RWE- und E.ON-Aktien sacken ab: Jamaika-Koalition Risiko für Versorger
Bei den Aktionären von Versorgern haben sich am Tag nach der Bundestagswahl angesichts der sich abzeichnenden Jamaika-Koalition in Berlin Befürchtungen einer strikteren Umweltpolitik breit gemacht.
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Die Experten von Kepler Cheuvreux bezeichneten die nun wahrscheinliche Regierung aus CDU/CSU, der FDP und Grünen als Risiko für die deutschen Versorger. Bei Braunkohle und Atomausstieg drohe neuer Gegenwind. Börsianer verwiesen aber auch auf politischen Pragmatismus, der letztendlich ausschlaggebend sein dürfte. Im Vorteil könnten Unternehmen mit Fokus auf Erneuerbare Energien sein.
Während sich die Papiere von E.ON, Uniper und innogy vergleichsweise gut hielten, gerieten vor allem RWE unter Druck. Sie knickten am Montag als Schlusslicht im DAX um 5,31 Prozent auf 19,16 Euro ein. Analyst Peter Bisztyga von der Investmentbank Merrill Lynch verwies denn auch insbesondere auf deutliche Risiken für RWE, sollten die Pläne der Grünen etwa in Sachen Schließung von Kohlekraftwerken und CO2-Mindestpreis im Emissionshandel realisiert werden. Die Aktien der RWE-Ökostromtochter innogy stiegen zum Wochenstart sogar um 0,05 Prozent auf 37,15 Euro.
EXPERTE: NICHT ALLE GRÜNEN PLÄNE DÜRFTE UMGESETZT WERDEN
Der Merrill-Lynch-Experte hält eine Umsetzung aller grünen Pläne indes für unwahrscheinlich. Der Fokus der Grünen dürfte auf dem Auslaufen der Kohlekraft liegen und dafür dürften sie zu Kompromissen bereit sein. Unter einer Jamaika-Koalition könnte daher ein Plan zum langsamen Ende des Kohlestrom irgendwann zwischen 2040 und 2050 aufgestellt werden.
E.ON sieht Bisztyga sogar gut aufgestellt, um von steigenden Investitionen in die Stromnetze und die Elektroauto-Infrastruktur zu profitieren, die er unter der neuen Regierung erwartet. Die E.ON-Papiere hielten sich denn auch mit einem Minus von 0,67 Prozent auf 9,25 Euro besser als die Anteilsscheine des Konkurrenten RWE.
MÖGLICHER UNIPER-KAUF DURCH FORTUM WOHL NICHT GEFÄHRDET
Einen möglichen Verkauf des 47-Prozent-Anteils von E.ON am Kraftwerksbetreiber Uniper sieht der Merrill-Lynch-Experte unter einer neuen Regierung nicht gefährdet. So war jüngst bekannt geworden, dass sich E.ON in fortgeschrittenen Gesprächen mit der finnischen Fortum über eine Veräußerung befindet. Das hatte der gesamten Branche zuletzt weiteren Rückenwind verliehen. Die Uniper-Aktien hielten sich denn auch mit einem Verlust von 0,52 Prozent auf 23,05 Euro nahe ihres vor dem Wochenende erreichten Rekordhochs von 23,24 Euro. Seit Ende 2016 haben sie um mehr als 75 Prozent zugelegt, was mit Abstand den ersten Platz im Index der mittelgroßen Werte MDAX bedeutet.
Neben Übernahmefantasien mit Blick auf die Abspaltungen Uniper (von E.ON) und innogy (von RWE) lieferte bei dem guten Lauf der vergangenen Monate auch die Aussicht auf ein wieder besseres Branchenumfeld den jahrelang durch die Energiewende gebeutelten Papiere Rückenwind./mis/ag/stb
FRANKFURT (dpa-AFX)
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Bildquellen: Patrik Stollarz/Getty Images, E.ON
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