte im Vergleich zu 2023 um mindestens einen Prozentpunkt auf mehr als 28 Prozent steigen. Dabei erwartet der Vorstand jedoch auch "erheblichen Druck" auf die außerbetrieblichen Erträge: So dürften geringere Zinserträge und die steigende Steuerlast positive Effekte aus dem kürzlich abgeschlossenen synthetischen Aktienrückkauf über 300 Millionen Dollar überwiegen, hieß es.

Für das erste Quartal sind die Aussichten vorerst aber recht trübe: QIAGEN rechnet im Vergleich zum Vorjahr mit weniger Umsatz und einem schlechteren Ergebnis.

2023 hatte der Konzern trotz Zuwächsen im Schlussquartal einen Umsatzrückgang um acht Prozent auf rund 1,97 Milliarden Dollar (1,83 Mrd Euro) zu verkraften. Wie viele in der Branche traf auch QIAGEN das schwache China-Geschäft und die allgemeine Nachfrageflaute. Nach dem Boom in der Corona-Pandemie, als viele Kunden sich vorsorglich eingedeckt hatten, wurden zunächst die Bestände abgebaut. Erst langsam wird wieder nachbestellt. Der Gewinn des Konzerns ging unter dem Strich um knapp ein Fünftel auf 341 Millionen Dollar zurück.

Damit übertraf QIAGEN aber teilweise die im Sommer gesenkten Ziele. Analyst Falko Friedrich von der Deutschen Bank bescheinigte dem Unternehmen ein gutes Jahresende, der Gewinnausblick für 2024 liege auf dem Niveau der Markterwartungen.

Im XETRA-Handel geht es für die QIAGEN-Aktie zeitweise 4,29 Prozent auf 39,72 Euro nach unten. Den Vortag hatte sie noch mit deutlichen Kursgewinnen beendet, nachdem am Markt abermals Übernahmefantasien die Runde gemacht hatten. Finanzchef Sackers wollte sich zu diesen Gerüchten nicht äußern. Seit der im Sommer 2020 gescheiterten Übernahme des Konzerns durch den US-Laborausrüster Thermo Fisher kochen immer wieder Spekulationen hoch.

QIAGEN ist jedoch dank eines florierenden Geschäfts mit Corona-Tests in der Pandemie erstarkt und hat zuletzt eigene Zukäufe getätigt. Künftig will der Konzern laut Sackers viel Geld in die Hand nehmen, um vor allem sein bereits profitables Geschäft mit der Datenalyse (Bioinformatik) zu stärken - auch durch kleinere Übernahmen.

Zudem sollen Forschung und Vertrieb ausgebaut und die Stellenzahl aufgestockt werden. Allein 2024 will QIAGEN hierfür 10 Millionen Euro ausgeben, und damit etwa die Hälfte mehr als im Vorjahr. Weitere Investitionen über mehrere Jahre sollen folgen, damit wolle der Konzern seine "rentable Expansion in neue Produkte und Regionen beschleunigen", hieß es.

Nach dem Abflauen des Covid-Rückenwinds dürfte QIAGEN laut dem Finanzvorstand auch in diesem Jahr wesentlich von seinen Verbrauchsmaterialien profitieren, die wiederkehrende Umsätze generieren. Sie standen im vergangenen Jahr für mehr als 85 Prozent des Gesamtumsatzes. Dabei handelt es sich beispielsweise um Reagenzien für Diagnostikgeräte oder Produkte wie den Tuberkulosetest Quantiferon, dessen Umsatz seit mehreren Quartalen deutlich zulegt.

Das Geschäft mit Instrumenten bleibe aber herausfordernd, hieß es weiter. Auch dies ist eine Folge der Pandemie, da sich viele Labore in der Zeit mit Diagnostikgeräten, wie sie etwa QIAGEN verkauft, eingedeckt hatten.

Viele Kunden seien nun sehr zurückhaltend, insbesondere bei der Anschaffung teurer Geräte, so Sackers. Das bekommt der Konzern vor allem beim Verkauf der Diagnostikplattform Neumodx zu spüren, der Erlös brach hier im vergangenen Jahr um fast die Hälfte ein.

"Wir schauen uns nun an, was wir mit Neumodx machen." Das Geschäft lasse sich langfristig so nicht profitabel weiterführen. Möglicherweise könnte QIAGEN es für einen Partner öffnen, sagte Sackers.

VENLO (dpa-AFX)

Bildquellen: QIAGEN, Dennis Diatel / Shutterstock.com

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