Axel Springer: Fusion mit ProSiebenSat.1 ist kein denkbares Szenario - Großaktionär KKR übernimmt Streubesitz
Der Medienkonzern Axel Springer hält eine Fusion mit der Senderkette ProSiebenSat.1 momentan für ausgeschlossen.
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"Ein Zusammenschluss mit der ProSiebenSat.1-Gruppe ist derzeit weder angestrebt noch ein denkbares Szenario", sagte Springer-Vorständin Stephanie Caspar am Donnerstag auf der virtuellen Hauptversammlung zu Fragen von Aktionären. "Es gab zu diesem Szenario auch in den Jahren 2019/2020 seitens Axel Springer keinen Kontakt zu ProSiebenSat.1." Caspar betonte aber auch: "Die Planungen von KKR diesbezüglich sind uns nicht bekannt." Der US-Finanzinvestor ist mit 47,6 Prozent größter Eigentümer von Springer und hält ebenfalls Anteile an ProSieben. Das hat zuletzt immer wieder für Spekulationen in der Branche und bei Analysten gesorgt, KKR könne die Zusammenarbeit zwischen seinen beiden Beteiligungen verstärken.
Beschluss: Großaktionär KKR übernimmt Streubesitz bei Axel Springer
Beim Medienkonzern Axel Springer wird der Aktien-Streubesitz aufgelöst. Der US-Finanzinvestor Kohlberg Kravis Roberts (KKR) übernimmt als Großaktionär die sich noch im Streubesitz befindlichen Anteile von insgesamt rund 0,9 Prozent. Auf der digitalen Hauptversammlung des Medienkonzerns wurde am Donnerstag ein entsprechender Beschlussvorschlag mit erforderlicher Mehrheit angenommen. Springer zog sich in diesem Jahr von der Börse zurück. Das Unternehmen will mit der 2019 geschlossenen strategischen Zusammenarbeit mit KKR schneller wachsen.
Der Investor hatte sich nach und nach rund 47,6 Prozent der Anteile gesichert. Nun kommt der Streubesitz hinzu. 60,24 Euro je Aktie will KKR dafür zahlen.
Daneben halten die Großaktionärin Friede Springer und der Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner künftig jeweils rund 22 Prozent. Unlängst war dazu bekanntgeworden, dass Friede Springer einen großen Teil ihrer Anteile am Unternehmen Döpfner schenkt, zudem kauft er einen weiteren Teil ihrer Anteile. Die Enkel des Verlagsgründers, Ariane Melanie Springer und Axel Sven Springer, halten zudem 6 Prozent am Konzern mit rund 16 000 Mitarbeitern.
Im Sommer wurde bekannt, dass KKR einen sogenannten Squeeze-Out anstrebt. Dabei können Aktionäre, die den kleineren Streubesitz halten, gegen eine angemessene Barabfindung vom Großaktionär herausgedrängt werden.
Springer-Chef Döpfner zählte in der Hauptversammlung Vorteile auf. Der Ausschluss der Minderheitsaktionäre ermögliche, "die von Vorstand und Aufsichtsratsrat beschlossene Wachstumsstrategie des Unternehmens umzusetzen." Es entfalle etwa das Risiko, dass ins Handelsregister einzutragende Umstrukturierungen oder Kapitalmaßnahmen "durch unbegründete Klagen von Minderheitsaktionären verzögert werden können". Döpfner ergänzte: Beschlüsse der Hauptversammlung könnten "schneller und einfacher" herbeigeführt werden. Auf Veränderungen wirtschaftlicher Rahmenbedingungen könnte man schnell und flexibel reagieren.
Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger, die Interessen von Kleinaktionären vertritt, kritisierte das Vorgehen zum Streubesitz. Aktionäre würden ungleich behandelt, hieß es nach dem Beschluss. Der Sprecher der Vereinigung für die Region Berlin, Michael Kunert, der nach eigenen Angaben selbst einige Springer-Aktien besitzt, hält es für möglich, dass es Anfechtungsklagen geben könnte.
Der Springer-Konzern, der für seine journalistischen Marken "Bild" und "Welt" bekannt ist, strebt an, Weltmarktführer bei digitalem Journalismus und digitalen Classifieds - also Rubrikengeschäften - zu werden. Zu Rubrikengeschäften zählen zum Beispiel Immobilien- und Jobportale. Auch das Preisvergleichsportal Idealo ist im Springer-Portfolio. Die Mehrheit der Umsätze des Konzerns mit Hauptsitz in Berlin wird im Digitalen erwirtschaftet.
Für den Beschluss zum Streubesitz war es erforderlich, dass KKR dort als Hauptaktionärin auftritt, wie der Konzern im Oktober mitgeteilt hatte. Deshalb hatte der Investor über seine Holdinggesellschaft Traviata B.V. auf Basis von Wertpapierdarlehen, unter anderem mit von Großaktionärin Friede Springer und Konzernchef Mathias Döpfner kontrollierten Gesellschaften, vorübergehend das Eigentum an weiteren rund 51,5 Prozent erworben. Nach Wirksamwerden des Squeeze-Out sollen die Aktien wieder zurückübertragen werden.
Berlin (Reuters)/BERLIN (dpa-AFX)
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Bildquellen: Jan Pitman/Getty Images
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