Delivery Hero-Aktie: So lief das erste Börsenjahr der Online-Bestellplattform

Genau am 30. Juni 2017 wurden die Anteilsscheine der Online-Bestellplattform Delivery-Hero an der Frankfurter Wertpapierbörse emittiert. Die damals festgelegte Preisspanne pro Aktie belief sich zum IPO auf 22 bis 25,50 Euro. Auf Grund der hohen Nachfrage der Investoren konnten die angebotenen Aktien dann auch zum Maximalpreis platziert werden, wobei sich der erste Börsenkurs bei rund 26,90 Euro einpendelte. Im Nachhinein stellte sich dieser Emissionspreis als wahres Schnäppchen heraus. Mit einem aktuellen Kurs von knapp über 45 Euro pro Anteilsschein liegt das Papier auf Jahressicht nun gut 60 Prozent im Plus. IPO-Investoren, welche das Potenzial der Firma frühzeitig erkannt haben, können somit nun auf einen fulminanten Buchgewinn blicken.

Goldgrube für Rocket Internet

Da der erste Handelskurs der Aktie den eigentlichen Ausgabepreis deutlich überstieg, wurde das Delivery Hero-IPO zu einem der größten Börsengänge des Jahres 2017. Die ehemalige Rocket Internet-Tochter konnte so annähernd eine Milliarden Euro frisches Kapital einsammeln. Hierbei wurden rund 153 Millionen Altaktien und 19 Millionen junge Aktien emittiert. Somit erzielte die Onlineplattform einen Unternehmenswert von insgesamt 4,4 Milliarden Euro. Ein Großteil des durch das IPO eingesammelten Kapitals, wanderte unterdessen an die Alteigentümer und insbesondere den Hauptaktionär Rocket Internet.

MDAX-Aufstieg schafft Aufmerksamkeit

Mit einer gegenwärtigen Marktkapitalisierung von rund 8,42 Milliarden Euro reiht sich der Börsenneuling schon im unteren Mittelfeld der MDAX-Firmen ein. Der rasante Kursanstieg der Delivery Hero-Aktie ermöglichte dem Konzern nämlich den Aufstieg in den Mid-Cap-DAX. Denn die Aufnahme des Konzerns erfolgte nach der sogenannten Fast-Entry-Regeln, wobei sich ein Unternehmen aufgrund der hohen Handelsvolumina und Marktkapitalisierung für einen höheren Index qualifiziert. Die zum 18. Juni in Wirkung getretene MDAX-Aufnahme von Delivery Hero veranschaulicht unterdessen, mit welchem Tempo die Firmenbewertung herangewachsen ist.

Der Aufstieg bringt dem Unternehmen gerade bei internationalen und institutionellen Investoren eine deutlich höhere Aufmerksamkeit. Die Mitgliedschaft in einem der größten deutschen Indizes schafft nämlich auch die richtigen Voraussetzungen für größere Engagements aus dem Ausland. "Wir freuen uns über die Aufnahme in den MDAX, nicht einmal ein Jahr nach unserer Börsenpremiere. Wir sehen dies als weiteren Ansporn, unsere Vision weiter zu verfolgen," so CEO Niklas Östberg in Bezug auf das Index Upgrade.

Gewinnschwelle rückt näher

Trotz der freundlichen Aktienkursentwicklung im zurückliegenden Jahr ist es dem Konzern noch nicht gelungen schwarze Zahlen zu schreiben. Laut Konzernangaben soll die Gewinnschwelle zumindest auf Monatsbasis noch bis zum Ende des vierten Quartals 2018 erreicht werden.

Analysten mit Wachstumsphantasie

Obwohl sich die Aktie im zurückliegenden Jahr schon prächtig entwickelt hat, sieht die große Mehrzahl der Analysten noch weiteres Potenzial für die Anteilsscheine. So stufen von 13 Experten, welche sich intensiv mit dem Unternehmen beschäftigen, lediglich die Analysten von RBC Capital die Aktie auf "Sector Perform". Die restlichen 12 Analystenhäuser sehen die Anteilsscheine jedoch als kaufenswert an. Der geschätzte faire Wert pro Aktie bewegt sich dabei in einer Range von 43,00 Euro bis 55,00 Euro. Gerade die Einschätzung von Morgan Stanley-Analystin Andrea Ferraz sorgt für viel Phantasie. Mit ihrem von 39 Euro auf 55 Euro angehobenen Kursziel für die Aktie, hält sie eine zwanzigprozentige Kurssteigerung somit für durchaus möglich. Aus ihrer Sicht sprechen gerade die neuen Positionierungen des Unternehmens in Nordafrika und Nahost für zukünftig steigende Umsätze.

Mit einem Kursziel von 51 Euro schätzt auch Chris Grundberg von der Schweizer Großbank UBS den vorherrschenden Aufwärtstrend als intakt ein. Nicht ganz so optimistisch beurteilt Goldman Sachs-Analyst Rob Joyce die Lage des Konzerns. Er stuft die Aktie auf "Buy" mit einem Kursziel von 45 Euro. Schließt man alle Analystenmeinungen in die Berechnung des fairen Wertes der Aktie mit ein, erhält man gegenwärtig ein durchschnittliches Kursziel von genau 47,16 Euro. Dementsprechend ist es nun gut möglich, dass sich die Aktie nach ihrem fulminanten ersten Börsenjahr nun etwas behäbiger Richtung Norden bewegt.

Pierre Bonnet / finanzen.net