Metallindustrie

Stahlzyklus: Welche Aktien jetzt attraktiv sind

aktualisiert 05.10.14 17:32 Uhr

Stahlzyklus: Welche Aktien jetzt attraktiv sind | finanzen.net

Drei Jahre dauert die Flaute der europäischen Stahlunternehmen. Der Staub lichtet sich, die ersten Konzerne schreiben Gewinne. Welche Aktien lohnen.

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von Oliver Ristau, Euro am Sonntag

Die Hitze flirrt wieder in den Hütten: Nach drei Jahren der Abkühlung kommen Europas Stahlkocher allmählich wieder auf Betriebs­temperatur. "Die Nachfrage in Europa zieht das erste Mal seit 2011 an", meldet die Wirtschaftsvereinigung Stahl erfreut. Der Branchenverband erwartet für das laufende Jahr ein Absatzplus von drei Prozent.

Nicht nur die Umsätze ziehen an. Als erster deutscher Spezialist ist der Duisburger Stahlhändler Klöckner & Co in die schwarzen Zahlen zurückgekehrt. Die Aktionäre sollen 2014 nach drei drögen Jahren sogar wieder mit einer Dividende bedacht werden. Klöckner-Chef Gisbert Rühl lehnt sich auch als erste Branchengröße aus dem Fenster und prognostiziert für 2015 ein weiteres Marktwachstum um zwei Prozent. Der Manager glaubt an eine konjunkturelle Belebung in Europa, die der Branche nach Jahren der Schwäche und Konsolidierung Rückenwind geben soll.

Auch bei Europas Stahlgrößen ArcelorMittal und ThyssenKrupp steht in diesem Jahr aller Voraussicht nach der Turnaround an. Für Salzgitter erwarten die Analysten der Schweizer UBS für 2015 die Rückkehr in die Gewinnzone. Positive Impulse kommen vor allem aus der ­Automobilindustrie, die hochwertige Spezialstähle benötigt. Doch auch die Nachfrage aus dem Maschinen- und Anlagenbau sowie der Bauindus­trie belebt sich.

Stau bei der Infrastruktur
Noch deuten viele Konjunktur­indikatoren auf eine Schwäche in Europa hin. Tatsache aber ist, dass viele Staaten einen immensen Investitionsstau bei der Infrastruktur haben. Stahl ist der Grundstoff für jedes Bauwerk. Keine Brücke, kein Tunnel kommt ohne das Eisenprodukt aus. "Die Branche steht am Anfang eines zyklischen Aufschwungs", sagt UBS-Analyst Carsten Riek.

Dass sich die Ergebnisse der Konzerne allmählich bessern, liegt bislang jedoch daran, dass die zahlreichen Restrukturierungsprogramme Erfolg zeigen. Durch eiserne Kostendisziplin ist es vielen Firmen gelungen, auch bei niedrigeren Stahlpreisen Geld zu verdienen. Hilfestellung kommt zudem von der Rohstoffseite: Die Notierung für Eisenerz etwa hat soeben ein neues Fünfjahrestief markiert. Das dämpft die Kosten der Produzenten, die Erz beziehen.

Die Stahlpreise selbst haben sich indes noch kaum erholt. Derzeit erlösen die Produzenten für Flachstahl in Europa rund 440 Euro je Tonne. Das sind nur fünf Prozent mehr als im Tief der vergangenen vier Jahre, das diesen Sommer markiert wurde. 2011 bekam die Indus­trie noch 100 Euro mehr je Tonne.

Noch immer gibt es in Europa Überkapazitäten. Doch die Lage könnte sich allmählich ändern - glaubt beispielsweise die UBS. Stahlhersteller werden demnach ihre überschüssigen Produktionslinien nach und nach stilllegen und dadurch die Margen anheben. "Das Thema der Überkapazitäten dürfte sich bis 2018 erledigt haben", sagt UBS-Mann Carsten Riek.

Doch es gibt einen Bremsklotz: China. Längst ist der einstige Heilsbringer, weil Großabnehmer, zum Problemfall geworden. Seit geraumer Zeit überschwemmt das Land den Weltmarkt mit Billigstählen. In den Boomjahren wurden zu viele Kapazitäten aufgebaut, die nun, da China weniger Brücken, Fabriken und Maschinen baut, nicht zurückgefahren werden.

Forderung nach Importschranken
"Die Rahmenbedingungen werden für Chinas Stahlindustrie wahrscheinlich noch schlechter", schätzt Riek. Seine These: Europa werde deshalb über kurz oder lang - ähnlich wie die USA - Antidumpingmaßnahmen ergreifen.

Die EU warnte wegen der Billig­importe bereits vor negativen Arbeitsplatzeffekten. Und Verbände schlagen Alarm. "Die EU-Stahlindustrie ist auf ein wirksames Antidumpinginstrumentarium angewiesen. Nur so kann man die Hersteller vor unfairen Importen schützen", sagt der Verbandspräsident Hans Jürgen Kerkhoff. Im Jahresverlauf sind Chinas EU-Importe bereits um 30 Prozent gestiegen. Importbeschränkungen kämen Europas Herstellern zupass. Laut UBS würden sie die Profitabilität der Stahlkocher beim Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen um bis zu 18 Euro je Tonne Stahl verbessern.

Das Vorbild sind die USA: Antidumpingpolitik und anziehende Konjunktur befeuern das Stahl­geschäft jenseits des Atlantiks. Mit dem Wirtschaftsaufschwung haben sich die Preise kräftig erholt, sie liegen derzeit um etwa 20 Prozent über europäischem Niveau.

Zum Leidwesen der Europäer kommen direkte Exporte in die USA kaum in Betracht. Die Industrie produziert hauptsächlich langfristige Bestellungen - zudem sind die Transportkosten hoch. Händler wie Klöckner allerdings profitieren dennoch: Die Duisburger wickeln mittlerweile gut ein Drittel ihres Geschäfts in den USA ab.

Thyssen verkauft im Tief
Dagegen hat Deutschlands größter Stahlkocher, ThyssenKrupp, nach Milliardenverlusten sein US-Werk im Bundesstaat Alabama just zu dem Zeitpunkt verkauft, zu dem Nachfrage und Preise anspringen. Dies sei eine strategische Entscheidung unabhängig von Zyklen gewesen, heißt es dazu aus der Zentrale in Essen. Immerhin hilft das florierende US-Geschäft, die Margen der defizitären Rohstahlhütte in Brasilien zu erhöhen, die rund die Hälfte der Produktion in die USA verschifft.

Das sorgt für Entspannung in der Bilanz. Nach drei Jahren mit Milliardenverlusten rechnet der Konzern für das laufende Geschäftsjahr wieder mit schwarzen Zahlen. Auch der Aktienkurs bewegt sich schon geraume Zeit nach oben: ThyssenKrupp ist inzwischen eine der besten DAX-Aktien im laufenden Jahr. Und damit immer noch die Ausnahme in der Branche. Denn gegenüber dem Gesamtmarkt wiesen Europas Stahlaktien seit dem Jahr 2009 laut UBS eine Unterentwicklung von 75 Prozent auf. Aufholpotenzial ist also vorhanden. Auch bei Salzgitter oder der österreichischen Voest­alpine. Diese Produzenten profitieren davon, dass sie auf ein klassisches Verfahren setzen: Hochöfen.

Die modernere Variante, die elektrische Aufbereitung von Stahlschrott in sogenannten Lichtbogenöfen, hatte zuletzt immer mehr Marktanteile gewonnen. Doch Schrott werde künftig knapp und teurer, prognostiziert die UBS. Die Tiefpreise beim Eisenerz hingegen sollten demnach noch lange anhalten. Ein Plus für die Hochofenbetreiber. Wohl den Stahlkochern, wenn die Hitze in den Hütten flirrt.

Investor-Info

Preise
Erz immer günstiger

Chinas Stahlnachfrage sinkt neuerdings, die Produktion aber hält an. Das drückt weltweit sowohl Stahl- als auch Erzpreise. Die Kosten für den Inputfaktor sinken derzeit schneller als die Stahlnotierungen.

Salzgitter
Spekulative Nummer 2

Zwar verdient die Nummer 2 Deutschlands mit Stahl noch kein Geld. Nach abgeschlossener Restrukturierung dürften die Niedersachsen ab 2015 allerdings wieder profitabel werden. Spärliche, aber sichere Dividendenzahlung durch die Beteiligung an Aurubis, Europas größter Kupfererzeuger. Spekulativ.

Thyssenkrupp
Teure Nummer 1

Im Tief musste Deutschlands Branchenprimus das moderne US-Stahlwerk in Alabama verkaufen - die hauchdünne Eigenkapitaldecke hatte dies nötig gemacht. Doch der harte Schnitt zeigt Wirkung: Die Schulden wurden reduziert, der Turnaround läuft - vor allem dank des florierenden Anlagenbaus. Der Turnaround ist im Kurs schon enthalten.

Voestalpine
Solide Österreicher

Dem Konzern aus Linz gelang es als einem von wenigen europäischen Stahlproduzenten, auch über die Krisenjahre hinweg profitabel zu arbeiten. Die Österreicher produzieren Hochqualitätsstähle etwa für die Automobilindustrie. Voestalpine zahlt ordentlich Dividende, auch das eine Ausnahme in der Branche. Solider Titel im beginnenden Stahlzyklus.

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Bildquellen: SARIN KUNTHONG / Shutterstock.com

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