Mäßige Erholung

DHL-Aktie dank Sparprogramm deutlich im Plus: DHL erwartet 2025 langsameres Wachstum - Abbau Tausender Stellen

06.03.25 12:12 Uhr

DHL-Aktie dank Sparmaßnahmen in Grün: Paket-Riese unter Druck? DHL erwartet 2025 nur noch langsames Wachstum | finanzen.net

Der Logistikkonzern DHL stemmt sich mit einem Sparprogramm gegen den schleppenden Welthandel und die unsichere geopolitische Lage.

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Damit geht der Abbau von 8.000 Stellen im deutschen Brief- und Paketgeschäft einher, wie der Dax-Konzern am Donnerstag in Bonn mitteilte. In der US-Zollpolitik sieht Vorstandschef Tobias Meyer zwar "sowohl Schatten als auch Licht". Angesichts der veränderten politischen und weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen kann er für die mittelfristige Perspektive aber kein festes Jahr mehr benennen. 2025 erwartet der Konzern derweil nur eine schleppende Ergebnisverbesserung, nachdem 2024 etwas besser lief als von Analysten befürchtet.

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Die verkündeten Maßnahmen und Ergebnisse tragen nach Ansicht von Deutsche-Bank-Experte Andy Chu dazu bei, das Vertrauen der Anleger wieder herzustellen. Die Prognosen für 2025 liege nun auf einem erreichbaren Niveau und die mittelfristige Prognose übe keinen Druck auf das Management aus.

Weiterhin erkenne das Sparprogramm Unsicherheit und Kosteninflation an, so der Deutsche-Bank-Analyst. Er lobte auch den freien Barmittelzufluss, der lange Zeit ein Negativmerkmal gewesen sei. Das sei inzwischen anders. Selbst in einem schwierigen makroökonomischen Umfeld habe das Unternehmen drei Milliarden Euro erwirtschaftet.

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Der DHL-Vorstand erwartet zwar weiterhin mittelfristig über sieben Milliarden Euro operatives Ergebnis (Ebit). Wegen des volatilen Umfelds ist dieses Ziel aber keinem festen Zeitraum mehr zugeschrieben. "Wir sind aber überzeugt davon, von diesem Jahr an, wieder auf einen Pfad des Wachstums zu kommen", sagte Konzernchef Meyer der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX.

Zuletzt hatte er für 2026 einen Gewinn vor Zinsen und Steuern von mehr als sieben Milliarden Euro angestrebt. In welchem Jahr das Ziel nun wieder erreicht werde, hänge von dem Zusammenspiel der Sparmaßnahmen und makroökonomischen Voraussetzungen ab, erläuterte Finanzchefin Melanie Kreis in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Im Rekordjahr 2022 hatte DHL sogar 8,4 Milliarden Euro operativen Gewinn gemacht.

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Die genauen Auswirkungen der Zoll- und Handelspolitik auf die Geschäfte der DHL sind laut Chef Meyer momentan schwer abzuschätzen. Für den Konzern hätten sie "sowohl Schatten als auch Licht", sagte der Manager. Ähnlich wie beim Brexit sei auf der einen Seite zu erwarten, dass die Anzahl der Sendungen zurückgehen, auf der anderen Seite dürften die DHL an Wertschöpfung gewinnen, weil etwa mehr Sendungen zu verzollen sind. "Wir werden sehen, wie sich das die Waage hält."

Entsprechend klammert der Konzern auch beim Blick auf das laufende Jahr potenzielle Effekte aus Änderungen in der Zoll- und Handelspolitik aus. Auch mögliche kurzfristige Einflüsse aus dem von Union und SPD am Dienstag verkündeten Finanzpaket sind nicht enthalten, wie das Management in der Telefonkonferenz erläuterte.

Unter diesen Maßgaben wird 2025 ein leichter Zuwachs des Gewinns vor Zinsen und Steuern (Ebit) auf mindestens 6 Milliarden Euro erwartet. Vom Unternehmen befragte Analysten hatten allerdings im Schnitt 6,3 Milliarden Euro geschätzt. Gleichzeitig soll der freie Barmittelzufluss (Free Cashflow) mit drei Milliarden Euro stabil bleiben und damit wie schon 2024 etwas besser ausfallen als erwartet.

Im vergangenen Jahr verdiente der Dax-Konzern im Tagesgeschäft mit 5,9 Milliarden Euro zwar gut 7 Prozent weniger als im Vorjahr. Damit ging das operative Ergebnis aber nicht ganz so stark zurück, wie von Analysten befürchtet. Auch der freie Barmittelfluss fiel mit 3,0 Milliarden Euro besser als von Experten erwartet aus. Die selbst gesteckten Ziele erfüllte DHL damit.

Unter dem Strich entfielen 2024 auf die Aktionäre mit 3,3 Milliarden Euro gut 9 Prozent weniger Gewinn als 2023. Der Vorstand will der Hauptversammlung eine stabile Dividende von 1,85 Euro je Aktie vorschlagen. Das Aktienrückkaufprogramm soll um 2 auf 6 Milliarden Euro aufgestockt und bis 2026 ausgeweitet werden.

UBS-Analyst Cristian Nedelcu merkte mit Blick auf das Zahlenwerk an, dass das vierte Quartal der Bonner besser gelaufen sei, als erwartet. Das sei hauptsächlich auf die Ergebnisse bei Express zurückzuführen, schrieb er. In dem Geschäftsbereich bietet DHL den Versand zeitkritischer Pakete und Dokumente an. Zusammen mit den Jahreszahlen und der Prognose kündigte der Konzern zudem ein Sparprogramm an. Es umfasst laut der DHL zahlreiche Maßnahmen in allen Konzernbereichen und soll seine volle Wirkung 2027 entfalten. So will der Vorstand die Kosten um mehr als eine Milliarde Euro senken. Wie viel davon reinvestiert werden soll, lies Finanzchefin Kreis offen.

Neben einer verstärkten Standardisierung und Automatisierung von Arbeitsprozessen nannte der Konzern als Beispiel für Sparmaßnahmen die Zusammenlegung von Zustellgebieten in wenig frequentierten Regionen in den USA und Europa. Und auch ein Stellenabbau im angestammten Brief- und Paketgeschäft in Deutschland gehört dazu.

8.000 Jobs sollen im laufenden Jahr sozialverträglich gestrichen werden. Per Ende 2024 beschäftigte DHL im Unternehmensbereich Post und Paket Deutschland 187.000 Menschen. Erst am Dienstag hatte der Konzern mit der Gewerkschaft Verdi im Tarifstreit eine Einigung für die Briefträger und Paketboten erzielt.

Konzernchef Meyer verwies auf die Hintergründe des Jobabbaus: Die sinkende Briefmenge, schwierige regulatorische Situation und "einen relativ hohen Tarifabschluss." Für Investitionen, Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit brauche es Profitabilität.

Das Stammgeschäft der Post in Deutschland ist schon seit langem eher ein Sorgenkind für den globalen Konzern. So sinkt im Digitalzeitalter die Briefmenge. Im vergangenen Jahr war die Menge der Werbepost laut DHL deutlich rückläufig. Die Paketmengen legten hingegen zu.

Post-Betriebsratschef befürchtet noch einen Jobabbau

Nach der Ankündigung eines Stellenabbaus bei der DHL könnte der Logistiker nach Einschätzung des Betriebsrats noch in diesem Jahr weitere Jobs streichen. "Wir befürchten, dass das nur die Spitze vom Eisberg sein wird und dass weitere Tausende von Arbeitsplätzen wegfallen werden", sagte der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats der Deutschen Post AG, Thomas Held, der dpa in Bonn.

Das könnte noch dieses Jahr passieren. Dabei handele es sich um Arbeitsplätze, die sozialversicherungspflichtig und tarifgebunden sind. Zuvor hatte das Management angekündigt, bis zum Jahresende 8.000 Stellen abzubauen und dies mit hohen Kosten begründet. Betriebsrat-Chef Held, der auch im Aufsichtsrat des Bonner Konzerns sitzt, nannte diese Ankündigung "total erschreckend". Ende 2024 hatte die Post 187.000 Beschäftigte in Deutschland.

Die Befürchtung, dass die 8.000 "erst der Anfang sind" und es danach schon bald eine weitere umfangreiche Stellenreduzierung geben könnte, begründet Betriebsrat Held mit einer Gesetzesreform, der zufolge kleine Briefwettbewerber der Post von der Umsatzsteuer befreit sind. Diesen Steuervorteil hatte bislang nur die Post als sogenannter Universaldienstleister, der überall in Deutschland Briefe austragen muss. Die nur regional tätigen Wettbewerber müssen das nicht.

Er appelliert an die Bundesregierung, den durch die Reform eingeleiteten "unfairen Preiswettbewerb" zu beenden und der Post wieder den alten Steuervorteil einzuräumen, schließlich habe sie als Universaldienstleister auch deutlich mehr Kosten als die Konkurrenz. Erst am Dienstag hatten sich die Post und die Gewerkschaft Verdi auf einen neuen Tarifvertrag geeinigt, dem zufolge die Entgelte binnen zwei Jahren schrittweise um insgesamt fünf Prozent steigen werden.

Kritik von SPD

Von der SPD kam Kritik am Post-Management. "Das ist ein herber Schlag für die Beschäftigten und ihre Familien", sagte die Bundestagsabgeordnete Katja Mast. Die Post habe eine jahrhundertelange Tradition. "Umso härter ist die jetzige Ankündigung, tausende Stellen abzubauen", sagte die Sozialdemokratin. "Wir kämpfen um jeden Arbeitsplatz in Deutschland - das muss auch für die nächste Regierung gelten."

Masts Fraktionskollege Sebastian Roloff, der bei der Postgesetz-Reform eine zentrale Rolle hatte, sagte, es sei klar, dass sich die Post wettbewerbsfähig aufstellen müsse. "Deshalb haben wir im Postgesetz die Rahmenbedingungen für eine auskömmliche Finanzierung der flächendeckenden Versorgung geschaffen", sagte der Sozialdemokrat. "Warum es trotzdem zu diesem Personalabbau kommt und wie die hohen gesetzlichen Vorgaben mit weniger Personal eingehalten werden sollen, wird DHL beantworten müssen." Er hoffe, dass es sich für längere Zeit um die letzte Abbauankündigung handele.

So reagiert die DHL-Aktie

Der Logistikkonzern DHL hat die Anleger am Donnerstag mit Zahlen und Ausblick euphorisiert. Die Aktien setzten ihren Aufwärtstrend fort: Mit einem Kurssprung auf 43,77 Euro erreichten sie schon in der ersten Handelsstunde den höchsten Stand seit 13 Monaten. Zuletzt behaupteten sie ein Plus von 10,2 Prozent auf 42,73 Euro, was immer noch für die DAX-Spitze ausreichte. Im Kielwasser von DHL zogen auch andere Branchentitel wie DSV, PostNL und Bpost etwas an.

DHL habe 2024 ein wenig besser als erwartet abgeschnitten, kommentierte ein Händler. Zudem sei der vorsichtige Ausblick bereits erwartet worden.

Der operative Ergebnisrückgang (Ebit) im vergangenen Jahr fiel nicht ganz so stark aus, wie von Analysten befürchtet. Die überraschend gute Entwicklung im Schlussquartal sei vor allem dem Expressgeschäft zu verdanken, betonte unter anderem Cristian Nedelcu von der Schweizer Großbank UBS. In geringerem Maß dazu beigetragen hat laut Goldman-Experte Patrick Creuset das E-Commerce-Geschäft. Auch der freie Barmittelfluss fiel besser als von Experten erwartet aus.

2025 rechnet DHL nur mit einer mäßigen Erholung im Tagesgeschäft. Das Unternehmen kündigte zudem ein milliardenschweres Kostenprogramm mit konzernweiten Sparmaßnahmen an sowie den Abbau von 8.000 Jobs im deutschen Post- und Paketgeschäft.

Wie von ihr erwartet, habe der Konzern sich Jahresziele gesetzt, die er auch in einem unsicheren Geschäftsumfeld für erreichbar halte, schrieb Analystin Alexia Dogani von der US-Bank JPMorgan. Zudem sollten die zeitliche Verlängerung und Ausweitung des Aktienrückkaufprogramms am Markt positiv aufgenommen werden, so Dogani weiter.

Auch Andy Chu von der Deutschen Bank hält den Ausblick des Logistikers für realistisch. Zur Barmittelentwicklung, die viele Jahre ein Negativfaktor für die Anleger gewesen sei, merkte er an, dass DHL selbst in einem schwierigen Umfeld die angepeilten 3 Milliarden Euro erreichen und einen großen Teil davon an die Aktionäre ausschütten könne. Zudem sei die Aktie nicht teuer.

BONN (dpa-AFX)

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