Keine Trennung in DAX & Co.

Deutsche Börse beendet Dotcom-Ära mit Index-Öffnung für Techwerte

22.05.18 23:22 Uhr

Deutsche Börse beendet Dotcom-Ära mit Index-Öffnung für Techwerte | finanzen.net

Die Deutsche Börse lässt die Dotcom-Ära hinter sich. Die strikte Trennung zwischen reinen Technologieunternehmen und klassischen Industriebranchen bei der Zusammensetzung der DAX-Indizes endet im September.

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13.905,4 PKT 21,6 PKT 0,16%

3.487,7 PKT -1,5 PKT -0,04%

Vorausgegangen war eine Umfrage unter Marktteilnehmern durch den Börsenbetreiber Deutsche Börse. "Die Index-Welt der Deutschen Börse wird moderner und attraktiver", lautet das Urteil der Index-Expertin Petra von Kerssenbrock von der Commerzbank.

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Die Unterscheidung von klassischen Branchen auf der einen und Tech-Unternehmen auf der anderen Seite entstand vor rund 20 Jahren, als Internetfirmen wie Pilze aus dem Boden schossen und ihre Bewertungen in schwindelerregende Höhen schnellten. Damals wurde der Neue-Markt-Index Nemax 50 gegründet. Bald brach der Neue Markt zusammen und der TecDAX entstand, auch um den in Verruf geratenen Nemax 50 vergessen zu machen.

Den TecDAX wird es auch künftig geben, allerdings passt die Deutsche Börse ihr Regelwerk internationalen Standards an. Konkret bedeutet dies, dass Technologiewerte künftig auch in den Index der mittelgroßen Unternehmen MDAX oder den Kleinwerteindex SDAX aufgenommen werden können.

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Zudem werden DAX-Konzerne aus der Technologiebranche dann auch im TecDAX zu finden sein. Die DAX-Familie - DAX, MDAX, SDAX und TecDAX - wird aus insgesamt 190 statt aus 160 Mitgliedern bestehen. Wirksam werden die Änderungen am Montag, 24. September, nach der jährlichen Index-Überprüfung.

"Wir werden immer technologielastiger und die Abgrenzung zwischen klassischen Branchen und Technologie wurde immer schwieriger", bringt Expertin von Kerssenbrock die geplanten Anpassungen auf den Punkt. "Das ganze Hin und Her hat eh keiner mehr verstanden", ergänzt Analyst Uwe Streich von der Landesbank Baden-Württemberg. Er nennt beispielhaft die Aufnahme der Start-Up-Schmiede Rocket Internet in den SDAX 2016 oder den Kampf des Lichtspezialisten OSRAM 2013 gegen dessen Aufnahme in den TecDAX.

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Positiv sehen die beiden Index-Experten, dass künftig Platzhirsche aus der ersten Börsenliga auch im Technologie-Index gelistet werden. "Das dürfte den TecDAX attraktiver machen, da nun auch die wichtigsten deutschen Techwerte dort abgebildet sein werden", sagt von Kerssenbrock. Sie erwartet dort neben Infineon und SAP auch die Deutsche Telekom. Siemens hingegen sieht sie wegen der breiten Aufstellung des Konzerns dort nicht unbedingt.

Kritik an der neuen TecDAX-Konstruktion kommt vom Vermögensverwalter Uwe Eilers von der Frankfurter Vermögen. "Wenn drei oder gar vier DAX-Werte in den TecDAX kommen und man sie zu den dortigen Schwergewichten wie Wirecard oder United Internet hinzurechnet, werden mit nur wenigen Unternehmen 50 Prozent oder mehr des Index abgebildet. Das ist alles andere als ausgewogen." Selbst mit der üblichen Kappung der Gewichte großer Unternehmen auf 10 Prozent des auf dem Streubesitz basierenden Börsenwerts entstehe "eine zu starke Abhängigkeit von nur wenigen Werten".

Zudem werde eine Einbeziehung von Technologie-Aktien in den MDAX und den SDAX die Schwankungsanfälligkeit der Indizes erhöhen, gibt Eilers zu bedenken. Denn Techwerte schwanken gewöhnlich stärker als der Gesamtmarkt. "Und das ist etwas, das wertorientierte Anleger wie Fondsgesellschaften oder auch Privatanleger in der Regel gar nicht mögen."

Die Aufstockung des MDAX von 50 auf 60 und des SDAX von 50 auf 70 Mitglieder sieht Analystin von Kerssenbrock als "gute Größen", zumal dadurch "mehr Werte unterhalb des SDAX eine Heimat bekommen und so die Investierbarkeit und Handelbarkeit unterstützt wird." Schließlich ist es ein echtes Qualitätsmerkmal zur DAX-Familie zu gehören. Viele institutionelle Anleger meiden tendenziell Kleinwerte unterhalb des SDAX.

Dem LBBW-Experten Streich gehen die Aufstockungen indes nicht weit genug. "Eine Erweiterung der DAX-Mitglieder von 30 auf 50 wäre im Zuge der aktuellen weitreichenden Änderungen wünschenswert gewesen", moniert er. Er verweist auf die gestiegene Anzahl großer Unternehmen. Inzwischen hätten 57 deutsche Unternehmen einen auf dem Streubesitz basierenden Börsenwert von über vier Milliarden Euro.

Auch Vermögensverwalter Eilers sieht dies so: "In der zweiten Reihe haben wir genügend Werte, die in den DAX passen."

/ck/mis/she

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---

FRANKFURT (dpa-AFX)

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