Zalando-Aktie deutlich fester: Konsumflaute belastet Umsatz und Ergebnis - Co-CEO hält an Zielen für 2025 fest
Der Online-Modehändler Zalando hat im zweiten Quartal wie erwartet weniger umgesetzt und verdient.
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Verantwortlich dafür waren eine schwächere Konsumlaune, Inflationsdruck und einzelne Lieferengpässe, wie das im DAX gelistete Unternehmen am Donnerstag in Berlin mitteilte. In der zweiten Jahreshälfte will das Unternehmen Zalando wieder auf den Wachstumspfad zurückkehren. Die Prognose hatte das Management bereits Ende Juni gesenkt und dabei zudem mitgeteilt, dass das Ergebnis des zweiten Quartals die Erwartungen deutlich verfehlt hat.
Die seit Monaten massiv unter Druck stehende Aktie legte am frühen Nachmittag als einsamer DAX-Spitzenreiter deutlich zu und setzte damit die jüngste Erholung fort. Das Papier gewinnt zeitweise 13,6 Prozent auf 31,40 Euro und erholte sich damit weiter von dem im Juni erreichten Mehrjahrestief von etwas weniger als 21 Euro. Trotz der jüngsten Erholung summiert sich das Minus seit dem Rekordhoch von knapp 106 Euro auf mehr als 70 Prozent. Mit einem Börsenwert von rund 7,7 Milliarden Euro zählt das Unternehmen zudem zu den Leichtgewichten im deutschen Leitindex, in den Zalando im September bei dessen Erweiterung auf 40 Werte aufgenommen wurde.
Das Ergebnis sei wie erwartet schwach ausgefallen, kommentierte Baader-Analyste Volker Bosse. Zalando gehe durch eine "strukturelle, makroökonomische Krise". Das Unternehmen habe jedoch die richtigen Maßnahmen ergriffen, so der Experte mit Blick auf die Plattform-Strategie, den Partnerprogrammen sowie die Zusammenarbeit mit stationären Händlern. Auch sieht er Potenzial in dem Mitgliederprogramm von Zalando, der Expansion in den Bereichen Kosmetik, Second Hand oder Designer.
Der Umsatz von Zalando sank dabei im zweiten Quartal um vier Prozent auf 2,6 Milliarden Euro. Dabei steigerte das Unternehmen die Zahl der aktiven Kunden um elf Prozent auf mehr als 49 Millionen. Jedoch gaben diese im Schnitt weniger aus. Das Bruttowarenvolumen stagnierte daher bei 3,8 Milliarden Euro. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) rutschte auf 77,4 Millionen Euro ab, nachdem ein Jahr zuvor noch gut 184 Millionen erzielt wurden. Unter dem Strich verblieben 14 Millionen Euro als Gewinn und damit ein Bruchteil der im Vorjahr erreichten 120 Millionen.
Dabei musste sich Zalando auch an einer hohen Vergleichsbasis aus dem Vorjahr messen lassen, als das Unternehmen vom Internet-Bestellboom im Zuge der Corona-Krise massiv profitiert hatte. Das Kundenverhalten dreht nun wieder. Auch bei den Produkten: Anstatt Freizeitbekleidung, insbesondere für zu Hause, würden nun Reise- und Outdoor-Artikel nachgefragt, sagte Zalando-Co-Chef Robert Gentz bei der Präsentation der Zahlen.
Im Zuge des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds kommt zudem ein sich änderndes Kaufverhalten hinzu: Kunden shoppen entweder im Premiumsegment, das sich von der Krise noch relativ unbeeindruckt zeigt, oder wenden sich den günstigen Produkten zu. Das mittlere Preissegment ist dabei der Verlierer.
Zalando hat daher sein Angebot entsprechend angepasst. Das Premiumsegment baute das Unternehmen mit der Übernahme einer Mehrheitsbeteiligung an Highsnobiety, einem Onlineshop und Modeblog, aus. Um die Profitabilität zu verbessern, führte Zalando in 15 Märkten einen Mindestbestellwert ein, der jetzt in allen 25 Zalando-Märkten gilt. Zudem senkte das Unternehmen seine Ausgaben für Marketing und Logistik.
"Wir konzentrieren uns auf Maßnahmen zur Verbesserung unserer Effizienz und unserer Marge - diese werden uns helfen, in der zweiten Jahreshälfte unsere Profitabilität zu stärken", kommentierte Finanzchefin Sandra Dembeck. Auch will Zalando zu Wachstum zurückkehren - hier kommt dem Onlinehändler neben den eingeleiteten Maßnahmen auch ein technischer Effekt zu Gute. So ist die Vergleichsbasis im dritten und vierten Quartal eine geringere Hürde als im zweiten Quartal. Denn im vergangenen Jahr fielen ab Sommer die Restriktionen im stationären Handel nach und nach weg, was das zuvor massive Wachstum bei Zalando wieder in normalere Bahnen lenkte.
Für die zweite Jahreshälfte stellt Zalando ein Wachstum des Bruttowarenvolumens von 6 bis 13 Prozent in Aussicht, für das bereinigte Ebit hat das Unternehmen 154 bis 234 Millionen Euro auf dem Zettel. Dabei gilt insbesondere das vierte Quartal mit dem Weihnachtsgeschäft als traditionell stark.
Zalando hatte bereits Ende Juni die Prognose gesenkt und erklärt, die Zahlen zum zweiten Quartal lägen deutlich unter den Markterwartungen. Beim Umsatz hält Zalando für 2022 eine Stagnation bei 10,4 Milliarden Euro für möglich, im besten Fall könnte ein kleines Plus von drei Prozent herausspringen. Im vergangenen Jahr hatte Zalando dank des Online-Booms erstmals die 10-Milliarden-Marke beim Umsatz überschritten. Auch die Jahre zuvor verwöhnte das Unternehmen die Anleger regelmäßig mit einem robusten zweistelligen prozentualen Wachstum.
Auch die Ergebnisprognose strich Zalando massiv zusammen. Das um Sondereffekte bereinigte Ebit dürfte in diesem Jahr von 468,4 Millionen Euro im Vorjahr auf 180 bis 260 Millionen Euro sinken. Die Mittelfristprognose bestätigte Gentz "aus heutiger Sicht".
Medienberichte, wonach das Unternehmen eine Ausweitung des Geschäfts auf die USA plane, wies Gentz zumindest für den Moment zurück. "Wir werden vorerst nicht in die USA gehen", sagte er. Es gebe genügend Möglichkeiten und Herausforderungen in Europa. "Dort ist unser Fokus."
Co-CEO hält an Zielen für 2025 fest
Zalando hält trotz der Delle im laufenden Jahr an den Langfristzielen für 2025 fest. Der Berliner Online-Marktplatz für Mode will demzufolge weiterhin 2025 unter anderem ein Bruttowarenvolumen (GMV) von mehr als 30 Milliarden Euro und einen Umsatz von etwa 20 Milliarden Euro erreichen.
"Wir halten an den Zielen fest", sagte Zalando-Co-CEO Robert Gentz in der Medien-Telefonkonferenz. Wie sich die einzelnen Parameter in den kommenden drei Jahren entwickeln, müsse man im Einzelnen sehen.
Analysteneinschätzungen zur Zalando-Aktie
Als kursstützend wertete ein Händler eine gesenkte Vorgabe des Unternehmens für die Kapitalausgaben im laufenden Jahr. Analyst Adam Cochrane von der Deutschen Bank wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass es am Markt Sorgen mit Blick auf das Erreichen der Ziele für Umsatz und Margen im zweiten Halbjahr gegeben habe. Die Maßnahmen des Unternehmens bei den Kosten sollten die Bedenken hinsichtlich der Profitabilität jedoch mindern.
Für eine bessere Stimmung in der Branche sorgten unterdessen gute Vorgaben aus den USA, merkte der Händler an.
FRANKFURT (dpa-AFX) / (Dow Jones)
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Bildquellen: DANIEL ROLAND/AFP/Getty Images, Sean Gallup/Getty Images
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