"Kaufen, wenn alle denken, morgen ist der letzte Tag"
"Euro-am-Sonntag"-Leser gewähren Einblick in ihre Depots und ihre Anlageideen. Den Anfang macht ein Ingenieur, der häufig Kursturbulenzen aussitzt und kauft, wenn die Stimmung auf dem Tiefpunkt ist.
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von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag
An den Bungalows im vornehmen Münchner Stadtviertel Obermenzing sind die Fenster zur Straße meist vergittert. Die weiß gestrichenen Stangen waren das Erste, was Michael Mundenbruch abschaffte, als er vor elf Jahren in den Bungalow seines Großvaters zog. Der quaderförmige, unauffällige Flachbau liegt zwischen den Schlössern Nymphenburg und Blutenburg. Mit einem Teich, in dem man "an warmen Tagen seine Füße kühlen kann", holte der Ingenieur für seine Frau und sich "ein Stück Natur" in den Garten.
Börse fasziniert den 47-Jährigen, der Orders auch mal von unterwegs, via Smartphone, aufgibt. "Ein Spiegel von Wirtschaft, Unternehmen und Emotionen", schwärmt Mundenbruch. "€uro am Sonntag" empfahl ihm sein Schwiegervater vor sieben Jahren. Für den eifrigen Privatanleger ist die Wirtschafts- und Finanzzeitung und ihr Webportal Finanzen.net bei der Informationssuche zu Börse, Firmen und Investments seither erste Wahl.
Für Cashreserven ist in Mundenbruchs Depots selten Platz. "Wenn ich Gelegenheiten sehe oder eine langfristige Idee über Investments an der Börse umsetzen möchte, kann ich nicht widerstehen", räumt der eifrige Anleger ein. Während der vergangenen 16 Jahre hat das ganz ordentlich funktioniert, trotz Zusammenbruch des Neuen Markts nach der Jahrtausendwende und dem Anlegerschock durch die Auswirkungen der Finanzkrise.
Mehr als 100.000 Euro
Die ersten Anteilscheine des Münchners waren 1998 Mitarbeiteraktien der Allianz. Heute ist das Depot ein kleines sechsstelliges Vermögen wert - auch weil Mundenbruch bei einigen seiner heutigen Top-Positionen vorübergehend heftige Kursverluste in Kauf nahm. Etwa beim Augsburger Immobilienkonzern Patrizia. Erstmals kaufte Mundenbruch zum Kurs von sieben Euro, dann rutschten die Papiere im Herbst 2008 auf Pennystock-Niveau ab und waren an der Börse vorübergehend nur noch 87 Cent wert.
"Auch ich war wegen meiner Verluste damals nervös, kaufte aber schließlich auf dem tiefen Kursniveau nach", freut sich der Ingenieur über seinen Mut von damals. Mit 400 Prozent Wertsteigerung ist der inzwischen als Immobilienverwalter für Dritte erfolgreiche Konzern die drittgrößte Position in Mundenbruchs Langfristdepot.
Der Ingenieur hat seit elf Jahren seine eigene Firma und arbeitet als Berater für Projektmanagement, etwa bei der Entwicklung neuer Software, in verschiedenen Unternehmen. Zudem unterrichtet der Techniker mit IT-Spezialisierung als Dozent an Industrie und Handelskammern. "Für meine Altersvorsorge bin ich deshalb seit 2003 selbst zuständig", sagt der Unternehmer. Darüber besorgt scheint er nicht. Investments am Anleihemarkt überlässt Mundenbruch seinem Lebensversicherer, sagt er. Sich selbst sieht der Ingenieur als langfristig orientierten Kleinanleger, der überschaubare Risiken eingeht. In seinen Depots sind rund 75 Prozent Aktien, ein Fünftel Fonds und ETFs, börsengehandelte Fonds, die Länder- und Branchenindizes abbilden.
Bei den Optionsscheinen, etwa fünf Prozent der Investments, werden Papiere mit mindestens einem Jahr Laufzeit gewählt. Bleibt die Kursfantasie der jeweiligen Aktie intakt, werden die Hebelpapiere mit Blick auf ihre Rendite rechtzeitig vor dem Ende ihrer Laufzeit ersetzt, jüngst bei Cancom. Die Papiere des Münchner IT-Systemhausbetreibers und Anbieters von Software, auf die Unternehmen über die Datenwolke, also via Web, zugreifen, ist eine der großen Positionen in Mundenbruchs zweitem, offensivem Depot.
Begonnen hat der Projektberater damit vor zweieinhalb Jahren, nachdem er nach Einführung der Abgeltungsteuer im Jahr 2009 sein langfristiges Depot stillgelegt hatte. Die beständig zunehmenden, steuerfreien Verkaufserlöse des Depots hat der Verwalter der eigenen Altersvorsorge damit ständig im Blick.
Aktien für die Ewigkeit
Vor Einführung der Besteuerung wurde kräftig umgeschichtet: "Auf 30, großteils dividendenstarke Werte von Firmen, die auch dann existieren und Dividenden zahlen, wenn ich mich aus dem Berufsleben zurückgezogen habe", sagt Mundenbruch. Bis jetzt sieht es gut aus. Der Wert der größten Position, Onlinebezahlspezialist Wirecard, der 2004 ins Depot kam, hat sich versechsfacht. Weil Wirecard neun Prozent des Depotwerts ausmacht, werden die Papiere vorerst nicht ins neue Depot nachgekauft.
"Wegen einer ausreichend breiten Streuung der Investments", sagt Mundenbruch. Die Ausnahme von dieser Regel sind Kapitalerhöhungen. Als Langfristanleger nimmt Mundenbruch die kurzfristige Verwässerung des Gewinns pro Aktie durch zusätzliche Anteilscheine gern in Kauf. "Kapitalerhöhungen machen einen wesentlichen Teil der Wertsteigerungen meiner Investments aus", sagt der private Portfoliomanager. Der Wert des zweiten Depots hat bereits ein Viertel des ersten erreicht.
Kostspielige Treue
Für seine Nibelungentreue zu Unternehmen hat der Ingenieur allerdings auch viel Lehrgeld bezahlt: "Ich habe zu stark auf Solaraktien gesetzt", räumt Mundenbruch ein. Das Investment in den Dünnschichtsolarzellen-Spezialisten Q-Cells, der während der Insolvenz 2012 vom koreanischen Hanwha-Konzern übernommen wurde, hat er abgeschrieben. Auch die verbliebenen Solarinvestments, Papiere des Anlagenbauers Roth & Rau, deren Handel wegen des geringen Freefloat eingestellt werden soll, und Aktien des US-Konzerns First Solar, sind kein Grund zum Jubeln. Dennoch bleibt der Ingenieur von der Zukunft regenerativer Energien überzeugt. Das Investment in Windparkbetreiber Nordex läuft gut.
Um den Einfluss der Gebühren gering zu halten, investiert Mundenbruch bei Aktien und Optionsscheinen mindestens 3.000, bei Fonds oder ETFs 5.000 Euro. Wird die 200-Tage-Linie beim Kursverlauf unterschritten, kommt das Engagement auf den Prüfstand, was nicht unbedingt "Verkaufen" bedeutet.
"Wenn an der Börse alle denken, morgen ist der letzte Tag und die Aktienkurse auf breiter Front ins Rutschen gekommen sind, dann kaufe ich", sagt der Kleinaktionär. Als Mundenbruch nach der Finanzkrise 2009 las, dass der Börsenwert der Lufthansa geringer sei als der Wert ihrer Jets, war für ihn klar: "Der Tiefpunkt ist erreicht." Auch als der DAX jüngst knapp 15 Prozent einbüßte, kaufte der Münchner - Optionsscheine auf Cancom und Papiere des auf Lasertechnik spezialisierten Anlagenbauers LPKF. Wegen der Verschiebung eines Großauftrags hatte der Ex-Börsenliebling mit einer Gewinnwarnung geschockt.
Ingenieur Mundenbruch hat der Vermögensaufbau mit Aktien überzeugt: "Dass die Mehrheit der Deutschen auf ihren Sparkonten freiwillig Entwertung in Kauf nehmen und Aktien, auch jene zuverlässiger Dividendenzahler, verteufeln, kann ich nicht verstehen."
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Name | Hebel | KO | Emittent |
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Bildquellen: Vadim Balantsev / Shutterstock.com
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