MTU-Aktie deutlich tiefer: MTU kürzt wegen Triebwerksrückruf Dividende
Die Aktionäre von MTU müssen sich wegen des teuren Materialfehlers an den Antrieben vieler Airbus-Jets vorerst mit weniger Dividende zufriedengeben.
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Für 2023 sollen sie je Anteilschein 2 Euro erhalten, wie der Triebwerkshersteller überraschend am Mittwochabend in München mitteilte. Für 2022 hatte MTU noch 3,20 Euro ausgeschüttet. Die Reparatur der Getriebefan-Triebwerke des US-Partners Pratt & Whitney kostet viel Geld. MTU-Chef Lars Wagner will das Geld nun auch in den nächsten Jahren stärker zusammenhalten. Für 2024 rechnet er jedoch mit einem kräftigen Geschäftszuwachs.
MTU hatte bisher zugesagt, die Ausschüttungsquoten kontinuierlich zu steigern. Am Ende sollten 40 Prozent des um Sonderposten bereinigten Jahresüberschusses als Dividende an die Anteilseigner fließen. Jetzt setzt der Vorstand dieses Ziel für die Geschäftsjahre 2024 bis 2026 aus.
Das Management sieht in diesem Schritt "eine maßvolle Abwägung zwischen den erwarteten Liquiditätsabflüssen und den starken Wachstumsperspektiven des Unternehmens", wie es in der Mitteilung weiter hieß. Denn neben der aufwendigen Reparatur fast aller Triebwerke der Getriebefan-Reihe will MTU weiterhin in die eigenen Standorte investieren und Technologien für künftige Antriebstypen entwickeln. Die Ausgaben dafür schränkten "die Möglichkeiten zur Zahlung von Dividenden auf dem bisherigen Niveau" in den nächsten Jahren ein, begründete der Vorstand die geringeren Ausschüttungen.
Am Finanzmarkt kommen die Nachrichten am Donnerstag schlecht an. Die MTU-Aktie verliert zeitweise 1,61 Prozent auf 219,50 Euro. Im bisherigen Tagestief fiel sie auf 211,60 Euro und erreichte damit ein Tief seit Anfang Februar. Die gesenkte Dividende dürfte zwar einige Investoren enttäuschen, notierte Analyst David Perry von JPMorgan. Sie spiegele aber mehr die sehr konservative Ausblickspolitik des Triebwerksbauers wider als gestiegene Sorgen in puncto Rückrufaktion für GTF-Triebwerke.
Die Dividende liege deutlich unter den Erwartungen, kritisierte hingegen Jefferies-Expertin Chloe Lemarie. Zudem sehe das Margenziel für 2024 etwas schwach aus. Kseniia Maslova von UBS bemerkte zudem, dass auch der Ausblick für den Barmittelzufluss schwach erscheine. Der für 2024 angepeilte Umsatz sei eine positive Überraschung, wobei nicht ganz klar sei, wovon diese Entwicklung getragen werden solle.
Für 2024 rechnet die MTU-Führung mit einem kräftigen Geschäftszuwachs. So soll der Umsatz 7,3 bis 7,5 Milliarden Euro erreichen. Davon dürften mehr als 12 Prozent als operativer Gewinn vor Zinsen, Steuern und Sondereffekten (bereinigtes Ebit) hängen bleiben. Der freie Mittelzufluss (Free Cashflow) soll im niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich liegen.
Laut den Unternehmen zur Verfügung gestellten Daten erwarten Analysten für 2024 im Schnitt einen Umsatz von 7,15 Milliarden Euro sowie ein bereinigtes operatives Ergebnis von 901 Millionen Euro. Die tatsächlichen Geschäftszahlen will MTU wie geplant am 29. Februar veröffentlichen.
Bei seinen Jahreszielen für 2023 hatte der Vorstand Ende Oktober Sondereffekte wie den Triebwerksrückruf ausgeklammert. Bereinigt um die diese sollte der Umsatz 2023 weiterhin auf 6,1 bis 6,3 Milliarden Euro klettern.
Der ebenfalls bereinigte operative Gewinn vor Zinsen und Steuern soll mit gut 800 Millionen Euro einen Rekordwert erreichen. Einschließlich der Sonderbelastung von etwa einer Milliarde Euro für den Triebwerksrückruf dürfte das operative Ergebnis jedoch in den roten Zahlen landen.
Grund des Rückrufs ist ein Materialfehler: Pratt & Whitney hatte bei der Herstellung von Turbinenscheiben der Getriebefan-Triebwerke ein problematisches Metallpulver verwendet. Der Antriebstyp kommt bei etwa jedem zweiten Exemplar der meistgefragten Airbus-Modellfamilie A320neo sowie beim kleineren Airbus A220 und den E2-Jets des brasilianischen Herstellers Embraer zum Einsatz.
MTU liefert Teile des Antriebs und betreibt eine der weltweit drei Endmontagelinien. Betroffen sind laut der Pratt & Whitney-Mutter RTX fast alle schon ausgelieferten Turbinen der Reihe. Viele Antriebe sollen recht kurzfristig in die Wartung. Deshalb müssen im ersten Halbjahr 2024 weltweit voraussichtlich bis zu 650 Airbus-Jets am Boden bleiben.
MÜNCHEN (dpa-AFX)
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