Marktentwicklung ungewiss

Airbus-Aktie gefragt: Airbus blickt angespannt auf 2021 - Reduziertes internes Auslieferungsziel 2020 wohl erreicht

04.01.21 11:21 Uhr

Airbus-Aktie gefragt: Airbus blickt angespannt auf 2021 - Reduziertes internes Auslieferungsziel 2020 wohl erreicht | finanzen.net
Airbus A350xwb von Qatar Airways

Nach dem coronabedingt härtesten Jahr in der Firmengeschichte blickt der Deutschlandchef der Airbus-Zivilflugzeugsparte, André Walter, angespannt auf 2021.

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Niemand wisse, wie sich der Markt entwickle, sagte der Geschäftsführer der Airbus Operations GmbH der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg. Alles hänge von der Entwicklung der Pandemie ab. In Großbritannien sei ja eine neue Corona-Variante entdeckt worden, was wiederum zu geschlossenen Grenzen geführt habe. "Das schlägt direkt auf den Luftverkehr durch. Und damit wiederum auf die Fluglinien, unsere Kunden."

Entscheidend für die Zukunft des Fliegens sei neben der Impfung der Menschen, dass etwa Touristen durch Schnelltests ohne Quarantäne reisen und am Zielort auch tatsächlich Urlaub machen können. Wenn das funktioniere, werde das kommende Jahr für die Branche zwar sicherlich noch schwer, "aber ich hoffe, Anfang 2022 wieder in positivere Zeiten blicken zu können". Für die Langstrecke gehe es voraussichtlich jedoch erst später wieder bergauf. "Das ist noch eine lange Durststrecke."

Wegen der Corona-Pandemie hat Airbus den Abbau von weltweit 15 000 der mehr als 130 000 Stellen angekündigt. Von den 5100 in Deutschland betroffenen Jobs befinden sich 3200 im Norden. "Wir haben jetzt erst einmal freiwillige Maßnahmen gestartet bis einschließlich März. Bis dahin wird es keine betriebsbedingten Kündigungen geben." Danach könne er Entlassungen jedoch nicht ausschließen. Das hänge von der Lage ab, die dann mit den Sozialpartnern neu bewertet werde.

Aktuell werde das Freiwilligenprogramm aber gut angenommen. Außerdem bestehe die Möglichkeit, die Kurzarbeit zu verlängern, und auch die Forschungsgelder des Bundes seien wichtig, um durch die Krise zu kommen. "Im großen Ganzen bewegt sich das in die richtige Richtung."

Der Airbus-Manager betonte: "Das ist eine Krise, wie wir sie uns nie vorgestellt haben und wie sie auch noch nie da war." Man brauche nur in den Himmel zu schauen. "Es fliegen keine Flugzeuge. Das schlägt natürlich massiv auf unsere Kunden durch und am Ende dann natürlich auf unser Geschäft." Denn stehen bei den Airlines Maschinen am Boden. Deren Bereitschaft, neue Flugzeuge abzunehmen, sei gering.

"Entsprechend haben wir unsere Fertigungskapazitäten schnell um rund 40 Prozent reduziert." So verließen nun statt monatlich 60 nur noch 40 Flugzeuge der A320-Familie die Airbus-Werkshallen weltweit. "Wir haben damit am Anfang mehr Flugzeuge produziert, als uns abgenommen worden sind", sagte Walter. Das sei aber bewusst so gemacht worden, "damit wir unsere Zulieferkette aufrechterhalten und unsere Zulieferer am Leben erhalten". Denn die könnten ihre Kapazitäten nicht so schnell anpassen.

"Der Zuliefererbereich im Luftverkehr ist sehr sensibel aufgestellt", betonte Walter. So benötige jeder Hersteller von der Luftfahrtbehörde eine Zulassung - und die zu bekommen dauere. Entsprechend wichtig sei es für Airbus, dass die meist hoch spezialisierten Zulieferunternehmen nicht pleite gehen. "Wir haben deshalb intern im engen Kontakt mit unseren Zulieferern Bewertungs- und Begutachtungsprozesse aufgesetzt, um zu sehen, wo wird es bei welchem Zulieferer wann kritisch." Zudem sei mit dem Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie eine Initiative gestartet worden, um den Betrieben Förderungen vom Bund und den Ländern zu ermöglichen.

Die Kritik der IG Metall, dass vor allem die großen Hersteller die Zahl der Auszubildenden reduzieren wollten und damit die Zukunft der Branche gefährdeten, wies Walter zurück. "Wir haben in diesem Jahr keinen Ausbildungsvertrag gekündigt." Airbus strebe gemessen an der Zahl aller Beschäftigten weiterhin eine ähnlich hohe Ausbildungsquote wie die derzeit fünf Prozent an.

Airbus schafft 2020 reduziertes internes Auslieferungsziel

Für den Flugzeugbauer Airbus gab es zumindest in puncto Auslieferungen ein versöhnliches Ende des von Corona geprägten Jahres 2020. Der europäische Boeing-Rivale habe bis zum 29. Dezember knapp 550 Flieger ausgeliefert und dürfte auch an den letzten beiden Tagen des Jahres noch einige Verkehrsflugzeuge übergeben haben, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Samstag unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Kreise. Damit könnte noch das obere Ende des internen Ziels von 530 bis 560 Auslieferungen erreicht werden.

Ein Sprecher des Unternehmens wollte die Informationen nicht kommentieren und verwies auf die anstehende Veröffentlichung der Zahlen zu den Aufträgen und Auslieferungen, hieß es in dem Bericht. Nach Bloomberg-Informationen will Airbus die Zahlen zu den Auslieferungen und Bestellungen in der kommenden Woche bekanntgeben. Airbus hat kein offizielles Ziel mehr, nachdem der Plan, 2020 etwa 880 (2019: 863) Passagier- und Frachtflugzeuge auszuliefern, wegen des beispiellosen Einbruchs im Flugverkehr im Frühjahr ersatzlos gestrichen wurde.

Im Frühling waren die Auslieferungen wegen der Corona-Krise abgesackt, seit dem Sommer legten die Zahlen aber wieder etwas zu. Im November wurden 64 neue Verkehrsflugzeuge übergeben. In den ersten elf Monaten 2020 lieferte der Konzern 477 Maschinen aus. Sollten es bis Ende des Jahres zwischen 550 und 560 Flieger werden, ergibt dies für den Dezember einen Wert zwischen 73 und 83 Flugzeugen. Damit wäre der Dezember der beste Monat des Jahres bei dieser Größe - im Oktober wurden 72 Flieger ausgeliefert.

Unabhängig davon, wie viele Flugzeuge Airbus im Dezember tatsächlich ausgeliefert hat, steht schon mal fest, dass Airbus den Erzrivalen Boeing aus den USA im vergangenen Jahr deutlich abgehängt hat. Dieser kam bis Ende November gerade mal auf 118 Flugzeuge. Der US-Konzern hatte im vergangenen Jahr nicht nur mit Corona, sondern auch mit den Folgen des Flugverbots für ihren Flieger 737 Max zu kämpfen.

Die Maschinen dieses Flugzeugtyps waren im März 2019 nach zwei Abstürzen mit 346 Toten aus dem Verkehr gezogen worden. Als Hauptursache der Unglücke galt ein fehlerhaftes Steuerungsprogramm, das die Maschinen Richtung Boden lenkte. Nach einer Reihe technischer Veränderungen und Nachbesserungen an der Software hatte die US-Luftfahrtbehörde FAA den erneuten Einsatz der Boeing 737 Max erst vor Kurzem wieder genehmigt.

Beim Blick in die Zukunft sind aber nicht nur die Auslieferungen interessant, sondern auch der Blick in die Auftragsbücher. Sowohl Airbus als auch Boeing sitzen noch auf vielen Bestellungen - viele davon wackeln aber wegen der coronabedingten Krise der Luftfahrt. Branchenvertreter erwarten, dass der weltweite Luftverkehr erst in einigen Jahren wieder das Niveau von 2019 erreicht.

Die Führungsspitzen der Flugzeugbauer Boeing und Airbus haben die Produktion deshalb deutlich zurückgefahren und den Abbau zigtausender Jobs angekündigt. Airbus konnte Stornierungen bisher weitgehend vermeiden, sie beliefen sich nach elf Monaten auf gerade mal 84 Stück - elf Stornos mehr als von Januar bis Oktober. Der Großteil stammt mit 66 Maschinen aber aus dem ersten Quartal und hatte laut Airbus nichts mit der Corona-Krise zu tun.

Airbus gefragt - Auslieferungen kommen trotz Corona voran

Airbus-Aktien haben am Montag im XETRA-Handel mit einem Plus von zeitweise mehr als 3 Prozent auf 94,18 Euro zu den Favoriten im MDAX gezählt. Auch im Eurozonen-Leitindex EuroSTOXX 50 waren sie weit vorne mit dabei.

/klm/DP/zb

HAMBURG (dpa-AFX)

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