Teamtreffen statt Titelparty

BVB-Aktie -27 Prozent: Kehl kündigt starke Rückkehr für BVB an - Guerreiro verlässt Dortmund

29.05.23 17:53 Uhr

BVB-Aktie -27 Prozent: Kehl kündigt starke Rückkehr für BVB an -  Guerreiro verlässt Dortmund | finanzen.net

Borussia Dortmunds Sportdirektor Sebastian Kehl hat nach der dramatisch vergebenen Meisterchance am letzten Spieltag der Bundesliga-Saison die Rückkehr eines starken BVB angekündigt.

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"Wir werden wieder aufstehen", sagte Kehl nach dem 2:2 gegen den FSV Mainz 05. "Ich kann allen sagen, dass wir ab einem gewissen Moment wieder nach vorne schauen werden. Wir werden ab einem gewissen Moment auch wieder angreifen."

Die Trauer und Enttäuschung zu verarbeiten, werde aber eine Weile dauern. Die Chance auf den ersten BVB-Meistertitel seit 2012 war mit zwei Punkten Vorsprung vor dem 34. Spieltag riesig gewesen. "Das sind die Momente, die jeder mit nach Hause nimmt, die jeder mit seiner Familie durchlebt, jeder mit seiner Frau durchlebt. Das wird ein bisschen brauchen", sagte Kehl.

Trainer Edin Terzic sprach ebenfalls davon, dass die Partie noch lange wehtun werde. Der 40-Jährige gab sich aber auch kämpferisch. "Dass der Weg zum Erfolg oft steinig, oft hart, oft sehr lang ist: Das ist uns allen bewusst", sagte er. "Das heute gehört ab sofort auch zu unserem Weg. Egal, wie groß der Schmerz heute ist, er wird die Motivation für morgen sein."

Terzic ergänzte: "Wir werden uns aufrichten, wir werden die richtigen Schlüsse ziehen, wir werden auch diesen Tag heute verarbeiten und dann wird dieser Weg, den wir eingeschlagen haben, eines Tages belohnt." An diesem Sonntag will die Dortmunder Mannschaft noch einmal zusammenkommen, bevor sie sich in die Sommerpause verabschiedet.

Teamtreffen statt Titelparty: BVB trauert um vergebene Meisterchance

Statt 300.000 Fans rund um den Borsigplatz warteten 100 Unentwegte am Trainingsgelände auf die Dortmunder Mannschaft. Am Tag nach dem dramatischen Ausgang der Meisterschaft startete die Aufarbeitung des Titel-Traumas mit einem Saisonabschlusstreffen des Revierclubs. Um 10.43 Uhr fuhr Kapitän Marco Reus vor.

Erst am Ende der rund 50-minütigen Besprechung im Beisein der Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Carsten Cramer sowie Sportdirektor Sebastian Kehl schrieben Spieler wie Mats Hummels und Jude Bellingham und Trainer Edin Terzic geduldig Autogramme. Äußern wollten sich jedoch kein Profi.

Dafür sprach Watzke. "Es schmerzt sehr. Ich mache diesen Job schon lange, aber gestern hat es sich noch schlimmer angefühlt als das verlorene Champions-League-Finale 2013", sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung dem "Kicker" mit Blick auf das damalige Endspiel gegen den FC Bayern München (1:2).

Der Schock steckte den Dortmundern auch nach einer Nacht mit wenig Schlag noch tief in den Knochen. "Dieser Spieltag wird uns sehr lange wehtun", hatte Trainer Terzic nach dem 2:2 gegen den FSV Mainz 05 gesagt. Bei einem Sieg hätte der BVB den Titel sicher gehabt, so jubelte wieder der große Rivale aus dem Süden.

Tränen: Die Bilder des 27. Mai 2023 wird in Dortmund so schnell niemand vergessen. Als feststand, dass die Borussia erneut gescheitert war, brachen Spieler und Fans in Tränen aus. Der gebürtige Dortmunder Reus saß minutenlang auf dem Boden. Trainer Edin Terzic weinte vor der Südtribüne, auf der er früher selbst den BVB angefeuert hatte. Die Dortmunder Fans feierten ihn mit Sprechchören. Der 40-Jährige trägt die Borussia im Herzen, hat das Zeug zum Kult-Coach à la Jürgen Klopp. Bei aller Trauer über die verpasste Mega-Chance kündigte Terzic schon den nächsten Titel-Angriff an.

Motivation: "Dass der Weg zum Erfolg oft steinig, oft hart, oft sehr lang ist: Das ist uns allen bewusst", sagte Terzic. "Das heute gehört ab sofort auch zu unserem Weg. Egal, wie groß der Schmerz heute ist, er wird die Motivation für morgen sein." Terzic ergänzte: "Wir werden uns aufrichten, wir werden die richtigen Schlüsse ziehen, wir werden auch diesen Tag heute verarbeiten und dann wird dieser Weg, den wir eingeschlagen haben, eines Tages belohnt."

Watzke äußerte sich ähnlich: "Die Fans haben uns so großartig unterstützt, uns so viel Support gegeben, selbst nach dem Spiel, mitten in diesem Schmerz", sagte der 63-Jährige. "Das muss eine Verpflichtung sein, jetzt weiterzumachen. Der BVB ist ein Verein, der sich von so etwas schnell erholt. Wir sind im Ruhrgebiet dazu verdammt, immer wieder aufzustehen."

Verarbeitung: Dafür muss der Schock aber zunächst verarbeitet werden. "Das sind die Momente, die jeder mit nach Hause nimmt, die jeder mit seiner Familie durchlebt, jeder mit seiner Frau durchlebt. Das wird ein bisschen brauchen", sagte Sportdirektor Kehl.

Zudem gibt es auch sportlich einige Ansatzpunkte, die es zu verbessern gilt. Gleich dreimal gelang der Sprung an die Tabellenspitze, dreimal ging sie direkt am nächsten Spieltag wieder verloren. Zudem offenbarte die BVB-Abwehr nicht nur gegen Mainz große Lücken. Von den vier für die Champions League qualifizierten Clubs kassierte der BVB die meisten Gegentore (44). Die Anfälligkeit bei Flanken und Kontern war alarmierend. Im Spiel nach vorn fehlten lange Kreativität und Durchsetzungsvermögen. Sollte Schlüsselspieler und Mittelfeldstratege Bellingham den Club verlassen, käme auf die Verantwortlichen zudem die große Aufgabe zu, die riesige Lücke zu füllen, die der Engländer hinterlassen würde.

Guerreiro verlässt Borussia Dortmund

Die Entscheidung über die Zukunft des Dortmunder Fußball-Profis Raphael Guerreiro ist gefallen. Der 29 Jahre alte portugiesische Nationalspieler wird den Bundesliga-Zweiten verlassen. "Nach 7 tollen Jahren ist es für mich an der Zeit, mit jeder Menge Traurigkeit Goodbye zu sagen", schrieb Guerreiro am Sonntagabend auf seinem Instagram-Account. Wohin es ihn zieht, teilte er nicht mit. Er habe in Dortmund die Chance gehabt, mit einigen fantastischen Spielern zusammenzuspielen. "Diese Abschiede sind angesichts des Nervenkitzels, den ich beim Spielen in diesem wunderbaren Stadion empfand, offensichtlich die schwersten meiner Karriere", so Guerreiro.

Zuvor hatte die "Bild" berichtet, dass der Europameister von 2016 sich am Sonntag bei einer Teambesprechung zum Ende der Saison von Sportdirektor Sebastian Kehl, Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Trainer Edin Terzic verabschiedet haben soll.

Am Abend veröffentlichte der BVB auf Twitter ein Foto, auf dem Kapitän Marco Reus dem weinenden Guerreiro ein gerahmtes Trikot mit seiner Nummer 13 und Unterschriften der Mitspieler überreicht. Dazu schrieb der Club, dass es ein "emotionaler Abschied" nicht nur von dem Portugiesen, sondern auch von Anthony Modeste, Mahmoud Dahoud, Felix Passlack und Luca Unbehaun war.

Ein Wechsel kommt nicht überraschend. Im Internet waren zuletzt Fotos zu sehen, die Guerreiro beim Packen von Kartons zeigten. Zudem läuft der Vertrag des Technikers nach sieben Jahren im BVB-Trikot in diesem Sommer aus. Ein Angebot des Revierclubs, für weitere zwei Jahre zu verlängern, soll er abgelehnt haben. Laut Medienspekulationen hat Atlético Madrid Interesse an einer Verpflichtung des Linksverteidigers, der zuletzt im Dortmunder Mittelfeld zum Einsatz gekommen war.

BVB-Jungstar Bellingham ist 'Spieler der Saison'

Jude Bellingham von Borussia Dortmund ist zum "Spieler der Saison" gewählt worden. Wie die Deutsche Fußball Liga (DFL) und der BVB am Pfingstmontag mitteilten, erhielt der 19 Jahre alte Mittelfeldspieler bei der Wahl zum "Team der Saison" die meisten Stimmen von Fans, Vereinen und Experten. "Das kann ich gar nicht glauben. Diese Art von Auszeichnung geht eigentlich immer an die Spieler, die die meisten Tore schießen und die meisten Assists geben", kommentierte Bellingham, "das ist wahrscheinlich eine der Auszeichnungen, auf die ich am meisten stolz bin, seit ich in diesem Verein spiele".

In seinem dritten Bundesliga-Jahr kam Bellingham in 31 der 34 Bundesliga-Partien zum Einsatz und absolvierte von allen Dortmundern die meisten Bundesliga-Minuten (2693). Zudem gab der englische Nationalspieler beim BVB die meisten Torschüsse ab (65) und kam bei acht Treffern und vier Assists auf zwölf direkte Torbeteiligungen. Dazu bestritt er ligaweit die viertmeisten Zweikämpfe und gewann die meisten Duelle (482 von 849). "Mit gerade mal 19 Jahren war er einer der Anführer und herausragenden Akteure bei Borussia Dortmund", hieß es in der Mitteilung.

Ob Bellingham der Bundesliga erhalten bleibt, ist jedoch unwahrscheinlich. Dem Vernehmen nach steht er vor einem Wechsel zu Real Madrid.

So reagiert die BVB-Aktie

Die verpasste Deutsche Meisterschaft von Borussia Dortmund hat nicht nur die Fans in tiefe Trauer gestürzt. Auch bei den Anlegern des Fußballclubs herrscht am Pfingstmontag Ernüchterung: Die BVB-Aktie brach bis XETRA-Schluss um 27,04 Prozent auf 4,29 Euro ein. Zwischenzeitlich ging es bis auf 4,025 Euro - das tiefste Niveau seit sechs Wochen - abwärts.

Damit verloren die Aktien deutlich mehr als nur die Hoffnungsrally der Vorwoche. Rückblende: Nachdem der Bundesliga-Konkurrent Bayern München am Samstag vor einer Woche sein Heimspiel gegen RB Leipzig verloren hatte, hatte es der BVB in eigener Hand, am Wochenende erstmals seit 2012 wieder Deutscher Meister zu werden. Die Anleger feierten bereits vor und trieben die Aktien binnen einer Woche bis zu 32 Prozent nach oben. Mit 5,93 Euro wurde das höchste Niveau seit Herbst 2021 erreicht.

Am Samstag schaffte es der BVB mit einem Unentschieden gegen Mainz dann allerdings nicht, den Bundesligatitel einzutüten. Den Bayern gelang derweil der Pflichtsieg und damit die elfte Meisterschaft in Serie.

"Trotzdem muss man festhalten, dass der Vize-Titel emotional zwar furchtbar ist für den BVB, finanziell aber kaum Unterschiede zu verzeichnen sind", kommentierte Marktbeobachter Daniel Saurenz von Feingold Research. "Die Gruppenphase der Championsleague ist planbar und Jude Bellingham wird so oder so für einen dreistelligen Millionenbetrag den Club verlassen, womöglich Richtung Madrid."

Spannend wäre für Saurenz derweil die Kursentwicklung einer Bayern-München-Aktie. Denn trotz erneutem Titelgewinn ist zumindest den Verantwortlichen angesichts schweren Vorstandsbebens kaum zum Feiern zumute. Boss Oliver Kahn wurde abgesetzt und auch Sportvorstand Hasan Salihamidzic musste gehen. "Doch die Münchner sind nicht börsennotiert, leider", so Saurenz.

DORTMUND (dpa-AFX)

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