IfW sieht deutsche Wirtschaft vor mühsamer Erholung
Die deutsche Wirtschaft fasst nach dem coronabedingten Einbruch nach der Einschätzung des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) "nur allmählich wieder Tritt".
In ihrer neuen Konjunkturprognose sagten die Kieler Ökonomen für dieses Jahr einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 6,8 Prozent voraus. Nächstes Jahr soll es dann aber einen BIP-Anstieg von 6,3 Prozent geben. "Die Corona-Krise markiert den schärfsten Einbruch der Wirtschaftsleistung seit Bestehen der Bundesrepublik", konstatierten die Forscher. "Niemals zuvor gab die wirtschaftliche Aktivität in Deutschland schneller und drastischer nach als im Frühjahr des laufenden Jahres."
Die Ökonomen sahen die Wirtschaft vor einer "mühsamen Erholung". Zwar habe sie im April ihre Talsohle wohl durchschritten und dürfte mit den im Mai einsetzenden Lockerungsmaßnahmen einen Teil der Produktionsverluste rasch wieder wettmachen. Allerdings werde die vollständige Erholung einige Zeit in Anspruch nehmen. Wichtige Abnehmerländer seien von der Pandemie wirtschaftlich stärker betroffen, sodass die Exporte "nur nach und nach wieder anziehen". Firmen würden sich wohl noch für geraume Zeit mit Investitionen zurückhalten, da über den weiteren Fortgang der Pandemie hohe Unsicherheit herrsche und bei vielen die Eigenkapitalbasis durch die Absatzflaute angegriffen werde.
Etwas rascher dürften sich nach der Prognose der Kieler Forscher die privaten Konsumausgaben erholen, auch weil die während des Lockdowns sprunghaft gestiegene Sparquote mit den Lockerungen nach und nach wieder zurückgehen dürfte, "sodass zurückgestaute Kaufkraft nachfragewirksam wird". Allerdings sei die Erholung auch hier Gegenwind ausgesetzt, da ein Teil der privaten Haushalte Einkommensverluste erleide und angesichts einer gestiegenen Arbeitsplatzunsicherheit größere Anschaffungen verschoben würden.
Auf dem Arbeitsmarkt werde der Produktionsrückgang zu einem großen Teil durch die Kurzarbeit abgefedert. Gleichwohl sinke die Zahl der Beschäftigten deutlich, und die Arbeitslosenquote steige von 5,0 Prozent im Jahr 2019 auf 6,0 Prozent 2020 und 6,1 Prozent 2021. Das Budgetdefizit werde im laufenden Jahr auf 5,9 Prozent des BIP hochschnellen und auch im kommenden Jahr, wenn sich die Einnahmen wieder stabilisiert hätten und viele der Hilfsprogramme ausgelaufen seien, noch bei 3,2 Prozent liegen. Der Schuldenstand wird nach den Kieler Berechnungen in den kommenden beiden Jahren mit 73,1 und 70,2 BIP-Prozent oberhalb von 70 Prozent liegen, nach 60 Prozent im Jahr 2019.
DJG/ank/apo
BERLIN (Dow Jones)
Weitere News
Bildquellen: Bernd Juergens / Shutterstock.com