Ex-Deutsche-Bank-Chef Kopper: Kontrollen nicht immer robust genug
Die Deutsche Bank hätte nach Ansicht ihres früheren Chefs Hilmar Kopper auf Exzesse im Kapitalmarktgeschäft entschiedener reagieren müssen.
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"Wir waren nicht robust genug in unseren Kontrollen", sagte Kopper anlässlich seines bevorstehenden 85. Geburtstags (13.3.) der Deutschen Presse-Agentur in Frankfurt. "Wenn solche Dinge passieren, braucht es mehr Hire and Fire: Wenn sie viel zahlen, müssen sie wenn nötig auch feuern."
In der Finanzkrise 2007/2008 entpuppte sich die einstige Gewinnmaschine Investmentbanking als teures Risiko. Boni-Exzesse und Milliardenstrafen brachten ein ganzes Geschäftsfeld in Misskredit. Zum Investmentbanking zählen der Handel mit Wertpapieren und Devisen sowie die Betreuung von Firmenübernahmen, Fusionen und Börsengängen.
Dass unter seiner Ägide dieses Geschäftsfeld bei der Deutschen Bank ausgebaut wurde, hält Kopper nach wie vor für richtig. "Wir brauchten das unbedingt, Investmentbanking war für uns ein Lebenselixier", sagte der Jubilar. "Wir hatten in Deutschland im Geschäft mit großen Firmen gar keine Chance mehr, ohne das Investmentbanking zu beherrschen. Die gingen alle zu den Amerikanern." Kopper hatte die Führung der Bank nach dem RAF-Attentat auf Alfred Herrhausen am 30. November 1989 übernommen und führte den Konzern bis Mai 1997.
Nach seiner Ansicht müssen Banken Spitzenleute auch mit Boni halten: "Ich habe nie in meinem Leben Bonus bekommen. Trotzdem habe ich ihn eingeführt bei der Deutschen Bank. Wer die Besten haben will, der muss bezahlen - sonst ist das wie bei Fußballspielern: Dann laufen die für jemand anderen", betonte Kopper.
Der amtierende Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing will Deutschlands größtes Geldhaus nach einer Verlustserie mit einer radikalen Neuausrichtung zurück in die Erfolgsspur führen. Das Investmentbanking wird kräftig gestutzt. Die Zahl der Vollzeitstellen im Konzern soll bis Ende 2022 um rund 18 000 auf 74 000 schrumpfen.
Der laufende Umbau gefalle ihm "außerordentlich", lobte Kopper. "Ein solcher Umbau ist immer schmerzhaft - und das muss schnell gehen. Sie müssen relativ hart vorgehen. Und das macht Sewing - und ich weiß, es fällt ihm nicht leicht, er ist nämlich nicht so ein Typ. Aber er weiß genau, was jetzt nötig ist."
Letztlich brauche es größere Banken. "Wahrscheinlich müssen sich in Europa doch mal zwei nationale Marktführer zusammenschließen, um eine wirklich europäische Großbank zu formen", sagte Kopper. "Allerdings sehe ich grenzüberschreitende Zusammenschlüsse in Europa in den nächsten Jahren nicht." Allerdings werde auch das nicht reichen, um zur US-Konkurrenz aufzuschließen: "Die amerikanischen Banken sind nicht mehr einzuholen, mit ihrer starken Stellung im riesigen US-Markt sind sie zur Zeit nicht zu schlagen", sagte der früherer Deutsche-Bank-Chef.
FRANKFURT (dpa-AFX)
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