Munich Re: Naturkatastrophen kosten Versicherer 2024 rund 140 Milliarden Dollar

09.01.25 09:10 Uhr

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Wirbelstürme, Überschwemmungen und andere Naturkatastrophen haben nach Berechnungen der Munich Re (Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft) 2024 weltweit deutlich überdurchschnittliche Schäden in Höhe von 320 Milliarden US-Dollar (310 Mrd Euro) verursacht. Die Geowissenschaftler des weltgrößten sehen einen immer klarer werdenden Zusammenhang mit dem Klimawandel, da warme Temperaturen die Entstehung von Unwettern begünstigen. "Die Welt ist so heiß wie nie zuvor", sagte Chefklimatologe Tobias Grimm. "Und das bedingt stärkere Stürme, Unwetter und auch Überschwemmungen."

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Die 320 Milliarden Dollar sind die globalen volkswirtschaftlichen Gesamtschäden, versichert waren davon 140 Milliarden Dollar. Die Zahlen liegen nach Berechnungen der Munich Re erheblich über den inflationsbereinigten Durchschnittswerten der vergangenen Jahrzehnte: Im Dreißig-Jahres-Schnitt liegen die jährlichen Gesamtschäden demnach bei 181 Milliarden Dollar, im Zehn-Jahres-Schnitt bei 236 Milliarden.

Gemessen an den versicherten Schäden war 2024 laut Munich Re das drittteuerste Jahr seit 1980, bei den Gesamtschäden liegt 2024 auf dem fünften Platz. "Nicht jedes Unwetter ist zurückzuführen auf den Klimawandel", sagte Grimm. "Aber es wird immer klarer, dass der Klimawandel eine große Rolle spielt."

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Die Munich Re dokumentiert seit Jahrzehnten die globalen Schäden durch Naturkatastrophen, da dies ein wichtiger Faktor bei der Berechnung der Versicherungsbeiträge ist; als weltweit größter Rückversicherer fungiert Munich Re als Versicherung für Versicherer. Für Verbraucher und Unternehmen bedeuten im langjährigen Trend steigende Schäden, dass auch die Gebäudeversicherung und andere Policen, die Unwetter und andere Naturkatastrophen abdecken, teurer werden.

Versicherungen unterscheiden bei Naturkatastrophen zwischen "Spitzengefahren" (peak perils)- beispielsweise große Wirbelstürme oder Erdbeben - und alltäglichen Risiken wie Gewittern und Hochwasser (non peak perils). "2024 hatten wir beides: sowohl sehr schadenreiche Hurrikane als auch eine Reihe von Unwettern und Überschwemmungen", sagte Grimm. "Und das erklärt, warum wir 2024 erheblich über dem letztjährigen und auch über dem langjährigen Schadendurchschnitt liegen."

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Die Weltregion, die regelmäßig am schwersten von Naturkatastrophen getroffen wird, ist Nordamerika. 2024 war mit 190 Milliarden Dollar volkswirtschaftlicher Schäden keine Ausnahme. "Das lag sowohl an Hurrikanen als auch an einer extrem schadenreichen Unwettersaison, vor allem einer hohen Zahl von Tornados", sagte Grimm. Die zwei Hurrikane "Helene" und "Milton" allein zerstörten Werte von zusammen 94 Milliarden Euro.

Aber auch in Europa ist im langfristigen Trend eine Zunahme der Naturkatastrophenschäden zu beobachten, wie Grimm sagte. Die Gesamtschäden des vergangenen Jahres in Europa bezifferte die Munich Re auf 31 Milliarden Dollar, davon 14 Milliarden versichert, "Allein die Überschwemmungen in Valencia in Spanien haben über 4 Milliarden Dollar versicherte Schäden verursacht", sagte der Wissenschaftler.

"Auch das ist eine Erkenntnis: Solche Extremwetterereignisse machen nirgendwo Halt, sie können auch in Regionen auftreten, in denen man vergleichbare Schäden bisher noch nicht kannte." Als Beispiel nannte Grimm die Überflutungen in Dubai im April vergangenen Jahres - normalerweise regnet es in dem Wüstenstaat nur wenig. "Der Klimawandel zeigt seine Krallen. Er kann sich überall auswirken und spürbar werden", sagte Grimm dazu.

Die Zahl der weltweiten Todesopfer war im vergangenen Jahr mit 11.000 jedoch unterdurchschnittlich, wie Grimm sagte. Das sei zum Teil zufallsbedingt - so gab es im vergangenen Jahr kein verheerendes Erdbeben wie 2023 in der Türkei und Syrien. Es zeige aber auch, "dass Prävention wirkt", meinte der Wissenschaftler. Das bezieht sich darauf, dass viele Länder - beispielsweise in Ost- und Südostasien - ihre Schutzmaßnahmen gegen Taifune und Erdbeben in den vergangenen Jahrzehnten stark ausgebaut haben.

Langfristige Naturkatastrophenprognosen sind nicht möglich, doch die Voraussetzungen für eine lebhafte Wirbelsturmsaison im nächsten Sommer sind gegeben: die im langfristigen Vergleich außergewöhnlich hohen Wassertemperaturen in den Weltmeeren. "Ozeantemperaturen sind ein wichtiger Treiber für die Entstehung tropischer Wirbelstürme", sagte Grimm. "Je wärmer die Ozeane sind, desto mehr Wasser kann verdunsten und desto stärker kann es regnen. Momentan gibt es keine Anzeichen, dass sich die Ozeane wieder abkühlen."/cho/DP/stw

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