Kopf der Woche

Mpumi Zikalala: De Beers neues Gesicht

aktualisiert 07.12.10 09:08 Uhr

Sie ist die einzige Chefin einer südafrikanischen Diamantenmine: Mpumi Zikalala. Mit ihr gewinnt erstmals seit Ende der Apartheid eine neue Generation von Managern Einfluss im Land.

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von Daniela Meyer, Johannesburg

Unschlüssig bleibt der Herr mit dem grau melierten Haar im Raum stehen, suchend blickt er um sich. Er hätte gern noch einen Tee, bevor das Meeting beginnt, zu dem der weltgrößte Diamantenkonzern De Beers in die südafrikanische Mine Voorspoed geladen hat. Ein Dutzend Männer in dunk­len Anzügen hat bereits an einem Tisch Platz genommen, ihre Laptops vor sich. Am Kopfende sortiert eine junge schwarze Frau einen Stapel Papiere.

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„Ich nehme Roibusch. Mit zwei Löffeln Zucker“, wendet sich der Herr an sie. Mpumi Zikalala blickt auf. Einige Sekunden taxiert sie ihn, ihre dunklen Augen zu Schlitzen verengt. Dann lächelt sie. „Ich weiß nicht, ob Sie schlecht sehen, aber die Getränke stehen dort drüben“, sagt die Chefin der Voorspoed-Mine und deutet auf einen Beistelltisch. Ihre Zuhörer brechen in Gelächter aus, als sie die Konferenz mit einer detaillierten Anleitung für die Zubereitung einer Tasse Tee beginnt.

„Ich habe beschlossen, mit Humor zu reagieren, wenn ich für die Sekretärin gehalten werde oder jemand nach Herrn Zikalala fragt“, erklärt die 31-Jährige. Das sei der Preis dafür, der jüngste und einzige weiblich Minenchef in der südafrikani­schen Diamantenindustrie zu sein – eine Branche, die zu 90 Prozent von Männern beherrscht wird.

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Selbst wenn Geschäftspartner wüssten, dass Voorspoed von einer Frau geleitet wird, seien viele überrascht, sie dort zu treffen. Eine Schwarze. Und so jung. Doch sie lässt sich nicht beirren. „Die Leute werden sich an mich gewöhnen müssen“, sagt sie.

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Zikalala studierte von 1996 bis 2005 an der Uni Witwatersrand in ­Johannesburg Ingenieurwesen. Direkt danach fing sie bei De Beers an. Zuerst als Metallurgin, dann als technische Assistentin der Geschäftsleitung im Johannesburger Firmensitz. Sie war die erste und ­bislang einzige Schwarze in dieser Position. Einer ihrer Chefs entdeckte ihre Führungsqualitäten und schickte sie 2008 als Managerin nach Kimberley – die älteste Mine des Konzerns. Seit Anfang dieses Jahres ist Zikalala Chefin in Voorspoed. Ihr Büro hat sie in einem der Wohncontainer auf dem Minengelände eingerichtet. Eine grau laminierte Arbeitsplatte, dahinter ein Bürostuhl aus schwarzem Kunstleder. An den Wänden hängen Großaufnahmen von Rohdiamanten, daneben ein Ausdruck des Aktienkurses von De Beers. Kein Glamour, nichts Privates. Man sieht: Hier wird gearbeitet.

„Die Wirtschaftskrise hat uns getroffen“, sagt Zikalala. „Wir müssen uns ins Zeug legen.“ De Beers hatte im ersten Halbjahr 2009 einen Gewinneinbruch von 99 Prozent erlitten. Seit Anfang 2010 scheint es wieder bergauf zu gehen. 55 Millionen Dollar Profit schaffte De Beers im ersten Halbjahr – ein Vielfaches der drei Millionen Dollar des Vorjahreszeitraums. Auch der Diamantenausstoß stieg um 134 Prozent auf 15,4 Millionen Karat, der Umsatz kletterte um 74 Prozent auf 2,97 Milliarden Dollar. „Das liegt auch an der Nachfrage aus China“, so die Minenchefin.

Ihr Haar hat sie zu straff am Kopf anliegenden Zöpfen geflochten. Sie trägt eine rot-weiß gestreifte Bluse, darüber einen grauen Pullunder von Aca Joe – eine unter Jugendlichen beliebte Marke, die für bunte Shirts bekannt ist. An einer Silberkette um ihren Hals glitzert ein Diamant. Was so ein Steinchen kostet, will sie nicht verraten. Stattdessen kommt sie auf ein Thema zurück, das sie zu beschäftigen scheint: „Auch bei De Beers sitzen in den obersten Etagen noch hauptsächlich weiße, ältere Herren.“ Unweigerlich muss man an den 65-jährigen Chairman Nicky Oppenheimer denken, dessen Großvater Ernest Oppenheimer bereits 1929 Vorstandschef des 1880 von Cecil Rhodes gegründeten Diamantenkartells De Beers Consolidated Mines war. Zeitweise schürfte die Gesellschaft 90 Prozent aller afrikanischen Diamanten. Heute gehört De Beers zu 45 Prozent dem Minenkonzern Anglo American, zu 40 Prozent der Gründer­familie Oppenheimer und zu 15 Prozent der Regierung von Botswana. Als weltgrößter Förderer kontrolliert das Unternehmen aber auch heute noch gemeinsam mit den Konkurrenten Alrosa, Rio Tinto und BHP Billiton rund 90 Prozent der globalen ­Diamantenproduktion.

De Beers schätzt, dass die Voorspoed-Mine weitere zwölf bis 16 Jahre mit einem jährlichen Ausstoß von 800 000 Karat zu den Konzerneinnahmen beitragen kann. Erst im November 2008 wurde sie von dem Diamantenriesen eröffnet und ist ­damit dessen jüngste Anlage. Historisch gesehen ist die Mine jedoch nicht neu. Von 1906 bis 1912 grub dort die Voorspoed Diamond Mining Company. Doch die Bohrtechnologie war damals noch nicht ausgereift genug, um tiefer als 35 Meter in die ­Gesteinsschichten vorzudringen. Als diese Grenze erreicht war, wurde der Abbau eingestellt.

Nicht nur die Mine ist jung, auch das Durchschnittsalter der Belegschaft liegt bei gerade mal 32 Jahren. In anderen Minen liegt es bei 45 Jahren. Immerhin 35 Prozent der 310 An­gestellten sind Frauen. „Und die kochen nicht nur Kaffee“, lacht Zikalala. 30 Prozent der weiblichen Ange­stellten seien in technischen Berufen beschäftigt – als Ingenieurinnen und Fahrerinnen der Grubentrucks. Darauf ist Zikalala besonders stolz. „Ich will jedem eine bedeutungs­volle Aufgabe geben“, sagt sie ernst. Die Idee, mehr Frauen einzustellen und schwarze Mitarbeiter besonders zu fördern, kam nicht von De Beers selbst. Die südafrikanische Gesetzgebung zwingt Unternehmen seit 2004, auf allen Hierarchieebenen bevorzugt Schwarze einzustellen. So soll das während der Apartheid entstandene Ungleichgewicht allmählich behoben werden.

Bergbaugesellschaften mussten zudem bis 2009 zehn Prozent weibliche Mitarbeiter einstellen. Bis 2014 müssen sie 26 Prozent ihrer Anteile an schwarze Investoren verkaufen, wenn sie ihre Lizenz behalten wollen. De Beers hat nach eigenen Angaben beide Ziele erreicht. So besteht die Konzernbelegschaft zu 30 Prozent aus Frauen, und 26 Prozent seiner südafrikanischen Gesellschaft hat das Unternehmen für umgerechnet 480 Millionen Euro an Schwarze veräußert.

Kein Wunder, dass bei De Beers der Name Mpumi für eine neue Zeit steht. Eine Art Reinwaschung von den dunklen Schatten der Vergangenheit. Wird dem Konzern doch immer wieder vorgeworfen, er habe schwarze Mitarbeiter während der Apartheid als Billigarbeitskräfte missbraucht. Zikalala lacht, als sie erzählt, wie sie ihren Eltern – einer Lehrerin und einem Schulinspektor – versprechen musste, dass sie nicht in einem dunklen Schacht schuften werde. Beide waren schockiert, als ihre Tochter verkündete, sie wolle in einer Mine arbeiten. Für sie waren Minen Symbole der Ausbeutung. Sie glaubten, Mpumi würde für einen Hungerlohn unter Tage gehen.

Vertreter von De Beers waren zuvor in ihre Schule gekommen und hatten den besten Schülern Uni-Stipendien angeboten. Zikalala sah ihre Chance und griff zu. Bis dahin hatte die damals 17-Jährige nie etwas von Studiengängen wie Maschinenbau oder Hüttenkunde gehört.

Das Diskriminierungssystem in Südafrika hatte sie noch am eigenen Leib erfahren. Während gleichaltrige Weiße in ihrem Heimatort Vryheid eine gute Schule im Zentrum besuchten, saß sie im überfüllten Klassenraum einer Township-Schule. Bis sie wegen ihrer guten Noten die Oberstufe einer gesponserten Missionarsschule besuchen durfte, hatte sie noch nie einen Computer gesehen. Geschweige denn einen glitzernden Diamanten.

Ihren Eltern sei es zu verdanken, dass sie trotz allem eine gute Bildung habe, sagt sie. „Meine vier Geschwister und ich wurden zu harter Arbeit angehalten.“ Von ihrer Großmutter, die in einer weißen Familie als Haushaltshilfe arbeitete, habe sie gelernt, dass jeder sein Glück selbst in der Hand hält. Diese Einstellung will sie an ihre Mitarbeiter weitergeben: „Ich sage immer, wenn ihr vor einer Tür steht und jammert, dass ihr nicht reinkommt, wird sich nichts ändern. Die Tür öffnet sich erst, wenn ihr die Klinke drückt.“

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