Apple und Walt Disney: Wie realistisch ist die Milliardenübernahme?
Seit Apple-Chef Tim Cook im Februar Andeutungen über einen möglichen Zukauf in Milliardenhöhe gemacht hat, nehmen die Spekulationen kein Ende. Analysten meinen nun, einen besonders heißen Übernahmekandidaten ausgemacht zu haben.
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Apple hortet Unmengen an Bargeld: Auf mehr als 200 Milliarden Dollar sollen die Cash-Reserven des Konzerns aus Cupertino mittlerweile angewachsen sein. Doch während der iPhone-Hersteller offenbar keine Ahnung hat, was er mit diesem Geld anfangen soll, haben Analysten eine recht konkrete Idee: Apple könnte einfach Walt Disney kaufen.
Diese Einschätzung äußerten in den letzten Tagen RBC-Analyst Steven Cahall, Liberty-Media-Gründer John Malone und Samantha Greenberg, Gründerin des Hedgefonds Margate Capital. Ausreichen würde das Geld schon einmal: Disney wird an der Börse aktuell "nur" mit knapp 180 Milliarden Dollar bewertet - es bliebe also wohl sogar noch etwas übrig. Und Apple-Chef Tim Cook hatte bereits Anfang des Jahres bei einer Analystenkonferenz signalisiert, dass man ständig nach lohnenden Übernahmen suche und durchaus auch ein großes Unternehmen kaufen würde, wenn es einen besonderen strategischen Wert besitze. Den hätte Disney zwar ohne Zweifel zu bieten, aber ist das genug, damit Apple wirklich derartig viel Geld in die Hand nehmen würde?
Apple plant Einstieg in das Spezialgebiet von Disney
Eine enge Verbindung zwischen Apple und Disney gibt es schon längst - auch vor der Zeit der Übernahmegerüchte: Als Disney 2006 Pixar aufkaufte, saß Steve Jobs nicht nur bei Apple, sondern auch beim Animationsstudio auf dem Chefsessel. Jobs wurde nach der Übernahme dann zunächst auch zum größten Einzelaktionär des Unterhaltungsriesen und freundete sich außerdem mit dessen damaligem und aktuellem Chef Bob Iger an. Der zog dann auch 2011 - nach dem Tod von Steve Jobs - in den Apple-Verwaltungsrat ein, um den plötzlich leer gewordenen Platz zu füllen.
Keine Überschneidungen gab es hingegen bei den Geschäftsfeldern der beiden Konzerne - bis jetzt. Denn Apple will offenbar seine Content-Strategie überdenken und in Zukunft stärker auf selbstproduzierte Serien setzen, die dann im Rahmen von Apple Music zum Streaming angeboten werden sollen. Apple würde auf diese Weise die Abhängigkeit von den Produktzyklen seiner Hardware-Bestseller - hauptsächlich dem iPhone - reduzieren und käme außerdem dem erklärten Ziel näher, den Umsatz der Service-Sparte - zu der alle Apps und Dienste zählen - bis 2020 auf 48 Milliarden Dollar nach oben zu treiben.
Angeblich würden bereits Verhandlungen mit Hollywood-Produzenten laufen. Auch über einen Zukauf in der Medienbranche wurde bereits spekuliert. Dass im Rahmen der Übernahmefantasien nun auch der Name Walt Disney fällt, ist daher keine große Überraschung - denn in Sachen Content-Produktion kennt sich der Konzern aus: Unter anderem stammen die neuesten Filme aus der Star-Wars-Reihe, die Kinoadaptionen der Marvel-Comics sowie die Blockbuster "Die Eiskönigin" und "Die Schöne und das Biest" aus den Disney-Studios. Dennoch ist es eher unwahrscheinlich, dass Apple gerade bei dem Konzern rund um Micky Maus, Donald Duck und Co. zuschlagen würde.
Analysten spekulieren seit Jahren - ohne konkrete Hinweise auf Deal
Die Gerüchte, dass Apple an Disney interessiert sei, sind nicht gerade neu: Es gibt sie bereits seit mindestens 2014. Damals träumte unter anderem Analyst Francis McInerney von North River Ventures davon, dass ein gemeinsamer Konzern wie "Netflix auf Steroiden" wäre. Passiert ist seitdem allerdings nichts - auch weil es sich damals wie heute nur um Spekulationen handelte. Die Analysten, die einen Zusammenschluss sinnvoll finden, nennen meist das Potenzial eines solchen Konzerns als einzigen Grund. Insider-Informationen besitzen sie nicht, und auch Apple und Disney haben sich bislang nicht zu den Gerüchten geäußert.
Analyst Cahall von RBC schränkt sogar in seiner Analyse ein, dass er sich einen Apple-Disney-Konzern nur dann vorstellen könne, wenn Disney den nationalen Sportsender ESPN abspalten würde. Dieser würde Cook womöglich von einem Kaufangebot abhalten, da Apple sich eher global orientieren und ESPN somit nicht ins Bild passen würde. Er geht dabei allerdings stillschweigend davon aus, dass Disney an einer Übernahme durch Apple interessiert sei und dem Konzern aus Cupertino bei einem Angebot mit einer Trennung von ESPN entgegenkommen würde. Doch zuletzt sah sich der Micky-Maus-Konzern nicht nach Käufern um - eher im Gegenteil: Das Unternehmen war selbst auf der Suche nach Übernahmezielen und hatte ein Gebot für Twitter erwogen. Angeblich sollen lediglich Imagesorgen den Ausschlag dafür gegeben haben, dass man sich doch nicht um den Kurznachrichtendienst bemühte.
Apple hat zwar Geld - aber nicht in den USA
Doch auch auf Seiten Apples dürfte es trotz aller Vorteile auch ein starkes Argument gegen ein Kaufangebot für Disney geben: Das aktuelle Steuerrecht in den USA. Denn der größte Teil von Apples Bargeldbestand liegt momentan im Ausland. Falls Apple wirklich in den Vereinigten Staaten für mehrere Milliarden Dollar zukaufen würde, müsste das Geld erst dorthin zurückgebracht werden - und das würde hohe Steuerzahlungen nach sich ziehen. Der iPhone-Konzern dürfte also wohl zunächst Donald Trumps Steuerreform abwarten, bevor er einen wirklich großen Zukauf angeht.
"Wirklich groß" hatte bei Apple zudem bislang auch andere Dimensionen - die eine Disney-Übernahme bei weitem sprengen würde. Mit nur drei Milliarden Dollar war nämlich der Kauf des Kopfhörerherstellers Beats bislang Apples größte Akquisition - Peanuts im Vergleich mit den rund 180 Milliarden Dollar, die man für den Unterhaltungsriesen auf den Tisch legen müsste.
Auch wenn der Bargeldbestand von Apple locker für einen Kauf von Disney reichen würde, die Hilfe des Unterhaltungsriesen bei Apples neuer Content-Strategie sicher nützlich wäre und Analysten einen solchen Zusammenschluss nur allzu gerne sähen, wird es daher wohl auch jetzt wieder bei einer reinen Übernahmefantasie bleiben. Womöglich ist aber in ein paar Jahren mehr dran, wenn die gleichen Gerüchte zweifellos wieder aufkommen werden.
Redaktion finanzen.net
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