Nordex-Aktie steigt dennoch zweistellig: Nordex wird für 2022 pessimistischer
Höhere Kosten und unterbrochene Lieferketten stimmen den Windkraftanlagen-Hersteller Nordex pessimistischer für das laufende Jahr.
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Höhere Kosten und unterbrochene Lieferketten stimmen den Windkraftanlagen-Hersteller Nordex nochmals pessimistischer für das laufende Jahr. Die höheren Verkaufspreise aus neuen Kundenverträgen dürften sich erst mit zeitlicher Verspätung positiv auswirken, teilte das Unternehmen am Montagabend in Hamburg mit. Entsprechend werde der operative Verlust in diesem Jahr voraussichtlich vier Prozent des Umsatzes erreichen. Bisher hatte das Management auch ein operatives Ergebnis an der Nulllinie für möglich gehalten. Hoffnung macht jedoch die Auftragslage. Der Kurs der Nordex-Aktie drehte am Dienstag nach anfänglichen Verlusten ins Plus.
Kurz nach Handelsbeginn hatte das Papier noch fünf Prozent an Wert verloren, zum HAndelsschluss lag es jedoch mit 10,19 Prozent im Plus bei 11,46 Euro. Damit war die Nordex-Aktie der stärkste Titeln im Nebenwerte-Index SDAX. Wer zum Tagestief gekauft hatte und mittags wieder verkaufte, konnte binnen weniger Stunden einen Kursgewinn von fast elf Prozent einfahren.
Analysten zeigten sich von den jüngsten Quartalszahlen und der gesenkten Prognose enttäuscht. Branchenexperte Guido Hoymann vom Bankhaus Metzler bescheinigte dem Unternehmen allerdings gute Chancen auf eine Wende zum Positiven. Seiner Ansicht nach dürften die Risiken durch Altverträge mit Kunden, die noch zu niedrigen Preisen vereinbart wurden, demnächst sinken. Insofern stehe Nordex in den kommenden Quartalen vor einer "Übergangszeit".
"Die gesamte Branche hatte sich in den vergangenen Jahren durch eine zu starke Fokussierung auf Marktanteile und Volumen in eine desolate Lage manövriert", schrieb Hoymann. Inzwischen hätten Anbieter wie Nordex aber die Notwendigkeit erkannt, kostendeckende Preise durchzusetzen und Vertragsstandards zu entschärfen. Daher gebe es nun die Hoffnung, dass das zweite Halbjahr 2022 zu einem Wendepunkt werde.
Dass der operative Verlust im laufenden Jahr eher größer als kleiner ausfallen wird, begründete das Unternehmen mit dem "inflationären Preisumfeld" und Folgekosten aus der Verzögerung von Projekten. Ähnlich wie bei Firmen aus anderen Branchen erschweren Unterbrechungen der Lieferketten dem Windkraftanlagen-Hersteller die Arbeit.
Allerdings zog Nordex' Geschäft im dritten Quartal nach einem schwächeren ersten Halbjahr wieder an. In den Monaten Juli bis September erzielte das Unternehmen den Angaben zufolge einen Umsatz von rund 1,7 Milliarden Euro - deutlich mehr als die knapp 1,3 Milliarden ein Jahr zuvor. Damit lag der Erlös der ersten neun Monate mit 3,9 Milliarden Euro nur noch gut zwei Prozent unter dem Vorjahresniveau.
Zugleich machten sich die gestiegenen Kosten und die Unterbrechungen bei den Lieferketten beim Ergebnis bereits deutlich bemerkbar. So stand für die ersten drei Quartale ein operativer Verlust von 200 Millionen Euro zu Buche. Im Vorjahreszeitraum hatte Nordex noch einen operativen Gewinn von 101 Millionen Euro erzielt. Die operative Marge (Ebitda) lag bei minus 5,2 Prozent und fiel damit noch schlechter aus als für das Gesamtjahr prognostiziert.
Unter dem Strich geriet die Firma noch tiefer in die roten Zahlen. Nach neun Monaten stand unter dem Strich ein Verlust von knapp 372 Millionen Euro - nach einem Fehlbetrag von knapp 104 Millionen im Vorjahreszeitraum.
Angesichts neuer Aufträge zu besseren Konditionen für Nordex sieht Unternehmenschef José Luis Blanco aber Grund zur Zuversicht. "In einem herausforderndem Marktumfeld gelang es uns bei den neuen Aufträgen höhere Verkaufspreise zu erzielen, die die massiven extern verursachten Kostensteigerungen mittelfristig kompensieren und unsere Profitabilität erhöhen werden."
An seinem bereits im Mai gesenkten Umsatzziel für das laufende Jahr rüttelte der Konzern nicht, der Erlös soll 5,2 bis 5,7 Milliarden Euro erreichen. Bereits damals hatte sich Nordex vom Ziel eines operativen Gewinns im Gesamtjahr verabschiedet. Die operative Marge soll weiterhin "mittelfristig" auf acht Prozent steigen.
Dabei baut Firmenlenker Blanco auch auf den Erfolg des neuen Turbinentyps N175/6.X, der über einen größeren Rotor verfügt und bei geringeren Windgeschwindigkeiten mehr Strom erzeugen können soll. "Wir sind von den weltweit mittelfristig vielversprechenden Aussichten für unsere Industrie weiterhin überzeugt."
In den ersten drei Quartalen holte Nordex Aufträge für neue Projekte im Umfang von 4,4 Gigawattstunden herein. Das waren zwar weniger als die 4,6 Gigawattstunden im Vorjahreszeitraum, doch der Wert der Bestellungen wuchs im Jahresvergleich von 3,2 auf 3,6 Milliarden Euro.
Im dritten Quartal sei der durchschnittliche Verkaufspreis je Megawatt Leistung um fast ein Drittel auf 0,91 Millionen Euro gestiegen. 69 Prozent der neuen Aufträge entfielen auf Europa, 26 Prozent auf Lateinamerika und 5 Prozent auf Nordamerika. Ende September verfügte Nordex einschließlich Servicedienstleistungen über einen Auftragsbestand von knapp 9,7 Milliarden Euro. Ein Jahr zuvor hatten hier nur rund 8 Milliarden in den Büchern gestanden.
/stw/tih/tav/mis
HAMBURG (dpa-AFX)
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