Lebenszeichen aus Europa

Heiße Biotech-Aktien: Wo Anleger fündig werden

05.08.15 03:00 Uhr

Heiße Biotech-Aktien: Wo Anleger fündig werden | finanzen.net

Während die Biotechnologie-Branche an der Nasdaq boomt, wartet Frankfurt seit 2007 auf den Börsengang eines Biotech-Unternehmens. An anderen europäischen ­Börsen sieht es deutlich besser aus.

von Julia Groß, Euro am Sonntag

Der Neue Markt. 14 Jahre ist es her, dass die Technologieblase auch in Deutschland platzte, und irgendwie scheint das Gespenst noch immer in den Köpfen herumzuspuken.

Das ist zumindest ein Erklärungsansatz dafür, dass Deutschland bei börsennotierten Biotechnologieunternehmen mehr oder weniger auf dem Stand der 2000er-Jahre stehen geblieben ist. Während Aktionäre in den USA seit Jahren gut am Boom der molekularbiologischen Forschung verdienen, beschränkt sich die Aktienauswahl des heimatverbundenen deutschen Anlegers immer noch auf die gleiche Handvoll Unternehmen.

Die US-Technologiebörse Nasdaq begrüßte im vergangenen Jahr 71 neue Biotechfirmen, die insgesamt 5,2 Milliarden US-Dollar bei Investoren einsammelten. Und im ersten Halbjahr 2015 wagten dort bereits 23 Gen- und Zellspezialisten den Sprung aufs Parkett. An der Börse Frankfurt dagegen wartet man seit dem Jahr 2007 auf einen Börsengang aus der Branche.

Für Risikokapitalgeber wie Alfred Scheidegger von der Schweizer Nextech Invest ist das nicht verwunderlich: "Firmen, die bei Forschung, Management und Investoren ein hohes Qualitätsniveau haben, sind in Europa schwieriger zu finden als in den USA." Statistiken zufolge dauert es bei Euro-Biotechs im Durchschnitt 20 Prozent länger, bis sie ihren Finanziers - sei es durch einen Börsengang oder durch einen Verkauf - eine Ausstiegsmöglichkeit bieten können.

Doch außerhalb Deutschlands beginnt der Sektor aufzuholen. 2014 wagten europaweit 15 Biotechunternehmen den Gang an verschiedene europäische Börsen, im ersten Halbjahr 2015 waren es schon elf. Im Juli zogen zwei weitere Firmen - die belgische Mithra und Kiadis aus den Niederlanden - nach. Drei Unternehmen aus Irland, Großbritannien und Dänemark feierten zudem ihr Debüt an der amerikanischen Nasdaq.

Frankreich liegt vorn

Besonders auffällig dabei: Viele Unternehmen entscheiden sich für die Euronext, vor allem in Paris, aber auch in Brüssel (siehe Grafik). "Die Mehrländerbörse hat damit im vergangenen Jahr London als beliebtesten Handelsplatz für Biotechfirmen abgelöst", sagt Sandra Wirsching vom Brancheninformationsdienst Biocom.

Ein weiterer Grund für den Aufstieg der Euronext: Unter den Börsenneulingen sind überdurchschnittlich viele französische Unternehmen. "Das Investitionsklima hat sich in Frankreich generell verbessert, und staatliche Förderung für forschungsintensive Unternehmen erleichtert es Investoren, Risikokapital zu geben", sagt Wirsching. Dadurch haben in den vergangenen Jahren viele Firmen die entsprechende Reife für einen Börsengang erreicht.

Auch auf anderen Wegen gelang es der Branche, mehr Geld einzuwerben. Kapitalerhöhungen oder Fremdfinanzierungen spülten den börsennotierten ­Europäern im ersten Halbjahr 2,6 Milliarden Euro in die Kassen, 140 Prozent mehr als im selben Zeitraum des Vorjahres. Gleich fünf Unternehmen entschieden sich außerdem für eine Zweitplatzierung in den USA, zusammen nahmen sie 633 Millionen Euro ein.

Die Branche ist gereift

Die Europäer überraschen durch enorme Vielfalt und weit fortgeschrittene Entwicklungsprojekte. Mit der britischen Circassia und DBV Technologies aus Paris beschäftigen sich gleich zwei Firmen mit innovativen Wegen zur Bekämpfung von Allergien. Circassia, die 2014 einen rekordverdächtigen 285-Millionen-Euro-IPO in London hinlegte, arbeitet an einer Behandlung von Katzenhaarallergien, die sich bereits in der dritten und letzten klinischen Testphase vor der Zulassung befindet. Die Ergebnisse sollen bis Mitte 2016 vorliegen. Therapieansätze für Gräser- und Hausstaubmilben-Allergiker befinden sich derzeit in Phase II.

Das am weitesten fortgeschrittene Projekt der französische DBV hingegen soll aller­gische Reaktionen auf Erdnüsse verhindern. Nahrungsmittel­allergien, insbesondere gegen Erdnüsse, sind allein in den USA für 125.000 Notarzteinsätze und bis zu 200 Todesfälle pro Jahr verantwortlich. Viele Erdnuss­allergiker tragen ständig eine Adrenalinspritze als Notfall­medikament bei sich.

DBV hat für seine Arzneimittel spezielle Pflaster entwickelt, mit denen sie über die Haut in den Körper gelangen. Eine Phase-III-Studie soll bis Ende des ­Jahres starten. Ein weiteres ­Produkt zur Behandlung von Milcheiweiß­allergien wird im Moment in der zweiten klinischen Testphase untersucht.

Das Besondere an der französischen Firma Abivax sind ihre langjährigen Beziehungen nach Kuba. Der Karibikstaat hat während der jahrzehntelangen Isolation ein gut funktionierendes Gesundheitssystem mit ex­zellent ausgebildeten Wissenschaftlern und Ärzten hervorgebracht. Abivax verfügt bei drei aus Kuba stammenden Impfstoffen über die Vermarktungsrechte für Asien und Latein­amerika. Selbst treibt das Unternehmen die Entwicklung eines Hepatitis-B-Medikaments voran, das gerade in die dritte klinische Testphase eingetreten ist. Ein HIV-Wirkstoff ist in Phase  II.

Statt an Patienten richtet sich die Schweizer Evolva vorrangig an die Nahrungsmittelindustrie. Die Firma stellt verschiedene ­ Naturstoffe durch Fermentation mithilfe gentechnisch veränderter Hefe her. Das erste Produkt ist Resveratrol, eine Verbindung, die zum Beispiel in geringen Mengen in Rotwein enthalten ist und diverse positive Auswirkungen auf die Gesundheit haben soll. Evolva produziert bereits Vanillin und arbeitet zusammen mit dem Agrarkonzern Cargill an der Herstellung des Süßstoffs Stevia. Das erste nicht pflanz­liche Stevia soll 2016 auf den Markt kommen.

Ob die Welle der positiven Stimmung in puncto Biotech auch nach Deutschland herüberschwappt, bleibt indes abzuwarten. Dass zahlreiche Firmen hierzulande Kapitalerhöhungen durchführen konnten und mit TVM ein bekannter Risikokapi­talgeber nach sechs Jahren wieder Geld in ein deutsches Unternehmen steckte, ist immerhin ein erstes gutes Zeichen.

Investor-Info

DBV Technologies
Pflaster gegen Schock

Um die entscheidende Phase-III-Studie für ihr Pflaster gegen Erdnussallergie zu finan­zieren, sammelten die Franzosen gerade 256 Millionen Euro bei einer Kapitalerhöhung an der Nasdaq ein. Das Produkt hat den begehrten ­"Breakthrough"-Status erhalten, der ein ­beschleunigtes Verfahren ermöglicht. Die Umsatz­prognosen für das Pflaster liegen bei einer Milliarde Dollar. Alternatives Investment: Circassia (ISIN: GB 00B JVD 3B2 8).

Evolva
Süßes aus dem Fermenter

Die Schweizer entwickeln neue Herstellungsmethoden für Inhaltsstoffe für die Nahrungsmittel- und Kosmetikindustrie. Mit Cargill, IFF, L’Oréal und BASF existieren namhafte Partner. Für Fantasie sorgt vor allem die bevorstehende Vermarktung von Stevia, einem beliebten pflanzlichen Süßstoff. Dessen Produktion dürfte mit Evolvas Methode billiger werden.

Abivax
Kuba-Connection

Die Franzosen (ISIN: FR 001 233 328 4) haben sich frühzeitig die weltweit anerkannte ­medizinische Expertise aus Kuba gesichert. Erst seit Juni an der Börse, Kaufempfehlung nur für risikobereite Anleger.

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Bildquellen: Alex011973 / Shutterstock.com, Istockphoto

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