Sparkassen mit weniger Gewinn - Zinswende belastet Wertpapierbestände
Die Sparkassen in Deutschland sehen Milliardenabschreibungen auf Wertpapierbestände nicht als Grund zur Sorge.
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"Derzeit ist mir keine Sparkasse bekannt, die in Schieflage ist", sagte der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), Helmut Schleweis, am Dienstag in Frankfurt. "Die Kraft, solche Abschreibungen zu tragen, ist bei den Sparkassen gegeben."
In Folge der Zinswende der Europäischen Zentralbank (EZB) seit Sommer kam es zu Kursverlusten an den Märkten etwa für Staatsanleihen, die einen Großteil der Eigenanlagen der Sparkassen ausmachen. Die Folge: Die Institute mussten für das vergangene Jahr fast acht Milliarden Euro auf festverzinsliche Wertpapiere abschreiben. Der Überschuss der 361 (Vorjahr: 367) Institute sank vorläufigen Zahlen zufolge binnen Jahresfrist von gut 1,6 Milliarden Euro auf rund 1,5 Milliarden Euro.
"Wenn die Papiere bis zur Endfälligkeit gehalten werden, was bei Sparkassen üblicherweise der Fall ist, dann werden sie zu 100 Prozent zurückgezahlt, und die zwischenzeitlichen Wertkorrekturen werden wieder aufgeholt", sagte Schleweis.
Der DSGV-Präsident betonte, eine Vergleichbarkeit mit dem Kollaps der Silicon Valley Bank (SVB) in den USA gebe es nicht: "Wir werden keine Auswirkungen auf deutsche Sparkassen sehen, und der Fall ist auch überhaupt nicht vergleichbar mit dem Geschäftsmodell der deutschen Sparkassen." Das auf Start-up-Finanzierungen spezialisierte US-Institut hatte in der Niedrigzinsphase viel Geld etwa in US-Staatsanleihen mit langer Laufzeit investiert, die mit der Zinswende an Wert verloren. Zugleich zogen Kunden in kurzer Zeit viel Geld ab. Die SVB war nach einer gescheiterten Notkapitalerhöhung am Freitag geschlossen und unter staatliche Kontrolle gestellt worden.
Die steigenden Zinsen sorgen andererseits für höhere Erträge. Bei den Sparkassen in Deutschland legte der Zinsüberschuss - also die Differenz zwischen dem, was die Institute einerseits etwa für Kredite kassieren und andererseits ihren Kunden als Sparzinsen zahlen - binnen Jahresfrist um 9,2 Prozent auf 21 Milliarden Euro zu. "Wir erwarten, dass sich diese positive Entwicklung in den kommenden Jahren fortsetzen wird", sagte Schleweis. Dann werde es auch wieder mehr Spielräume für höhere Sparzinsen geben.
Nach sechs Jahren im Amt geht Schleweis Ende des laufenden Jahres in den Ruhestand. Nachfolger wird zum 1. Januar 2024 der derzeitige Chef des bayerischen Sparkassenverbandes, Ulrich Reuter. Von Reuter werden unter anderem neue Impulse in der Diskussion über ein Zentralinstitut für die Sparkassen-Finanzgruppe erwartet.
Schleweis hatte kurz nach seinem Amtsantritt 2018 die Idee einer Art "Super-Landesbank" wiederbelebt. In einem ersten Schritt hatten die Sparkassen Dekabank und Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) angefangen, ein mögliches Zusammengehen auszuloten. Wegen der Corona-Krise waren die Gespräche auf Eis gelegt worden. "Ich habe das rückblickend nicht bereut, dieses Thema zu setzen, weil ich es nach wie vor für richtig halte", sagte Schleweis. "Die Gruppe ist in Bewegung, aber da entsprechend viele Eigentümer eingebunden sind, dauert das Ganze ein bisschen."
FRANKFURT (dpa-AFX)
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