Tech-Investor Gene Munster: Wie Amazon sein Wachstum mithilfe des indischen Markts um bis zu 20 Prozent steigern könnte
Mit einer einstweiligen Verfügung hat sich Amazon kürzlich gegen zwei indische Mitbewerber durchgesetzt. Laut dem Tech-Investor Gene Munster stellt der indische Markt eine große Chance für den US-Versandhändler dar. So könnte das Unternehmen in den nächsten fünf Jahren um bis zu 20 Prozent wachsen.
Werte in diesem Artikel
• Einstweilige Verfügung gegen indische Mitbewerber
• Gene Munster sieht Indien als Auslöser für Amazons Wachstum
• Future Retail und Reliance Industries setzen zum Gegenschlag an
Amazon geht gegen Zusammenschluss indischer Onlinehändler vor
Mit einer einstweiligen Verfügung eines Schiedsgerichts in Singapur gelang es dem US-amerikanischen Online-Versandhändler Amazon vor kurzem, eine Vereinbarung zwischen den beiden großen indischen Einzelhändlern Future Retail und Reliance Industries vorübergehend zu stoppen. Die Future Group-Tochtergesellschaft Future Retail gab im August bekannt, dass sie ihre Geschäfte in den Bereichen Einzelhandel, Großhandel und Logistik für 3,38 Milliarden US-Dollar einschließlich Schulden an Reliance verkaufen wolle, wie die Nachrichtenagentur Reuters zuvor berichtete. Laut Amazon sollen zum Zeitpunkt der Bekanntgabe des Verkaufs aber bereits Vereinbarungen zwischen dem US-Onlinehändler und Future Retail bestanden habe, gegen die der indische Händler mit der Reliance-Kooperation verstoßen habe. So soll ein separates Abkommen mit Future aus dem Jahr 2019 Klauseln enthalten, nach denen das Unternehmen sein Einzelhandelsgeschäft nicht an Firmen aus der Gruppe des Reliance-Besitzers Mukesh Ambani, dem reichsten Mann Indiens, verkaufen dürfe. Amazon reichte außerdem eine Klage gegen Future Retail ein. Reliance gilt als erfolgreicher Teilnehmer des E-Commerce-Marktes in Indien, der derzeit von Amazon und der Walmart-Tochter Flipkart dominiert wird.
6 Milliarden US-Dollar in Indien investiert
Amazon erhofft sich vom indischen Markt ein starkes Wachstum und hat dementsprechend bereits Milliarden investiert. Laut Tech-Investor Gene Munster vom Risikokapitalunternehmen Loup Ventures könnte der Standort Indien in den nächsten fünf Jahren dazu beitragen, dass Amazon um 15 bis 20 Prozent wächst. Mit der Partnerschaft zwischen Future Retail und Reliance Industries habe Amazon wohl befürchtet, einen Teil seines Wachstums im indischen Markt zu verlieren - und sah sich gezwungen, zu handeln, so Munster in der "CNBC"-Sendung "Squawk Box Asia". Der US-Händler hat für Indien kürzlich Investitionen in Höhe von mindestens sechs Milliarden US-Dollar angekündigt. Darunter fällt auch eine Finanzspritze von einer Milliarde US-Dollar für kleinere Unternehmen im Land. Bis 2025 will Amazon so Waren im Wert von zehn Milliarden US-Dollar aus Indien in die ganze Welt exportieren können.
Future Retail und Reliance Industries gehen gegen einstweilige Verfügung vor
Reliance hielt derweil an der Vereinbarung mit Future Retail fest und erklärte, die Transaktion ohne Verzögerungen abzuschließen und seine Rechte umzusetzen. Anfang November gab Future Retail an, dass die Anordnung eines Schiedsgerichts aus Singapur in seinem Streit mit Amazon nach indischem Recht nicht durchsetzbar und für das Unternehmen daher nicht bindend sei. "Future Retail ist auch dabei, entsprechende rechtliche Schritte zum Schutz seiner Rechte einzuleiten", wie das Unternehmen bekannt gab. Zuvor soll Amazon bei der indischen Marktaufsichtsbehörde angegeben haben, dass Future Retail die Aktionäre in die Irre geführt habe, indem es sich fälschlicherweise dazu verpflichtet habe, seine vertraglichen Verpflichtungen zu erfüllen. Amazon beantragte damit die Aussetzung der behördlichen Überprüfung der Vereinbarung zwischen den beiden indischen Firmen. Future Retail gab aber an, alle regulatorischen Anforderungen erfüllt zu haben und rief die Marktaufsichtbehörde und die indische Börse dazu auf, die Überprüfung der Vereinbarung fortzusetzen und diese schließlich zu genehmigen. Laut Munster könnte Reliance den Streit mit Amazon aber aufgrund seiner Position im Land gewinnen. So verfüge der Onlinehändler in Indien über mehr politische Stärke.
Dennoch schwierige Stellung in Indien
Außerdem gehe er davon aus, dass der Ausgang des Rechtsstreits keine Auswirkungen auf den Aktienkurs von Amazon haben werde, da der indische Markt nur einen geringen Teil der Gesamteinnahmen des Onlinehändlers ausmache. So könnten sich Investoren bei einem Ausgang zum Nachteil des US-Giganten zwar enttäuscht zeigen, sich aber darauf stützen, dass in Indien nur etwa drei Prozent der gesamten Einnahmen des Konzerns erzielt werden. Dennoch warnt Munster davor, die Situation zu unterschätzen: "Aber ich glaube, es wird tatsächlich der größere Punkt übersehen, der darin besteht, dass US-Unternehmen, um im E-Commerce in Indien erfolgreich zu sein, Partnerschaften eingehen müssen, vor allem angesichts einiger lokaler Gesetze", so Munster. Regulatorische Hürden wie kartellrechtliche Untersuchungen erhöhen das Risiko des Unternehmens in Indien zusätzlich. Laut Reuters habe Amazon die einstweilige Verfügung des Schiedsgerichts in Singapur außerdem nicht automatisch in Indien vollstrecken können. Zur Durchführung sei die Anordnung von einem indischen Gericht genehmigt worden.
Redaktion finanzen.net
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