Lufthansa-Aktie fällt: Eurowings baut Angebot für Geschäftsreisen aus - Lockerungen bei US-Reisen erst zum Jahresende
Die Lufthansa-Tochter Eurowings baut ihren Flugplan zu klassischen Geschäftsreisezielen wieder deutlich aus.
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Im Vergleich zum August verdoppele man im September die Flüge etwa nach Paris, London, Rom, Brüssel, Zürich oder Wien, teilte die Gesellschaft am Donnerstag mit. Das gilt insbesondere für die Flughäfen Düsseldorf, Hamburg, Stuttgart und Köln/Bonn, wobei es aber auch für Berlin, Nürnberg, Hannover und Leipzig mehr Flüge geben werde.
Die Buchungseingänge für Geschäftsreise-Ziele hätten sich von einem niedrigen Niveau innerhalb weniger Wochen mehr als verdoppelt, berichtete Eurowings-Chef Jens Bischof. "Wir sehen erstmals seit Beginn der Pandemie wieder eine ausverkaufte Business Class auf zahlreichen Flügen." Das sei ein klares Signal, dass die Geschäftsreise nach Ende der Sommerferien stark zurückkomme. Im Laufe des Monats werde man auch an zehn Flughäfen die Lounges für Vielflieger wieder öffnen.
Lufthansa erwartet Lockerung bei USA-Reisen erst Ende des Jahres
Die lang erhoffte Lockerung der strikten Corona-Reiseregeln für Reisende in die USA lässt weiter auf sich warten.
Die Lufthansa geht nach Worten von Airline-Manager Harry Hohmeister jetzt von einer Öffnung erst Ende des Jahres aus. "Realistischerweise werden wir das erst im späten vierten Quartal erwarten können", sagte er beim Kongress des Tourismus-Fachblatts fvw am Donnerstag. Allerdings sei er in der Vergangenheit zu optimistisch gewesen mit der Erwartung, dies werde schon im Juli geschehen. Lufthansa-Chef Carsten Spohr hatte dann auf September gesetzt. Aber auch daraus wird nichts, zumal die Europäische Union zuletzt wegen der Infektionslage die USA als Risikogebiet einstufte und damit die Auflagen für Einreisende von dort verschärfte.
Die Lufthansa werde dennoch ihr Transatlantik-Programm nicht zurückfahren, sagte Hohmeister. Denn wegen der Luftfracht lohnten sich die Flüge auch mit wenigen Passagieren an Bord. Die Buchungen in der Airline-Gruppe seien im Juli und August noch stärker gewesen als erwartet. Lufthansa-Chef Spohr hatte kürzlich aber gewarnt, die Fluggesellschaft habe wegen der Pandemie einen weiteren harten, langen Winter vor sich. Eine Öffnung Chinas für Reisende sehe er nicht vor dem zweiten Quartal 2022. Das sonst sehr profitable Langstreckengeschäft der Lufthansa bleibt das größte Sorgenkind.
"In dem Moment, wo über Veränderungen der Reiseregeln gesprochen wird, brechen nicht nur die Buchungen weg, sondern fangen auch Stornierungen an", sagte Hohmeister. Im August habe es teilweise 75 Prozent Stornos gebuchter Reisen gegeben. Das sei unerträglich. Hier werde sich die Lage hoffentlich in den nächsten zwölf Monaten stabilisieren. Grund zur Besorgnis seien auch teils chaotische Zustände an den Flughäfen beim Check-in wegen aufwändiger Überprüfungen von Corona-Reiseregeln wie Tests und Impfnachweisen. Trotz aller Bemühungen des internationalen Airline-Verbands IATA gebe es keine Standardisierung zu einer digitalisierten Abwicklung, sondern viel Zettelwirtschaft, kritisierte Hohmeister.
Eine geschäftliche Erholung des Luftverkehrs, der wie der Tourismus besonders hart von der Pandemie getroffen wurde, auf Vorkrisenniveau erwarte die Lufthansa nach wie vor erst Mitte des Jahrzehnts. Da die Airlines in den kommenden Jahren die Verluste der Krise verarbeiten müssten, rechne er mit stabilen bis steigenden Ticket-Preisen. Weil die Verbraucher Milliarden an Konsumausgaben eingespart hätten, sind höhere Flugpreise nach Hohmeisters Ansicht durchsetzbar. Er rechne mit einem länger anhaltenden Nachholeffekt bei Urlaubsreisen. Auch die Nachfrage nach Geschäftsreisen ziehe wieder an. Die Lufthansa und die Tochter-Airline Eurowings verdoppelten hier ihr Angebot im September gegenüber dem niedrigen Niveau im August.
Lufthansa rechnet vorerst weiter mit Preiskampf bei Flugtickets
Die Rabattschlacht der Fluggesellschaften in der Corona-Krise wird nach Einschätzung von Lufthansa-Vorstand Harry Hohmeister vorerst weitergehen. Es werde wohl nie ein Ende finden, dass Airlines "Kapazitäten in den Markt werfen", die sie nur zu niedrigen Preisen loswürden, sagte der Manager beim Online-Branchenkongress der Zeitschrift "fvw TravelTalk" am Donnerstag. Dies gelte jedenfalls so lange, wie "sich die Politik nicht mal eine Mindestpreisregel einfallen lässt".
Kurzfristig stimme ihn das pessimistisch, so der Manager. Allerdings müsse die Branche an der Sanierung ihrer Bilanzen und der finanziellen "Einschlagslöcher" aus der Corona-Krise arbeiten. Daher geht Hohmeister den eigenen Worten zufolge langfristig von einem "stabilisierten und eher steigenden Preisniveau" aus.
Der Lufthansa-Vorstand kritisierte Billigfluggesellschaften für Ticketpreise, die teils im einstelligen Euro-Bereich lägen. "Was für einen Sinn machen 9-Euro-Preise, wenn Sie dann die gesamte Infrastruktur verstopfen?" Aus seiner Sicht ergibt dies nicht nur ökologisch, sondern auch betriebswirtschaftlich keinen Sinn. "Dann können Sie auch die Hälfte der Passagiere wieder abladen, weil sie keinen Wertbeitrag leisten."
Dabei rechnet der Manager damit, dass die Menschen nach der Bewältigung der Pandemie im großen Stil ihren aufgeschobenen Reisebedarf nachholen. "Der Verbraucher hat während der Corona-Krise allein in Deutschland 200 bis 300 Milliarden Euro an Konsumausgaben eingespart. Der weiß gar nicht wohin mit dem Geld." Nach Hohmeisters Einschätzung werden viele Kunden nach zwei Jahren Reiseverzicht nicht nur einen Mallorca-Urlaub im Fünf-Sterne-Hotel buchen. Laut Reiseanalysen gebe es für die nächsten drei bis fünf Jahre "einen riesigen Nachholbedarf".
Die Lufthansa-Aktie gab am Donnerstag letztlich um 1,41 Prozent auf 8,37 Euro nach. /ceb/DP/nas
KÖLN / FRANKFURT (dpa-AFX / Reuters)
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