Bayer-Mediator: Nächster US-Glyphosat-Prozess wird verschoben - Bayer-Aktie im Plus
Der Pharma- und Chemiekonzern Bayer gewinnt Zeit in den seit Monaten laufenden Vergleichsverhandlungen um Krebsrisiken glyphosathaltiger Unkrautvernichter.
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Der Prozess, der ursprünglich am 15. Oktober in St. Louis, im US-Bundesstaat Missouri, beginnen sollte, wo der Herbizidhersteller Monsanto ansässig ist, wird erst 2020 beginnen. Für 2019 seien keine weiteren Prozesse terminiert, hieß es von Bayer ferner. Zuvor hatte das "Handelsblatt" über die Vertagung berichtet. Bayer hatte den US-Saatgutkonzern und Glyphosat-Hersteller Monsanto 2018 in einer umstrittenen Übernahme für 63 Milliarden US-Dollar gekauft und ist laut Stand Mitte Juli mit rund 18.400 Klagen wegen angeblicher Krebsrisiken gyphosathaltiger Unkrautvernichter konfrontiert.
Bei Anlegern keimte zum Wochenstart einmal mehr die Hoffnung, dass Bayer die Causa Glyphosat in absehbarer Zeit vorankommen könnte: die Aktien zählten letztlich mit einem Plus von 1,36 Prozent auf 63,13 Euro zu den Favoriten im deutschen Leitindex DAX 30.
Analyst Michael Schäfer von der Commerzbank äußerte sich aber zurückhaltend. Er heiße Fortschritte in den Vergleichsverhandlungen zwischen Bayer und den Klägern zwar gut, wäre aber überrascht, sollte es vor den Berufungen in den von Bayer bisher verlorenen drei Glyphosat-Prozessen zu einer Einigung kommen. Er geht im Falle einer Schlichtung weiter von Zahlungen von insgesamt etwa 15 Milliarden Euro durch Bayer aus.
Da bis zum Jahresende keine weiteren erstinstanzlichen Verhandlungen mehr anstehen, liegt der Fokus von Bayer nun vor allem auf den drei Berufungsverfahren. So hatten die Leverkusener die drei bisherigen Verfahren mit Schadensersatzforderungen im jeweils mittleren bis hohen zweistelligen Millionen-Dollar-Bereich verloren.
Bayer fuhr lange Zeit eine harte Linie, verwies unter Berufung auf zahlreiche wissenschaftliche Studien auf die Sicherheit von Glyphosat bei richtiger Anwendung und gab sich mit Blick auf die Prozesse selbstbewusst. In den vergangenen Monaten hatte sich der wegen des Monsanto-Kaufs unter Druck stehende Konzernchef Werner Baumann dann aber zunehmend offen für einen Vergleich gezeigt, wenn er wirtschaftlich sinnvoll wäre. So verschlingen allein die Kosten für Anwälte und Imagekampagnen Hunderte Millionen Euro. Zudem steht das Management wegen der massiven Kursverluste seit der ersten Glyphosat-Prozessschlappe im August 2018 in der Kritik. Trotz einer zwischenzeitlichen Kurserholung notieren die Aktien immer noch rund ein Drittel tiefer als damals.
Für einen Vergleich hat Bayer indes konkrete Vorstellungen. So stellte Agrarchemiechef Liam Condon jüngst klar, dass neben der finanziellen Angemessenheit eine außergerichtliche Beilegung auch einen finalen Abschluss der Glyphosat-Streitigkeiten darstellen müsse.
Ob es gerade im letzten Punkt Fortschritte gibt, ist aber unklar. So wollte sich der mit der Schlichtung beauftragte US-Staranwalt Ken Feinberg gegenüber dem "Handelsblatt" nicht zum Stand der Gespräche äußern. Wenig strittig scheint aber, dass es schwer werden dürfte, einen endgültigen Schlussstrich zu ziehen, auch da die Anzahl der Kläger wohl weiter wächst. So rühren die Klägeranwälte weiter kräftig die Werbetrommel. Mitte Juli war von 18.400 Klägern die Rede. Wie viele es mittlerweile sind, wird Bayer bei der Vorlage der Zahlen für das dritte Quartal am 30. Oktober bekanntgeben.
/he
DÜSSELDORF (dpa-AFX) / BARCELONA (Dow Jones)
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