BASF-Aktie knickt ein: BASF rechnet mit schwierigen dritten Quartal und hält an Stellenabbau fest
Die Corona-Krise und eine schwache Nachfrage der Autoindustrie belasten weiterhin die Geschäfte des Chemiekonzerns BASF.
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"Nach wie vor ist die Corona-Pandemie eine große Herausforderung für uns alle", sagte der Vorstandsvorsitzende Martin Brudermüller bei Vorlage der Zahlen zum zweiten Quartal am Mittwoch in Ludwigshafen. Angesichts der anhaltend hohen Unsicherheit der wirtschaftlichen Entwicklung gibt BASF weiterhin keine Ziele für das Gesamtjahr 2020 aus.
Das Unternehmen rechnet im laufenden dritten Quartal mit keiner wesentlichen Verbesserung beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) sowie vor Sondereinflüssen gegenüber dem zweiten Jahresviertel. BASF begründete dies mit einer im August generell niedrigeren Nachfrage und der Saisonalität des Agrargeschäfts. Der Dax (DAX 30)-Konzern hatte bereits Eckdaten zum zweiten Quartal vorgelegt.
Die Corona-Krise macht auch den Aktionären von BASF weiterhin schwer zu schaffen. Die Papiere des Chemiekonzerns sackten bis zum späten Mittwochvormittag um mehr als fünf Prozent auf 49,30 Euro ab und waren damit der mit Abstand schwächste Wert im leicht nachgebenden deutschen Leitindex Dax (DAX 30). Die Resultate für das zweite Jahresviertel hätten zwar den vorab publizierten Daten entsprochen, aber die Aussagen zum dritten Quartal seien nicht gut für die Stimmung, sagte ein Händler.
"Der Blick auf den Juli zeigt, dass die täglichen Bestellungen immer noch unter dem Niveau des Vorjahres liegen", sagte Brudermüller in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Kunden blieben sehr vorsichtig. Sie bestellten häufiger geringere Mengen. Etwa die Hälfte des BASF-weiten Auftragsbestands werde im Folgemonat abgerufen. Weitere 30 Prozent aller Aufträge hätten ein Lieferdatum im darauffolgenden Monat. Damit würden 80 Prozent des Auftragsbestands innerhalb der nächsten zwei Monate gebucht. "Wir haben keine klare Sicht darüber hinaus", fügte er hinzu.
Am härtesten von einem Nachfrageeinbruch, Produktionsausfällen und Störungen in der Lieferkette wurde im zweiten Quartal die Autoindustrie getroffen, sagte Brudermüller. Verglichen mit dem Vorjahresquartal sank die weltweite Automobilproduktion im zweiten Quartal 2020 um 45 Prozent. Ohne China habe der Rückgang der Automobilproduktion in dem Zeitraum rund 60 Prozent betragen. Für das gesamte Jahr 2020 erwarte BASF insgesamt einen Rückgang um 27 Prozent.
Im Zeitraum April bis Juni schrumpfte der Konzernumsatz wie bereits bekannt im Vergleich zum Vorjahr um zwölf Prozent auf 12,7 Milliarden Euro. Der Konzern führte dies vor allem auf einen Nachfrageeinbruch aus der Automobilindustrie zurück. Besser lief es für BASF hingegen im Geschäft mit Aromainhaltsstoffen, Pharma und Humanernährung. Auch die Pflanzenschutzmittel- und Saatgut-Sparte entwickelte sich etwas besser.
Unter dem Strich entfiel auf die Anteilseigner der BASF auch wegen Abschreibungen auf die Beteiligung Wintershall Dea infolge des Ölpreisrutsches ein Verlust von 878 Millionen Euro. Hier hatte vor einem Jahr dank eines Buchgewinns im Zusammenhang mit der Zusammenführung des Öl- und Gasgeschäfts der Tochter Wintershall mit dem Rivalen Dea noch ein dickes Plus von fast 6 Milliarden Euro gestanden.
Bereits vor der Corona-Krise hatte Brudermüller ein Sparprogramm aufgesetzt, um den Konzern profitabler zu machen. Mit dem Programm will das BASF-Management den operativen Gewinn (Ebitda) ab 2021 jährlich um zwei Milliarden Euro verbessern. Die geplante Streichung von 6000 Stellen wurde bereits im April um ein Jahr auf Ende 2020 vorgezogen. 2019 hatte das Unternehmen weltweit bereits 3100 Jobs abgebaut.
BASF verzichte auf betriebsbedingte Kündigungen, sagte Brudermüller. "Das Unternehmen macht ein Angebot, und der Mitarbeiter nimmt es an oder nicht. Hier haben wir bereits eine große Zahl von Verträgen abgeschlossen." Im ersten Halbjahr wurden demnach rund 250 Stellen in Ludwigshafen und rund 850 weltweit gestrichen. Pensionierung und Fluktuation seien ebenfalls Instrumente, mit denen der Personalstand gesteuert werden könne.
Unterdessen soll der Verkauf der Bauchemie-Sparte im dritten Quartal und der des Pigmentgeschäfts im vierten abgeschlossen werden - vorausgesetzt es liegen alle kartellrechtlichen Zustimmungen vor, teilte BASF mit. Der japanischen Feinchemiehersteller Dic habe zwar Ende Juni seinen Antrag in der sogenannten Phase eins bei der EU auf Erlaubnis zum Kauf des BASF-Pigmentgeschäfts zurückgezogen, erläuterte Finanzchef Hans-Ulrich Engel. Dies sei aber kein ungewöhnliches Vorgehen, wenn man von der Behörde Hinweise erhält und den Antrag dann noch einmal neu einreicht.
BASF-Aktie unter Druck
Die Corona-Krise macht den Aktionären von BASF weiterhin schwer zu schaffen. Die Papiere des Chemiekonzerns sackten bis zum XETRA-Handelsende um 4,90 Prozent auf 49,53 Euro ab und waren damit der mit Abstand schwächste Wert im leicht nachgebenden deutschen Leitindex DAX.
Börsianer äußerten sich skeptisch. So sagte ein Händler, die Resultate für das zweite Jahresviertel hätten zwar den vorab publizierten Daten entsprochen, aber die Aussagen zum dritten Quartal seien nicht gut für die Stimmung.
Analyst Markus Mayer von der Baader Bank betonte zwar die starke Entwicklung der freien Barmittel im abgeschlossenen Quartal. Für den Abschnitt von Juli bis September aber seien die Marktschätzungen insgesamt wesentlich höher gewesen.
Der Fachmann Gunther Zechmann vom US-Analysehaus Bernstein Research schrieb, dass nun die durchschnittlichen Gewinnerwartungen des Marktes für 2020 viel zu hoch erschienen, wenngleich das Unternehmen den Ausblick für das dritte Quartal als konservativ bezeichnet habe.
Mit dem Kursrutsch zur Wochenmitte verlängerte sich derweil die Leidenszeit der BASF-Aktionäre. Die Papiere waren im März im Zuge des Corona-Crashs mit 37,36 Euro auf den tiefsten Stand seit 2009 gefallen. Anschließend hatten sie sich zwar bis Anfang Juni bis auf 58,40 Euro hoch gearbeitet; dann jedoch erfolgte wieder ein Rückschlag bis auf gut 48 Euro. Kurz vor der Eskalation der Krise am Rosenmontag (24. Februar) hatten die Anteilsscheine noch bei knapp 61 Euro notiert. Im Gegensatz dazu hat bereits knapp ein Drittel der 30 im DAX notierten Unternehmen die virusbedingte Kursscharte wieder ausgewetzt.
Auch aus charttechnischer Sicht haben sich die Perspektiven für die BASF-Aktien mit dem aktuellen Kursrutsch deutlich eingetrübt. Die Papiere notieren nun unter den 21- und den 50-Tage-Durchschnittslinien, die seit Mitte Juli den Kurs noch gut unterstützt hatten. Die beiden Kurven beschreiben den kurz- beziehungsweise mittelfristigen Trend. Der langfristige Trend ist bereits seit Mitte Februar gebrochen. Seitdem bewegt sich der BASF-Kurs unterhalb der 200-Tage-Linie.
(dpa-AFX)
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Bildquellen: BASF SE
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